Wer versteht schon die „Kreml AG“ (richtig)?
+++KREMLIN AG mit Top-Russland-Know how+++Gazprom soll Werbepartner von Schalke 04 werden+++ Ist Putin nach seiner Präsidentschaft Vorstand bei Schalke 04?+++Wie Gerüchte Kurse machen+++
Am 7. Oktober stellte sich die Hamburger Beteiligungsgesellschaft KREMLIN AG bei dem Hamburger Börsentag im Börsenzimmer vor. Die KREMLIN AG kauft russische Aktien direkt „vor Ort“ in Russland – und das bisher mit großem Erfolg. KREMLIN AG ist die englische Entsprechung vom Kreml AG, was vom Lübecker Amtsgericht bei Gründung als Name wegen der Verwechslungsgefahr mit dem Kreml verweigert wurde. Ganz offensichtlich sprechen die Lübecker Amtsrichter kein englisch, den „KREMLIN“ wurde im Nachhinein als Namenseintragung genehmigt. Kreml(in) und Börse oder noch symbolträchtiger „KREMLIN im Börsenzimmer“ – passt das überhaupt zusammen? Der Vortragssaal war jedenfalls überfüllt und die Werbematerialien der KREMLIN AG waren schon am Morgen vergriffen, was sicherlich kein Zeichen von Desinteresse seitens der Anleger ist. Der überaus gelungene Vortrag des Allein-Vorstands Jörn Schmidt hat nicht nur aufgezeigt, dass der russische Aktienmarkt die letzten Jahre den DAX klar outperformt hat, wovon wiederum auch die KREMLIN AG profitiert hat, sondern er zeigte auch durch eine Reihe von geistreichen Zitaten auf, wie facettenreich und gegensätzlich Russland ist. Eines der vorgebrachten Zitate war, dass die Russen die Deutschen besser kennen als umgekehrt. Da mag was Wahres dran sein. Auch haben die deutsch-russischen Beziehungen schon zu Zarenzeiten eine lange Tradition. Es ist sicherlich nicht einfach, der russischen Seele auf die Spur zu kommen, aber einseitige Sichtweisen, die oft nur einen der Teil der „Medienrealität“ widerspiegeln, sind bei einem Investment in Russland sicherlich wenig ratsam. Auch ist es nicht sinnvoll, immer wieder mit dem Zeigefinger in „Besserwessie-Manier“ aufzeigen zu wollen, was alles in Russland falsch läuft und wie es im westlichen Sinn besser laufen müsste. Aber eine Antenne zu haben, um aufzuspüren, was hinter der Kulisse im Kreml wirklich abläuft, ist wertvoller als so manches Zahlenmaterial. Wie gut, dass der Berater der KREMLIN AG, Dr. Thies Ziemke, direkt in Moskau Sitz und eine über 30-jährige Geschäftserfahrung mit Russen hat und die Sachverhalte richtig einzuschätzen weiß. Ziemke leitet jetzt übrigens einen eigenen Russland-Hedgefonds in Moskau unweit des Kremls und seine Gesellschaft heißt KREML Capital Management Ltd. Wie gut, dass die russischen Registratoren kein deutsch verstehen…!
Sicherlich ist es schon starker Tobak, was den westlichen Investoren in den letzten Wochen und Tagen an „Medienrelität“ alles zugemutet wird, wobei die russische “Medienrealität“ eine ganz andere ist als die „westliche“. Da wird auf offener Straße der stellvertrende Zentralbankchef Koslov, der für Bankenzulassungen zuständig ist, kaltblütig ermordet und vor einigen Tagen die gegenüber der Regierung kritische, russische Journalistin Anna Politkowskaja getötet. Der offenbar politisch motivierte Mord an Politkowskaja wird zum beherrschenden Thema beim sechsten Petersburger Dialog, der am Montag in Dresden eröffnet wurde. EX-Präsident Gorbatschow sprach auf einen ernsthaften Angriff auf Demokratie und Pressefreiheit in Russland, mit der es ohnehin nicht zum Besten bestellt ist. Präsident Putin will eine Untersuchung einleiten, die wohl zu keinen Ergebnissen führen wird. Die Progrome in Kondogoma deuten auch nationalistische Tendenzen hin, wobei die Unruhen in Korelien von offizieller Seite tschetschenischen Banden in die Schuhe geschoben werden. Bie dem Lizenzentzug von Shell beim Sakhalin-Projekt aufgrund der Verletzung vom Umweltauflagen wird mit ganz anderen Mitteln gekämpft und Gazprom (=der Kreml) soll hernach der Sieger sein. Putin droht nun auch Georgien mit militärischen Maßnahmen, da sich „Russland“ nicht bedrohen lasse. Vier Russen wurden in Georgien zuvor wegen Spionageverdacht des Landes verwiesen. Sicherlich schmecken Putin auch nicht die Annäherung Georgiens an die EU und der Schmusekurs mit dem amerikanischen Präsidenten Bush. Hier ist sicherlich einiges „im Bus(c)h“ und vieles deutet darauf hin, dass dies schon einen Vorgeschmack auf den Wahlkampf für die Parlamentswahlen im Dezember 2007 und die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2008 sein wird. Wer sich hier gegen Putin stellt, wird es nicht einfach haben. Davon weiß sicherlich Ex-Yukos-Chef Chodorkowski, ein sibirisches Lied zu singen. Eine Yukos AG dürfte es jedenfalls bis zum Wahlkampf nicht mehr geben, da bis dahin der Konzern liquidiert wird – zugunsten von Gazprom und Rosneft, die sich die Assets zu Schnäppchenkursen unter den Nagel reißen werden. Gazprom und Rosneft meldeten Rekordhalbjahreszahlen und sie sind Bestandteil der „Kreml AG (nicht oder nur zum Teil, um Verwechslungen auszuschließen, der KREMLIN AG). Während der reichste „Engländer“ Roman Abromovich neben einigen Stahlaktien auch den Fußballclub Chelsea London aufkaufte, soll nun gerüchteweise Gazprom als Werbeträger für Schalke 06 im Gespräch sein. Zudem will Schalke 04 mit dem FC Zenit St. Peterburg eine Partnerschaft beginnen - und Putin ist von Anfang an dabei. Putin war übrigens stellvertretender Bürgermeister von St. Petersburg bevor er als „no name“ im Jahr 2000 Präsident wurde. Gazprom will auch ein neues Fußballstadion in St. Peterburg, der Heimat von Putin, für 400 Mio. USD bauen. Will Putin nach seiner Präsidentschaft etwa von St.. Petersburg aus später Vorstand bei Schalke 04 werden oder beim FC Zenit St. Petersburg, die dann mit Schalke 04 mergen? Ex-Kanzler Schröder wird dann sicherlich auch zum Schalke-Fan werden und Putin nicht nur bei Pipelineprojekte von Gazprom ein guter Berater sein. Schröders Patensohn aus St. Petersburg heißt übrigens Gregor. Vielleicht wird er mal im Fußball ein ganz Großer bei FC Zenit St Petersburg – oder doch auf Schalke? In Russland ist alles möglich – auch das Unmögliche. Im nächsten Jahr wird uns wohl der Vorstand der KREMLIN AG Jörn Schmidt wieder im Hamburger Börsenzimmer bei den Hamburger Börsentagen berichten können, dass KREML(IN) und Börse gut zusammenpassen und aufzeigen wie man im Land der großen Gegensätze auch gute Gewinne machen kann. St. Petersburg und Hamburg sind übrigens Patenstädte. Es passt alles – irgendwie – doch wie ein Puzzle zusammen – oder etwa nicht?
Hinweis: der Autor Andreas Männicke wird im Rahmen der Börsen-Seminarreihe von Trading-house.net am 13.10.06 in Frankfurt/M und am 20.10.06 in München einen Vortrag über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten. Rechtzeitige Anmeldung ist unter www.trading-house.net aufgrund der begrenzten Plätze zu empfehlen. Das nächste ESI-Ostbörsen/Rohstoff-Seminar „Go East!“ wird am 18. Oktober in Frankfurt/M um 17.30 Uhr stattfinden und hier werden auch einige Crash-Thesen diskutiert werden. Infos und Anmeldung unter www.eaststock.de, Tel: 040/6570883
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| 08.10.06 22:34 Uhr