„Heißer Herbst“ sorgt für Kaufchancen!
+++Bush und Bernanke sorgen für Kurserholung+++Liquiditätsrisiken im Griff?+++ US-Risiken auch in 2008/9++Time-lags beachten+++Exotenbörsen in Osteuropa bleiben top!+++
Nach dem Kalender endet nun der Sommer und es beginnt der Herbst. Anleger sollten sich auf einen „heißen Herbst“ mit hoher Volatilität einstellen, auch wenn sich die Märkte jetzt leicht erholen. Der US-Präsident Bush und US-Notenbankchef Bernanke meldeten sich am Freitag zu Wort und nahmen Stellung zur Handhabung der US-Immobilienkrise, was zeigt, wie groß die latenten Gefahren sind. Es ist im US-Immobilensektor mit 2 Mio. notleidenden Subprime-Krediten und demzufolge auch mit einer hohen Zahl von Zwangsversteigerungen zu rechnen. Auch die Immobilensektoren in Großbritannien und Spanien könnten in Mitleidenschaft gezogen werden.
Bush will mit den in Not gekommen Immobilienbesitzern mit Kredithilfen und Steuererleichterungen helfen, nicht jedoch den in Not gekommen Immobilienunternehmen und Finanzspekulanten. Er kritisiert auch die ausufernde Kreditausweitung, meint aber, dass die USA stark genug sei, eine Bereinigung von Fehlspekulationen zu verkraften. Man kann diese Kosmetik auch schon unter der Rubrik „Wahlkampf“ einordnen, denn im Januar 2009 soll ein neuer US-Präsident gewählt werden und Bush will für 2008 eine gute Wirtschfts-Bilanz vorlegen. Bernanke will in der Not das tun, was „notwendig ist“ und dass kann nur weiteres Geld drucken und Zinssenkungen bedeuten. Ob eine Zinssenkung schon am 18. September in Betracht kommt, ließ er aber nicht durchblicken. Bernanke will aber keinen Finanzinvestoren bzw. Spekulanten helfen, die „schlechte Entscheidungen getroffen haben“. Der Markt nahm diese Beruhigungspillen der „Retter der Welt“ zunächst positiv auf. Der Dow Jones Index stieg am Freitag um. 0,9 % auf 13.375,74 Indexpunkte und befindet sich damit gerade einmal 5% unter den Höchstkursen. Der Dow Jones stieg damit in der letzten Woche um 400 Indexpunkte. Der DAX schloss mit einem Plus von 1,56% bei 7636 Indexpunkten, was sogar charttechnisch ein Kaufsignal auslöste, so dass nun Luft bis 7800 Indexpunkte vorhanden ist.
„Vorsorglich“ wurde für das 2. Quartal das BSP-Wachstum zur Beruhigung auf 4% nach oben revidiert. Erst in einigen Monaten kommt es zu den gefährlichen Zinsprolongationen von Subprime-Kreditbesitzern. Das US-Konsumentenvertrauen befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahr. Genau darauf sollten die Anleger demnächst mehr denn je achten, denn der Konsum macht 70% des BSP in den USA aus. Von dem US-Konsum sind auch China und Japan in hohem Maße abhängig. Ich kann daher trotz der Kurserholung keine Entwarnung geben. Ich rechne zwar mit Kurserholungen im September, aber mit einem starken Kursdruck noch einmal im Oktober/November. Dabei rechne ich mit weiteren Hedgefondspleiten und auch mit einem schwachen US-Dollar. Gefährlich ist es auch, wenn der Yen unter 114 zum USD fällt, da sich dann weitere Carry Trades auflösen werden. Zuletzt erholte sich der Yen auf 115,7 USD/JPY.
Hinter dem Konsum steht in den USA aber auch eine enorme Konsumentenverschuldung und eine geringe Ersparnisbildung. Wenn die USA in eine Rezession geraten sollten, werden die Kreditrisiken sich von den Hypothekenbanken auch Großbanken verlagern. Dies geschieht aber mit einem gewissen time-lag in 2008/9. Insofern könnte die US-Immobilienkrise etwas in Gang bringen, was in der Tat größere Auswirkungen auch auf die Weltkonjunktur haben kann, die bisher vor allen in den Emerging Markets noch sehr robust wächst. Schon jetzt befinden sich offensichtlich einige Großbanken wie die ABN AMRO Bank und die Citibank in einer brisanten Situation, da sie ihrerseits kurzfristige Liquiditätshilfen im Umfang von jeweils etwa 100 Mrd. USD garantiert haben. Werden diese Kreditlinien in Anspruch genommen, entsteht wiederum ein enormer Re-Finanzierungsbedarf bei den Notenbanken, die, was bleibt ihnen anders übrig, weiteres Geld in den Markt pumpen. Am Freitag hatte die FED noch einmal zusätzlich 5 Mrd. USD an Liquidität bereitgestellt.
Durch diese Liquiditätshilfen konnte ein Flächenbrand (bisher) verhindert werden. Damit ist die mittelfristige Gefahr aber noch nicht vorbei, da eine Konjunkturverlangsamung nicht über Nacht kommt, sondern sich in gewissen Zeiträumen von Monaten vollzieht. Im Grundsatz ist es immer ungesund, wenn das Wachstum zu stark kreditfinanziert ist. Das gilt gleichermaßen für Staat, Unternehmen und Konsumenten. Sowohl beim Staat als auch bei den Konsumenten haben sich Verschuldungs- und Kreditpyramiden gebildet, die sich irgendwann auflösen werden, was für Anleger schmerzlich sein wird. Das kreditfinanzierte Wachstum ist äußerst fragil und kehrt sich ins Gegenteil genauso um, wenn das Wachstum überschätzt wird.
Der September soll statistisch einer der schlechtesten Börsenmonate sein, weil dann Fondsmanager ihre Depots noch einmal umstrukturieren und Gewinne mitnehmen, auch um die Provisionen zu sichern. Crash-Monate waren aber in der Regel im Oktober (wie 1987). Der Anleger sollte sich aber nicht an Statistiken festhalten, sondern die Fakten zur Kenntnis nehmen und für sch auswerten. Ich halte die gegenwärtige Situation trotz der beschwichtigenden Worte von Bush und Bernanke tatsächlich für bedrohlich, glaube aber dennoch an kurzfristige Reboundchancen, da der Pessimismus jetzt schon so stark ist wie zuletzt im Jahr 2003. Dies ist normalerweise nicht der Nährboden für einen Crash. Im Gegenteil: da sehr viel Short-Positionen im Markt sind, kann es durch Short-Squeeze, also dem Eindecken von Short-Positionen durchaus zwischenzeitlich zu Kaufpanik kommen. Auch entstanden jetzt beim Dow Jones und DAX charttechnische Kaufsignale (beim DAX beim Überschreiten von 7600 Indexpunkten). So könnte sich der DAX wieder bis auf 7800 Indexpunkte erholen, wenn es keine „Bullenfalle“ war. Trader können versuchen, diese Trading-Chancen zu nutzen. Der Langfristinvestor sollte Pulver trocken halten und erst bei Ausverkaufkursen einsteigen. Tage von Panikverkäufen sind Kauftage, nach starken Kurssteigerungen sollten Gewinne mitgenommen werden. Bei Unterschreiten von 7370 Indexpunkten wird es schon wieder gefährlich und bei unter 7200 Indexpunkten ist mit einem starken Kursrückgang zu rechnen. Dies ist ein Eldorado für geübte Trader und eine „Zitterpartie“ für Langfristinvestoren,
Dies gilt aber nur für liquide Märkte und liquide Aktien. Die Börsen in Südosteuropa und auch einiger GUS-Börsen wie Ukraine und Georgien korrigierten zuletzt zwar auch etwas, bleiben aber auf hohem Top-Niveau, weil hier überwiegend „smart money“ und nicht „hot money“ versammelt ist. Zudem haben einige Ostbörsen wie die von Ljubljana (Laibach) in Slowenien nur geringe Kapitalabflüsse zu befürchten, da die Engagements von ausländischen Investoren nicht dominant sind – ganz im Gegenteil zur Budapester Börse, die stark mit der Wall Street korreliert. So erreichte die Börse Ljubljana – ebenso wie die Börse China - im August aufgrund der Eigendynamik und negativen Korrelation sogar ein neues Allzeithoch. Der SBI-Index der Börse Ljubljana stieg schon über 70%. Auch die Börsen von Sofia und Prag konnten im August zulegen und erweisen sich damit als „Fels in der Brandung“ und halbwegs „sicherer Hafen“. Die Anleger können diese Chancen durch Indexzertifikate nutzen. Zudem sind die fundamentalen Daten in Südosteuropa weiter positiv. Die Börsen von Montenegro und Makedonien stiegen sogar um 150%. Allerdings sind mir einige Märkte wie Serbien, Kroatien, Bosnien und auch Ukraine mit jeweils Durchschnitts-KGV von weit über 20 schon zu hoch bewertet, so dass hier ein Neueinstieg auch mit hohen Rückschlagsrisiken verbunden ist. Das gleiche gilt für die Börsen in China, die zuletzt sogar zum Teil neue Höchstkurse erreichten. Hier erwarte ich erst in 2008/9 stärkere Korrekturen. Größere Reboundchancen sehe ich demnächst vor allem an den Ostbörsen in Russland, aber auch in Ungarn, die unter einer US-Krise und fallenden Kursen an der Wall Street besonders gelitten haben. Nach starken Kursrückgängen können Anleger wieder auf „Schnäppchenjagd“ gehen.
Hinweise: Der Autor wird auf der IAM vom 7.-9. September am „Derivate-Magazin“-Stand einige Vorträge halten. Das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go East“ findet am 25. Oktober in Frankfurt/M statt. Anmeldung unter ESI GmbH, Jüthornstr. 88, 22043 Hamburg, Tel: 040/6570883; Fax: 040/6570884, E-Mail: info@eaststock.de, web: www.eaststock.de.
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| 01.09.07 11:43 Uhr