Bären wittern ihre Chancen, Bullen halten dagegen
Gestern Morgen haben sich die Meldungen über Forderungen nach einem härteren Lockdown förmlich überschlagen. Der Druck auf die Politik hat deutlich zugenommen. Und dabei sind auch die Rufe aus den eigenen Reihen nach einer Ausweitung der Maßnahmen sehr viel lauter geworden. Für die Wirtschaft, die Unternehmen und somit auch für die Aktienkurse sind dies natürlich keine guten Nachrichten. Und so haben Anleger entsprechend reagiert und sich von einigen Aktien verabschiedet. Das hat Druck auf die Kurse ausgeübt.
Vorgestern hatte sich diese Kursschwäche schon angedeutet. Doch nach der Pressekonferenz der EZB und dem Start des US-Handels konnten sich die Kurse dynamisch erholen und damit zunächst noch retten. Gestern früh haben sich die bearishen Signale im kurzfristigen Bereich dann doch bestätigt. Aber ab Mittag startete erneut eine deutliche Kurserholung. Bullen und Bären werden offenbar agiler, die Volatilität nimmt zu. Und damit wird der Kampf um die aktuelle Dominanz am Markt härter.
DAX fällt tief in die ehemalige Seitwärtsrange zurück
Der DAX geriet gestern mit Beginn des Handels in eine Abwärtsbewegung. Und mit der Tageskerze hat er die gesamte Spanne einer ehemaligen Seitwärtsrange ausgenutzt, die in etwa der oberen Hälfte des dunkelblauen Rechtecks zwischen 12.590 und 13.300 Punkten entspricht (siehe gelbes Rechteck im folgenden Chart).
Dass der DAX in diese Range zurückgefallen ist und auch noch deren unteres Ende erreicht hat, ist sehr kurzfristig betrachtet bereits deutlich bearish zu werten. Denn dem Index ist es nun nach den Versuchen vom Sommer (roter Bogen) ein weiteres Mal nicht gelungen, die Rechteckgrenze bei 13.300 Punkten nachhaltig zu überwinden.
Stattdessen ist er jüngst am Hoch vom 3. September bei 13.460,46 Punkten in zwei Anläufen abgeprallt und hat damit hier eine Art Doppeltopp ausgebildet (siehe auch rote Pfeile im folgenden Chart). Dabei sind die Kurse nun erneut deutlich unter das Hoch vom 9. November (rote Linie) sowie den Aufwärtstrendkanal (grün) zurückgefallen. Und das Zwischentief vom ersten Trendbruch wurde auch unterboten.
Schon in der Börse-Intern vom 2. Dezember hatte ich geschrieben, dass sich die Aktienindizes schwer tun mit neuen Hochs und daher derzeit „schon ein einzelner deutlich schwacher Moment die Gewinne mehrerer Tage oder gar Wochen ausradieren“ kann. Genau einen solchen Moment haben wir nun erlebt. Der DAX ist bis an das Tief vom 13. November bei 13.004,82 herangelaufen, womit die Gewinne fast eines Monats hinfällig wurden.
Immerhin wurde dieses Tief gestern noch verteidigt – das gestrige Tagestief lag bei 13.009,48 Zählern – womit die ehemalige Seitwärtsrange (gelbes Rechteck im Target-Trend-Chart oben) exakt eingehalten wurde.
Haben die Fehlversuche der Bullen nun bearishe Konsequenzen?
Ich erinnere aber auch an die vorangegangene DAX-Analyse vom 8. Dezember bzw. an das Zitat aus dem Target-Trend-Spezial: „Wenn der DAX dynamisch und klar aus den aktuellen Tendenzen nach oben ausbricht, kann man einen Long-Trade eingehen. Und sollten die jüngsten Fehlversuche bearishe Konsequenzen haben (durch dynamisch fallende Kurse), bietet sich ein Short-Trade an.“
Gestern Vormittag sah es schon sehr danach aus, dass die diversen Fehlversuche der Bullen nun bearishe Konsequenzen haben. Den Bullen ist es in mehreren Anläufen nicht gelungen, die Oberhand zu behalten und den Aufwärtstrend fortzusetzen. Daher haben die Bären ihre Chance gewittert. Bestätigt wird dies, wenn der DAX die Seitwärtsrange nach unten bricht, also die Unterstützung bei 13.004,82 Punkten.
Entwarnung ist dagegen angesagt, wenn das Hoch vom 9. November (Tag der Impfstoffmeldung von Biontech und Pfizer) bei rund 13.300 Punkten noch einmal erreicht bzw. sogar überwunden wird. Das wäre ein wichtiger Hinweis, dass sich die Bullen das Ruder noch nicht aus der Hand nehmen lassen wollen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Trading
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)