Osteuropa ist Spitze!
+++ Wachstumstiger in Osteuropa machen Freude +++Investitionsboom in Russland+++ZEW-Indikator als Contra-Indikator?
Das „Emerging Europe“ ist im 1 Jahresvergleich die beste Anlageregion der Welt gefolgt von Lateinamerika und relativ weit abgeschlagen Asien. Der MSCI Emerging Europe erzielte auf Euro-Basis bis Ende August – trotz der heftigen Mai/Juni-Korrektur – in den letzten 12 Monaten ein Kursplus von 30,2%, der MSCI Latin America von 29,9%, der MSCI Asia von 19, 2% und der MSCI Emerging Far East von 17,2%. Der MSCI World Index erreichte hingegen nur ein Kursplus von 11,8% und der S&P (USA) von mageren 4,5%. Die Moskauer Börse ist weltweit mit einem Kursplus von 82% im letzten und 47% in diesem Jahr einer der Top-Performer unter den Weltbörsen.
Während die zentralosteuropäischen Länder Ungarn, Polen und Tschechien mit einem durchschnittlichen Wachstum von 4-6% bereits mehr als doppelt so schnell wachsen wie die westeuropäischen Länder, machen vor allem das Baltikum und die GUS-Republiken mit zum Teil sogar zweistelligen Wachstumsraten weiterhin viel Freude. Russland wächst in erster Linie aufgrund der hohen Rohstoffpreise mit 6% weiterhin sehr robust. In Deutschland spricht man schon bei mageren 2% Wirtschaftswachstum von einem „Wirtschaftsaufschwung“. Am dynamischsten wachsen hingegen die Länder Lettland mit über 11% und Kasachstan mit über 9%. Den größten Investitionsboom aller Zeiten erlebt im Moment Russland, das mit über 14 Mrd. USD auch einen neuen Rekord bei Auslandsdirektinvestitionen in ganz Osteuropa verzeichnete. Dabei steht Russland noch vor enormen Investitionsvorhaben (und -notwendigkeiten) in den nächsten Jahren. Gerade im Energiesektor sind Modernisierungsinvestitionen notwendig, da sonst die Versorgungssicherheit in Zukunft nicht gewährleistetet ist. So will alleine Gazprom in diesem Jahr 14 Mrd. USD investieren. Gazprom wurde zu Recht lange Zeit nachgesagt, dass das Unternehmen zuwenig in die eigene Infrastruktur und Transportwege (Pipelines) investieren. Das Beispiel BP in Alaska ist bereits ein hinreichend abschreckendes Beispiel für den Mangel an „Modernisierungsinvestitionen“ zur rechten Zeit. Auch stagnierte die Gasproduktion bei Gazprom schon seit Jahren auf gleichem Niveau. Sowohl im In- als auch im Ausland will Gazprom jetzt aber mehrere großvolumige Pipeline-Projekte angehen, wovon auch Ex-Kanzler Gerhard Schröder bei dem geplanten nordischen Pipelinebau profitieren wird. Auch das Gebiet Sahkalin in Fernen Osten Russlands mit Anbindung an Asien (Japan und/oder China) ist ein Milliarden-Projekt von höchster Priorität und Bedeutung in Kooperation mit den westlichen Öl-Multis wie Shell und Exxon. Da in diesem Jahr bei Gazprom eine Steigerung des operativen Gewinns von 20 auf 30 Mrd. USD erwartet wird, kann ein Großteil der Investitionen auch aus eigenem Cash-Flow finanziert werden. Umgekehrt haben aber auch erstmals strategische westliche Partner wie EON/Ruhrgas und BASF/Wintershall Großprojekte in Russland in Kooperation mit Gazprom vor. Auch Rosneft und LUKoil haben sehr ambitionierte Investitionsprogramme in Kooperation mit westlichen Partnern. In die Modernisierung des Energiesektors soll in den nächsten Jahren über 78 Mrd. USD investiert werden. Ausgesprochene Wachstumsbranchen sind in Russland der Mobilfunk- (immer noch), der Internet-, der Bau-, der Konsumsektor und der Bankensektor schon aufgrund der immer noch geringen Penetrationsrate und dem hohem Nachholpotential, während der dominante Rohstoffsektor zwar auch noch wächst, aber zyklischer Natur ist. Der Einbruch des Ölpreises von fast 80 auf unter 68 USD und auch der Einbruch aller Rohstoffpreise im Mai/Juni sind zwar noch keine Trendwende, zeigt aber auch, wie schnell die Finanzspekulanten (sprich Hedgefonds) im Rohstoffsektor das Lager wechseln. Die Monate September/Oktober sind statistisch gesehen die schlechtesten Börsenmonate im Jahr. Der 11. September ist allen noch genauso in bester Erinnerung wie der Oktober-Crash. Das wirkt nach. Die Anleger fragen sich zu Recht jetzt mehr den je, was aus dem Iran-Konflikt wird. Gerade aber dann, wenn viele Investoren Angst haben und sehr pessimistisch eingestellt sind, wie dies auch im ZEW-Indikator (als Contra-Indikator?) zum Ausdruck kommt, bestehen gute Chancen für ein Fortsetzung der Hausse. Der ZEW-Indikator, der die Marktmeinung der Banken, Broker und Vermögensverwalter in Deutschland wiedergibt, war im August auf den tiefsten Stand seit 2001 gefallen. Gäbe es einen ZEW-Indikator für Osteuropa, so dürfte der Indikator wesentlich besser ausfallen – und die Kurse wären dann wahrscheinlich weiter unten. Umgekehrt ist es mir lieber…!
Hinweis: Am 15. September 2006 wird der Autor Andreas Männicke im Rahmen der Börsen-Seminarreihe von Trading-house.net einen Vortrag in Frankfurt/M über die „Handelsmöglichkeiten in Osteuropa“ halten. Rechtzeitige Anmeldung ist unter www.trading-house.net aufgrund der begrenzten Plätze zu empfehlen. Das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East!“ wird am 18. Oktober in Frankfurt/M um 18.00 Uhr stattfinden. Infos und Anmledung unter www.eaststock.de
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| 09.09.06 21:20 Uhr