Stunde der Wahrheit: Monsterwelle in Sicht!
+++S&P sieht große Kreditrisiken+++Mega-Übernahmen wahrscheinlich++Re-Kapitalisierung zwingend erforderlich+++ Reboundchancen an Ostbörsen nutzen+++
„Die Stunde der Wahrheit an den Weltbörsen kommt unweigerlich in Kürze, der Tag der Abrechnung kommt aber erst in einigen Jahren.“. So oder so ähnlich möchte ich die gegenwärtige nach wie vor prekäre Situation an den internationalen Finanzmärkten beschreiben. Durch die erneuten Rettungsversuche von „Helikopter-Ben“ wurde zunächst ein weiterer Kurszusammenbruch an den Weltbörsen vermieden. Dafür steigen aber die Inflationsgefahren in der Zukunft.
US-Notenbankchef Ben Bernanke nahm panikartig die Refinanzierungszinsen in wenigen Tagen um 1,25 Basispunkte von 4,25 auf 3,0 Prozent zurück, was es in dieser Schnelligkeit noch nie gegeben hat. Ich rechne sogar mit weiteren Zinssenkungen in den USA. Dennoch glaube ich, dass die Rettungsaktionen zu spät kommen und auch nicht so richtig fruchten werden. Das BSP-Wachstum betrug in den im 4Q07 nur noch 0,6%. In diesem Quartal wird erstmals seit langer Zeit wieder mit einem Minus beim BSP gerechnet. Die Arbeitsmarktdaten waren am Freitag schon denkbar schlecht. Auch die Chinesen bekommen allmählich – nicht nur wegen des ungewöhnlichen Kälteeinbruchs – an der Börse „kalte Füsse“. Die meisten Weltbörsen setzten dennoch in den letzten Tagen zu einem von mir erwarteten Rebound und geradezu klassischem Pull back an. Der Dow Jones ist damit jetzt nur noch um unter 5% seit Jahresbeginn gefallen, was schon nichts mehr mit einem Crash zu tun hat. Die Kursverluste bei DAX und einigen Ostbörsen waren wieder einmal wesentlich stärker, was aber nicht gerechtfertigt ist.
Nun stoßen die meisten Weltbörsen von der Markttechnik aber auf größere Widerstände. Die Stunde der Wahrheit für Chart- und Markttechniker wird schon nächste Woche erfolgen. Gelingt der Durchbruch beim Dow Jones über 12800, werden die Kurse weitweit schon durch ein Short Squeeze schnell anziehen. Sinken die Kurse aber wieder unter 12600 aufgrund schlechter Konjunkturdaten und neuer Abschreibungen im Bankensektor, droht eine weitere Verkaufswelle, die noch stärker werden kann als die erste. Einen weiteren Sell of bzw. Crash wird es aber erst unter 12000 Indexpunkten geben. Unter 11600 Indexpunkten ist sogar ein neue „Monsterwelle“ in Sicht. Das gleiche gilt für den DAX, wo sich bei 7000 Indexpunkten der erste große Widerstand und bei 7500 Indexpunkten der zweite Widerstand befindet. Es kann gut sein, dass wir uns mithilfe der Wall Street in diese Region „hochzittern“. Mit neuen Höchstkursen rechne ich aber nicht so schnell wieder. Dies wäre dann also eine typische „Bärmarktrallye“, solange keine neuen Höchstkurse erreicht werden. Dieser Trend kann dann jederzeit wieder kippen und ins Gegenteil umschlagen.
Zudem muss irgendwann auch der Tag der Abrechnung für die Geldmengenexpansion und starke Verschuldung in den USA kommen: die Geldmenge M3, die vorsichtshalber schon lange Zeit nicht mehr veröffentlich und geheim gehalten wird, steigt in den USA rasant an - ich schätze um 17% im Jahr. Wenn das Geld vom Helikopter-Ben nicht verkonsumiert oder in der Industrie investiert wird, gibt es wieder weitere Blasenbildungen an den Finanzmärkten, was nicht gesund ist. Das von Bush angeschobene 150 Mrd. USD-Konjunkturprogramm der USA ist bei stärkerer Sparneigung nur ein Tropfen auf den heißem Stein bzw. er verpufft im Nichts. Dafür werden die US-Schulden immer höher. Wenn die Pferde in den USA nicht saufen sollten, ist auch die Wiederwahl des US Notenbankches Bernanke in Gefahr, da er - anders als die EZB - neben der Preisstabilität auch für die Konjunktur zu sorgen hat - einer Doppelbelastung, die er im Moment nicht gewachsen ist. Dann werden wohlmöglich B&B (Bush und Bernanke) in 2009 gemeinsam abtreten und ein Neuanfang muss in den USA mit neuen Personen gewagt werden. Die werden sich aber einem enormen Schuldenberg gegenüberstehen und hohen Leistungsbilanzdefiziten, was den Start erschweren wird. Im Wahlkampf kann jetzt jeder noch das Blaue vom Himmel versprechen, auch wenn dunkle Wolken schon heranziehen. Die Ratingagentur S&P sieht die Bonität bei Anleihen im Volumen von 500 Mrd. USD gefährdet und siehr konkret Verluste in Höhe von 265 Mrd USD auf den Finanzmarkt zukommen, die „irgendwie“ absorbiert werden müssen. Weitere Downgrades im Anleihen-Rating sind also wahrscheinlich – nicht nur bei den angeschlagenen Bondsversicherern Ambac und MBIA. Mit weiteren Hiobsbotschaften wie zuletzt der 4,4 Mrd. Franken (2,6 Mrd. €) Verlust der UBS muss im Bankensektor gerechnet werden. Im Vorjahr meldete UBS noch einen Rekordgewinn von 12,2 Mrd. Franken. Im 4. Quartal erlitt UBS sogar einen Rekord-Verlust von 18,4 Mrd. USD (12,46 Mrd. €). Noch höher waren bisher nur die Verluste bei Merrill Lynch (15,7 Mrd. USD) und Citibank (18,1 Mrd. USD). Die Welle der Re-Kapitalisierung durch arabische und asiatische Staatsfonds bzw. Sovereign Wealth Funds, die überwiegend durch die Petrodollar jetzt in Geld schwimmen, wird weitergehen (müssen). FBI ist auf der Suche nach dem Schuldigen bei den enormen Verlusten im Bankensektor infolge der US-Immobilienkrise. Die Suche wird wohl im Sande verlaufen.
Ich erwarte weiterhin Mega-Merger und Übernahmen nicht nur im Bankensektor, wo eine weitere Re-Kapitalisierung durch ausländische Staatsfonds im Volumen von 30 Mrd. USD weiterhin zwingend erforderlich ist, da sonst bei einigen Großbanken sogar Chapter 11 droht. So will der Staatsfonds von Katar jetzt 5% an der Credit Suisse übernehmen Für die angeschlagene Societe General interessieren sich die BNP Paribas und Credit Agricol. Für den Sünder Kerviel interessieren sich nicht nur Staatsanwälte, sondern auch Verlage und Filmproduktionen. 5 Mrd. Verlust hat bisher noch kein einzelner Händler auf der Welt geschafft. Hut ab, auch ein neuer Weltrekord! Angeblich sollen Russen hinter dem Deal stecken, da die Société General die Rosbank in Russland übernehmen will, was auf Widerstand stößt.
Microsoft will Yahoo für 44,6 Mrd. USD bzw. 31 USD pro Aktie übernehmen, was 62% über dem Börsekurs ist. Der Kurs von Yahoo stieg am Freitag um 50% an einem Tag, während der von Microsoft nachgab. Man darf nicht vergessen, dass viele amerikanische Unternehmen – so auch Microsoft – auf ein Rekordjahr in 2007 zurückblicken und auf dicken Finanzpolstern sitzen. Wo es aber weiterhin lichterloh brennt, ist der Finanzsektor. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. So steht Goldman Sachs weiterhin sehr gut da und auch die Kursverluste bei den meisten Banken in Osteuropa halte ich für übertrieben. Auch sind die meisten Immobilienentwickler aufgrund der US-Immobilenkrise völlig ungerechtfertigt viel zu stark unter Druck gekommen. Daher kommt jetzt demnächst auch wieder die Zeit der „Schnäppchenjäger“ – gerade in Osteuropa. Tradingorientierte Anleger können weiterhin die Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min) nutzen, um die Reboundchancen wahrzunehmen.
Die besten Börsen sind bisher Kiew (Ukraine) mit einem Minus von 4% und Almaty (Kasachstan) mit einem knappen Plus in diesem Jahr. In der Ukraine und in Kasachstan müssen aber die Notenbanken gegen eine stark zunehmende Inflation ankämpfen und die Zinsen erhöhen. Dies würde die EZB auch gern tun, würde dann aber sofort als möglicher Buhmann eines Weltbörsen-Crashs dastehen. Am Donnertag wird die EZB wieder tagen und wieder nichts machen. Die Stunde der Wahrheit kommt aber auch am Donnerstag bei der Deutschen Bank AG, die die Hosen runter lassen muss. Jetzt beginnen die närrischen Tage: am Aschermittwoch ist alles vorbei - auch an der Börse!?
Fazit: Rechnen Sie schon aufgrund der Marktechnik weiterhin mit hoher Volatilität in der nächsten Woche. Haben Sie auch mal Mut temporär und selektiv zu shorten, um ihre Performance zu verbessern. Beziehen Sie dabei auch ETFs auch auf der Shortseite in Ihre Anlageentscheidungen ein, denn mit gehebelten Produkten ist das Timing enorm wichtig. Da verzocken sich sogar die „Profis“ oft genug wie man bei den aktuell laufenden Börsenspielen prototypisch entnehmen kann. Halten Sie ansonsten Pulver trocken für die guten Kaufgelegenheiten und Reboundchancen, die es vor allem bei unterbewerteten osteuropäischen Aktien gibt, die nichts mit der US-Subprimekrise zu tun haben. Irgendwann werden die smarten Finanzjongleure schon merken, dass sie mal wieder offensichtlich Äpfel und Birnen nicht unterscheiden konnten. Das ist Ihre Chance!
Hinweise: Der Autor wird am 12.2.08 um 18.30 Uhr ein Interview über die Aussichten der Moskauer Börse in NTV-Ratgeber und am 11.4.08 um 21.30 Uhr in der 3SATBörse über das Baltikum geben. Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ am 22. April 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de) an, wo auch wieder das Szenario an den Weltbörsen für 2008 besprochen wird.
@ ad-hoc-news.de
| 02.02.08 10:54 Uhr