Medizintechnik in Zeiten der Krise gefragt
Technologieaktien gehören zu den Gewinnern der Coronakrise. Während der DAX oder Dow Jones im Chart etwas unerwartet immerhin eine V-Formation ausgebildet haben und damit den Kursschock zu Beginn der Pandemie inzwischen wieder voll ausgeglichen haben, erholte sich der Technologiesektor weitaus besser. Der TecDAX steht im Moment auf Jahressicht bei +8%, der deutsche Technology All Share Index bei +24%, der etwas spezifischere Branchenindex DAXsector Technology sogar bei +45% und auch der amerikanische Technologieindex Nasdaq-100 liegt mit +48% ebenfalls deutlich über dem Gesamtmarktgeschehen.
Im Nasdaq tummeln sich Branchenriesen wie Apple, Microsoft, Amazon oder Alphabet. Im Zuge der Krise haben dort auch die Kurse von Tesla, Zoom Video Communications oder Netflix spürbar angezogen. Nach so manchen dreistelligen Zuwächsen in der Jahresperformance sind nun ebenfalls sehr hohe Bewertungen mit zum Teil dreistelligen KGVs zu beobachten. Es gibt aber nach wie vor interessante Technologie-Nebenwerte, gegenwärtig aussichtsreich und mit deutlich moderateren Bewertungsniveaus. Folgerichtig ist hierbei, dass Unternehmen aus der Medizintechnik in Zeiten einer Pandemie einen gewissen Schwerpunkt bilden.
Drägerwerk ist ein international führendes Unternehmen in der Medizin- und Sicherheitstechnik. Das Unternehmen bietet Ausstattungen für Krankenhäuser, Rettungsdienste, Feuerwehr oder Bedarfsträger im Gefahrenmanagement an. Dazu zählen beispielsweise Anästhesiearbeitsplätze, Beatmungsgeräte, Atemschutzausrüstungen, Gasmesssysteme, Tauchtechnik oder Alkohol- und Drogenmessgeräte. Neben den Vorzugsaktien sind auch die Drägerwerk Stammaktien börsengelistet. Im TecDAX und SDAX sind jeweils die Vorzüge enthalten. Wie schon in den Halbjahreszahlen des Unternehmens deutlich erkennbar, setzte sich der positive Trend dieses Jahr im Zuge der Pandemie mit starker Nachfrage fort. Nach vorläufigen Zahlen für die ersten neun Monate 2020 legte der Umsatz um über 20% auf knapp 2,3 Mrd. Euro zu. Das EBIT lag bei etwa 228 Mio. Euro. In der Vorjahresperiode war hier noch ein leichtes Minus verzeichnet worden.
Stratec ist ein Anbieter von vollautomatischen Analysesystemen für die klinische Diagnostik und Biotechnologie. Zu den Kunden der Technologien zählen Laboratorien, Blutbanken oder Forschungszentren. In Zeiten der Pandemie profitiert die Gesellschaft speziell von der gestiegenen Nachfrage nach In-vitro-Diagnostik. Bereits im Vorjahr zur Krise waren deutliche Umsatz- (+18%) und Ergebnissteigerungen zu verzeichnen. Im aktuellen Halbjahr verbesserten sich der Umsatz erneut um 10% auf 119 Mio. Euro und das Nettoergebnis um 29% auf 6 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2020 werden ein organisches Umsatzwachstum zwischen 14%-18% und weitere Margenverbesserungen erwartet. Seit vielen Jahren zahlt Stratec stabile Dividenden.
Geratherm Medical ist in der Medizintechnik auf medizinische Körpertemperaturmessung ausgerichtet und bietet Produkte vom Fieberthermometer bis hin zu komplexen Wärmesystemen im OP- und Rettungsbereich an. Darüber hinaus befinden sich auch Blutdruck- und Lungenfunktionsmessgeräte oder Geräte zur Erkennung von Vorhofflimmern zur Schlaganfallprävention im Produktportfolio. Durch die Pandemie ist die Nachfrage nach Geratherm-Produkten international stark gestiegen. Zum Halbjahr 2020 wuchsen Umsatz um 29% auf 13,8 Mio. Euro und Gewinn um über 83% auf 1,0 Mio. Euro. Für die kommenden Quartale wird mit einer Fortsetzung der positiven Entwicklung gerechnet.
Optische Technologien sind die Geschäftsbasis von Jenoptik. Der Fokus liegt hierbei in optischen Systemen, Laser und Materialbearbeitung, industrieller Messtechnik, Verkehrssicherheit sowie in Verteidigung und zivilen Systemen. Das Unternehmen beliefert Kunden im Automobilbereich, der Halbleiterindustrie, der Medizintechnik, der Sicherheits- und Wehrtechnik und der Luft- und Raumfahrtindustrie. Im ersten Halbjahr 2020 traten Corona-bedingt Rückgänge bei Umsatz und Gewinn ein. Bereits für das erwartete stärkere zweite Halbjahr und folgend dann für 2021 werden wieder beschleunigtes Wachstum, Margenverbesserungen und eine Verbesserung der Profitabilität angestrebt. Seit Jahren verfolgt Jenoptik darüber hinaus eine stabile Dividendenpolitik.
Init ist ein Digitalisierungs-Spezialist für den ÖPNV im Bereich Verkehrstelematik, also Anwendungen, die das Verkehrsgeschehen erfassen und steuern. Der Fokus liegt auf Telematikkomponenten und -systemen sowie auf elektronischen Zahlungssystemen für Busse und Bahnen. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte der Umsatz um 15% auf 156 Mio. Euro gesteigert werden mit deutlichem Gewinnsprung auf 11 Mio. Euro incl. einer Dividendenerhöhung. Für 2020 geht man erneut von einem ähnlichen Umsatzwachstum auf über 180 Mio. Euro und einer weiteren EBIT-Steigerung aus.
Fundamentale Daten und Schätzungen (Stand: 26.10.2020)
Unternehmen | ISIN | Kurs in EUR | MCap in Mio. EUR | Umsätze 2019 in Mio. EUR | DIVe | KGVe |
Drägerwerk & Co. Vz | DE0005550636 | 70,40 | 535 | 2.781 | 0,4% | 6,5 |
Stratec | DE000STRA555 | 125,80 | 1.520 | 221 | 0,7% | 44,4 |
Geratherm Medical | DE0005495626 | 11,00 | 54 | 20 | 2,7% | 27,5 |
Jenoptik | DE000A2NB601 | 22,58 | 1.290 | 855 | 0,9% | 25,6 |
Init | DE0005759807 | 26,80 | 269 | 156 | 1,7% | 21,7 |
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