Wall Street vor Crash?
+++US-Rezession deutet sich an+++Abkoppelung einiger Emerging Markets möglich+++hoher Ölpreis stützt Moskauer Börse+++Schwieriges Jahr steht bevor+++Moskauer Börse weiter mit guten Chancen+++
+++US-Rezession deutet sich an+++Abkoppelung einiger Emerging Markets möglich+++hoher Ölpreis stützt Moskauer Börse+++Schwieriges Jahr steht bevor+++Moskauer Börse weiter mit guten Chancen+++
Die Wall Street startete denkbar schlecht mit zwei Tagen, wo der der Dow Jones um über 200 Indexpunkten, also fast 2% einbrach. Am 4. Januar schloss der Dow Jones Industrial Index bei 12.800 Indexpunkten mit einem Minus von 1,96% auf dem Tief aufgrund schlechter Arbeitsmarktdaten, was nichts Gutes für die nächste Woche befürchten lässt. Die schlechten Konjunkturdaten und der Rekordölpreis von erstmals 100 USD/Barrel vermassselten den Anlegern damit weltweit die erhoffte Jahresanfangsrallye. Noch mehr kam zuvor aufgrund der Angst vor einer US-Rezession der japanische Nikkei Index unter Druck.
Dabei sollen die ersten fünf Tage an der Wall Street angeblich maßgeblich für den Börsenverlauf des gesamten Jahres sein. Demnach dürfte dieses Jahr wieder sehr schwierig und turbulent werden. Auf der anderen Seite sind die Jahre vor einer US-Präsidentschaftswahl in der Regel gute Börsenjahre, da die US-Regierung mit Steuererleichterungen, Staatshilfen ( in diesem Jahr für die Häuslebauer) und Kreditvergaben konjunkturelle Unterstützungen auf den Weg bringt, die das Volk bei Laune halten soll. Dabei ist die erste Jahreshälfte oft in der Statistik der schlechtere Teil von einem abschließend guten Börsenjahr. Ob dies auch dieses Jahr so ist, kann man sich aber nicht verlassen. Ich rechne zumindest wieder mit einem sehr volatilen Jahr mit einigen Panikverkäufen, aber auch zwischenzeitlich mit großen Trading-Chancen für „Schnäppchenjäger“.
Die jetzt an der Wall Street diskutierten Themen werden uns wohl das ganze Jahr beschäftigen und das ist eine mögliche „Stagflation“, also eine stagnierende Wirtschaft bei höherer Inflation. Da mit weiteren Zinssenkungen der FED zu rechnen ist, wird der Dollar weiter zum Euro schwach tendieren und wahrscheinlich in diesem Jahr die 1,50 EUR/USD-Marke überschreiten. Der Ölpreis dürfte weiter hoch bleiben und damit die importierte Inflation antreiben. Da der Realzins in den USA jetzt schon negativ ist (=Inflation hoher als Zinssatz), beginnt die Suche nach Alternativen. Da Immobilien „out“ sind, flüchtet sich der Anleger in Rohstoffe: Gold/Silber und Platin erreichten neue Rekordmarken. Der Goldpreis ist jetzt auch nicht mehr weit von dem Rekord-Preis aus dem Jahr 1980 von 874 USD/Unze entfernt. Die 1000 USD/Unze-Marke wird jetzt anvisiert.
Charttechnisch befindet sich die Wall Street schon jetzt in einer brisanten Situation, da die jetzt erreichte 12.800-Marke auf eine wichtige Unterstützungslinie trifft. Wird diese nachhaltig über100 Punkte unterschritten, könnte es sehr schnell zu weiteren Kurseinbrüchen bis auf die 12.000-er Marke kommen, da unterhalb von 12.800 Indexpunkten viele Stopp-loss-Marken liegen. Bei 12.700 Indexpunkten ist das Chartbild also äußerst bearish. Ein ähnliches Bild liefert der Chart des S&P-Index, wo die wichtige Unterstützungslinie bei 1400-Indexpunkten liegt. Wird diese Marke nachhaltig um mehr als 50 Punkte durchbrochen, sieht es düster aus. Die kritische „bearishe Zone“ liegt also bei 1350-1400 Indexpunkten beim S&P; weil sich bei Unterschreiten ein Mega-Trendwechsel andeutet. Schon dreimal und zwar im März, August und Dezember 2007 wurde an diese Linie an der Wall Street getestet und dann durch die „Wall Street-Eingreiftruppe“, zu der auch Präsident Bush und Notenbank-Chef Bernanke zählt, gerettet - unterstützt von hektischen Notenbankmaßnahmen (=Zinssenkungen) und beruhigenden Worten von offizieller Seite (Bush). Durch ein Short-Squeeze, also dem Eindecken von Leerverkäufen, wurde der Markt dann wieder künstlich nach oben getrieben.
Letztendlich wird sich die Börse aber an den ökonomischen Fakten orientieren und diese sehen – zumindest für die USA – nicht gut aus. Die Arbeitslosigkeit wird zunehmen, die Inflation wird ansteigen, die Immobilienkrise wird sich fortsetzen und zu weiteren 1,4 Mio. Zwangversteigerungen führen, die US-Bankenkrise wird sich vor allem im Privatkreditgeschäft fortsetzen und das BSP wird abnehmen. Die entscheidende Frage für die USA ist, ob nun auch der überwiegend kreditfinanzierte Konsum nachhaltig einbricht oder nicht. Damit stellt sich die Frage, ob ein „Soft Landing“ gelingt oder eine harte Landung (=Crash) bzw. „bereinigende Krise“ unausweichlich ist.
Ich halte beides für möglich und der Anleger sollte sich auf beide Varianten einstellen. Es wird zu weiteren Rettungsaktionen einerseits der Notenbanken und anderseits von ausländischen Investoren kommen. Zuletzt stieg der Inder Ratan Tata, ein indischer Oligarch, mit Tata Motors bei der Traditionsmarke Jaguar/Land Rover ein, letztendlich um damit den US-Konzern Ford zu unterstützen, der Jaguar für 2,5 Mrd. USD im Jahr 1989 und Land Rover im Jahr 2000 für 2,75 Mrd. USD übernommen hatte. Ford braucht im Moment jeden Dollar, um den eigenen Konzern zu sanieren. Zum Ford-Rettungsplan gehört auch die Streichung von 46.000 Arbeitsplätzen bei 16 Werken in Nordamerika. Ford erlitt schon in 2006 einen Verlust von 13 Mrd. US-Dollar. Bei dem maroden Automobilkonzern General Motors- einst das Flagschiff der US-Wirtschaft – stieg schon der russische Oligarch Deripaska mit 5% ein.
Die gesamte US-Autoindustrie hängt im Moment am berühmten „seidenen Faden“. Damit sind aber auch viele Arbeitslose und eine Rekordverschuldung verbunden. Es gibt wohl kaum Unternehmen auf der Welt, die so hoch verschuldet sind wie Ford und General Motors. Geht eines von beiden infolge der US-Rezession pleite, könnte es eine Lawine an den internationalen Finanzmärkten geben, weil viele Investmentbanken mit Großkrediten mit den Automobilkonzernen verbunden sind. Auf der anderen Seite erwirtschaften andere US-Unternehmen wie ExxonMobil und auch Goldman Sachs weiter Rekordgewinne und stehen liquiditätsmäßig sehr gut da. Es wird sich also die „Spreu vom Weizen“ trennen. Falls die USA in eine Rezession gerät, dürfte Japan als Exportland besonders darunter leiden.
Also sind wir von dem möglichen „Tsunami“ an den Welt-Finanzmärkten aufgrund sektoral zu hoher Verschuldung gar nicht so weit entfernt. Dabei wird es aber nur zu kurzfristigen Einbrüchen kommen, da die „armen“ Emerging Markets bzw deren „reiche“ Staatsfonds und reichen „Oligarchen“ als Retter der Welt die Hände aufhalten werden wie zuletzt bei der Citibank und Morgan Stanley, die mit arabischer und chinesischer Hilfe gestützt wurden. Auch dies wird in 2008 – neben Klimawandelaktien – ein neuer Mega-Trend werden. Ausländischen Investorengruppen werden in den USA auf „Schnäppchenjagd“ gehen. Der DAX ist übrigens schon jetzt zu 53% im Besitz von ausländischen Investoren und damit auch abhängig von den ausländischen Investoren. Ziehen sie ihr Kapital wieder ab, wird auch der DAX einbrechen.
Die Frage ist nur, ob sich die prosperierenden Emerging Markets mit ihren boomenden Wirtschaften (China wider über 10% auch in diesem Jahr, der Rest im Durchschnitt mit 5%) von der Misere in den USA und in Japan abkoppeln können. Gute Voraussetzungen dafür hat in diesem Jahr die Moskauer Börse und das nicht nur wegen des anhaltend hohen Rekordölpreises von 100 USD/Barrel. In Russland finden am 2. März die Präsidentschaftswahlen statt. Das neue „Dreamteam“ (?) Putin/Medwedew macht Hoffnung auf Kontinuität und Stabilität, und damit auf mehr Berechenbarkeit, auch wen der dominierende Kremleinfluss im Ausland nicht gerne gesehen wird. In Russland. boomen im Moment viele Branchen wie Metallurgie (Rohstoffe, vor allem Stahl/Kohle), Konsum, Bauwirtschaft, Medien, Telekom, Internet, Medien, Pharma und es wird so viel investiert werden wie noch nie. Vor allem große Infrastrukturinvestitionen wie für die Eisenbahn, die Modernisierung der Energiewirtschaft, den Bau von Autobahnen und Pipelines werden die Konjunktur zumindest sektoral in Schwung halten. Russland ist im mancher Hinsicht noch ein Entwicklungsland, was positiv zu bewerten ist, denn es gibt noch viel zu entwickeln und für den Anleger zu entdecken. Allerdings ist auch in Russland die merklich ansteigende Inflation in den zweistelligen Prozentbereich ein Problem geworden. Südosteuropa erstickt zwar im Moment im Schnee, hat aber auch noch großes Nachhol- und damit Wachstumspotential. Hier gilt es aber den Kosovokonflikt im Auge zu haben. Auch sind die Bewertungen in Südosteuropa nicht mehr günstig. Insofern ist der Anleger gut beraten, Liquidität bereitzuhalten oder jetzt auch in Liquidität zu gehen, um später auch einen Teil davon in Osteuropa anzulegen. Denn die meisten deutschen Anleger haben die fulminante Hausse an den Ostbörsen in den letzten Jahren schlichtweg verschlafen.
Hinweis: Der Autor hat im letzten Rohstoff-Spiegel (www.Rohstoff-Spiegel.de) vom 15.12.07 eine ausführliches Interview über die Aussichten der Ostbörsen gegeben. Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ im Frühjahr 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de)
@ ad-hoc-news.de
| 05.01.08 13:11 Uhr