Putin verunsichert Anleger: SSV-Preise in Moskau
+++Mechel-Untersuchung sorgt für Aufregung+++Kaufgelegenheiten bei russischen Rohstoffwerten+++angeschlagene Markttechnik beachten+++
Man darf wohl nicht mehr in Urlaub fahren. Just zu der Zeit als sich die vermögenden Russen am Strand in der Türkei, Spanien und Frankreich in der Sonne aalten, leitete Putin Ende Juli überraschend eine Untersuchung bei den Stahl/Kohle-Konzern Mechel wegen unerlaubter Preisbildung bei Export- und Binnenmarktpreisen und Steuerhintererziehung ein, was zu Panikverkäufen an der Moskauer Börse führte. Der Kurs von Mechel brach von 30 auf 13 € im Juli brutal ein. Dabei wollt Mechel gerade die Kohlesparte, die jetzt so viel Sorgen bereitet, im Herbst separat an die Börse bringen, was zuvor den Kurs nach oben trieb. Mechel zählte bis Mai noch zu der Top-Performern der Moskauer Börse. Im letzte Jahr verdreifachte die der Kurs von 8 auf 24 € und in dies Jahr stieg der Kurs bis Mai nochmals um über 50% von 24 auf 37 € an, um nun auf 13 € zusammenzubrechen.
Aber auch andere russische Werte wurden in Mitleidenschaft gezogen, so dass der RTS-Index markant unter die magische 2000-er Marke rutschte, was ein Minus von 14 Prozent seit Jahresbeginn bedeutete. Sogar die Blue Chips Gazprom und Lukoil mussten herbe Kursverluste von 20% im Juli hinnehmen, obwohl sich bei diesen Aktien fundamental nichts geändert hat. Noch stärker war der Kursverlust beim Düngemittelhersteller Uralkali, wobei auch der Kursverlust in dieser Höhe fundamental unbegründet ist. Vor dem Mechel-Fall war die Moskauer Börse noch eine der wenigen Börse, die sich in einem negativen Weltbörsenumfeld relativ gut behaupten konnte. Die ohnehin nervösen Anleger wurden sofort an den Yukos-Fall erinnert, der damals im Totalverlust für die Aktionäre endete. Auch die fortgesetzten Querelen der russischen Oligarchen Michael Fridman und Viktor Wechselberg mit dem TNK-Chef Robert Dudley trübten das Stimmungsbild zusätzlich ein.
Der Fortgang beider für das Sentiment sehr bedeutsamen Fälle ist nun genau zu beobachten. Wenn sich die Wogen wieder glätten sollten, wären das jetzt gute Einstiegschancen vor allem bei den Werten, die aufgrund der Panikverkäufe in Mitleidenschaft gezogen wurden. Allerdings muss der Anleger unabhängig davon auch noch einiges Ungemach an den Weltbörsen ins Kalkül ziehen, was auch die Kurse an den Emerging Markest nach unten ziehen könnte. So wurden in den USA die Insolvenz von zwei kleineren Banken gemeldet, die US-Arbeitslosenzahlen waren am Freitag wieder sehr schlecht, General Motors meldete einen neuen Rekordverlust von 15 Mrd. USD und kündigte weitere Arbeitsstreichungen an. Mittlerweile gibt es einige Ökonomen, die nicht nur eine Rezession in den USA vorhersagen, sondern auch in einigen Ländern in Europa große Probleme sehen wie in Großbritannien, Spanien, Belgien, Irland und Italien. Auch in Deutschland dürfte sich das Wachstum weiter verlangsamen. Davon wäre nun auch wieder der Export osteuropäischer Länder negativ beeinflusst. Von daher ist wie zuletzt bei der Münchener Rück, BMW und einigen anderen (ehemals) soliden Standardwerten mit Gewinnwarnungen zu rechnen. Geradezu fatal für die Weltbörsen wäre es, wenn sich die USA in den nächsten Monaten einen Iran-Krieg leisten würden, was den zuletzt auf 122 USD/Barrel gefallenen Ölpreis sofort wieder nach oben katapultieren würde. Ansonsten rechne ich eher mit fallenden Ölpreisnotierungen Richtung 100 USD/Barrel, was wiederum den Weltbörsen Auftrieb verleihen könnte. Der Goldpreis korrigierte zuletzt stark aufgrund der außergewöhnlichen starken Goldverkäufe der EZB im Volumen von 570 Mio. €. Wenn der Dollar über 1,54 EUR/USD steigen sollte, dürfte der Dollar nachhaltig steigen und damit der Goldpreis weiter fallen. Mittel- bis langfristig sind aber steigende Goldpreise wegen der starken Geldmengenausweitung und negativen Realzinsen wahrscheinlich.
Der fragwürdige 6 Mrd-USD-Waffen-Deal der USA mit dem Irak macht deutlich, dass die USA anscheinend nur noch mit Waffengeschäften Geld in die leeren Kassen bekommt. Die US-Rüstungsindustrie wäre auch der einzige Profiteur im Falle eines Iran-Kriegs. Ein Schelm, wer böses bei der Bush-Regierung denkt…! Aber auch Obama will offensichtlich mehr militärische Präsenz von Deutschen in Afghanistan. Hat er etwa vor dem Deutschland-Besuch mit der US-Rüstungs-Lobby „Strategie-Gespräche“ geführt?
Zu beachten ist in den nächsten Wochen auch die angeschlagen Markttechnik. Bei einen Dow Jones-Index von nachhaltig unter 11.000, einem S&P –Index von unter 1200 und einen DAX unter 6000 Indexpunkten seiht es sehr düster an den Weltbörsen aus. Unter diesen wichtigen Chartmarken könnten fortgesetzte Panikverkäufe sogar einen Crash auslösen. Die Monate August und September sind ohnehin recht volatil. Umgekehrt wird es kurzfristig zu einem Short-Squeeze und damit steigenden Kurse kommen, wenn der Dow Jones über 11600 der S&P über 1300 und der DAX über 6500 Indexpunkte gehen sollte. Dazwischen findet die Entscheidungschlacht zwischen den Bären und den letzten Bullen. Dabei befinden wir uns seit Jahresbeginn in intakten Bärmärkten, so dass es sich im Falle der Überschreiten der Indexmarken wiederum wie schon im März bis Mai um eine Bärmarktrallye bzw einem markttechnischen Pull back, aber keine Trendwende handeln wird. Von daher ist eine defensive Anlagestrategie (mit viel Cash) weiterhin angebracht, wobei sich gute Trading-Möglichkeiten vor allem beim unterbewerteten russischen Aktienmarkt ergeben. Welche Aktien jetzt ge- oder verkauft werden sollen, können Sie der Ostbörsen-Hotline 09001-8614001 (1,86 €/Min) entnehmen.
@ ad-hoc-news.de
| 03.08.08 15:04 Uhr