Brexit, Crash

Brexit als Kaufchance für hartgesottene Trader

+++Politisches Chaos in GB+++Unsicherheit in Europa+++Deutsche Bank gemäß IWF als größtes Finanzrisiko der Welt+++Dennoch FTSE auf 10-Monats-Hoch-++Dow steigt nach Brexit um 5 Prozent fast auf das Allzeit-Hoch+++Moskauer Börse weiter stabil seitwärts als Top-Performer+++Rubel weiter stark++Gold und Silber wie Bundesanleihen als „sicherer Hafen“ gesucht+++Selektive Wahrnehmung und Panikmache führen zur Verunsicherung+++

Nach dem Tag der Bekanntgabe des Wahlergebnisses über den Brexit, also dem Ausscheiden Großbritannien aus der Europäischen Union (EU), gab es sehr unterschiedliche Kursreaktionen an den Börsen, die von den Medien nicht wahrgenommen oder falsch kommentiert wurden. So stiegen die Aktien seit dem Tief am 27. Juni in der letzten Wochen in den USA und sogar in Großbritannien um 5 bis 10 Prozent. Der britische FTSE 100 Index erreichte sogar ein neues 10 Monats-Hoch mit 6586 Indexpunkten und der Dow Jones Industrial Index landet mit fast 18.000 Indexpunkten wieder nahe dem Allzeit-Hoch.

 

Auch japanische Aktien konnten ausgehend von Tief am 27. Juni wieder um 10 Prozent zulegen. Die Moskauer Börse blieb eine „Oase der Stabilität“. Dagegen gaben die Aktien in Europa stärker nach, weil hier die Unsicherheit über das zukünftige Europa anhält. Aber auch hier kam es zu kräftigen Kurserholungen in der letzten Woche. Gold, Silber  und Bundesanleihen bleiben als „sichere Häfen“ gefragt.

 

 

Medien treiben Anleger in „sichere Häfen“

 

Medien lieben negative Schlagzeilen, um die Auflagen zu erhöhen. Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses über den Brexit am 24. Juni gab es fast nur Schreckensmeldungen und Horrorszenarien, die auch die Anleger verunsicherten. Die oft sehr selektive Medien-Berichterstattung, aber auch die selektive Wahrnehmung der Anleger durch die selektive Berichterstattung der Medien führte zu den Panikverkäufen am 24. und 27. Juni 2016.  Gesucht waren wiederum deutsche Bundesanleihen trotz Negativzinsen (bei einer Laufzeit von 10 Jahren)  und auch Gold als „sicherer Hafen“. Gold stieg zwar in der Nacht von 23. auf den 24. Juni um über 70 US-Dollar auf über 1350 US.-Dollar im Hoch, konsolidierte dann aber wieder  1315 US-Dollar intraday, um wieder auf nunmehr 1342 USD/Unze anzusteigen, was aber auch ein neues Jahreshoch bedeutet. Zudem stieg der Silberpreis alleine am Freitag um 5,66 Prozent auf das neue Jahreshoch von 19,76 US-Dollar/Unze. Gold und Silber sind als bisher zweifelsohne die großen Gewinner des Brexit, aber auch Gold- und Silberaktien.

 

Der Euro-Bund-Future stieg am Freitag um 0,72 Prozent auf das neue Allzeit-Hoch von 167,07, womit sich die Negativzinsen für 10-jährige Bundesanleihen erhöhten. Damit geraten jetzt immer mehr Pensionskassen, Versicherungen und Bausparkassen in einen Anlagennotstand, was sich mittelfristig negativ auswirken wird.

 

Deutsche Bank AG gemäß IWF als größtes Risiko im Finanzmarkt

 

Für Alan Greenspan, der selbst mittelbar zuvor zu dem Bubble und dem Crash im Jahr 2008 durch seine Niedrigzinspolitik beitrug,  war der 24. Juni nach eigenen Aussagen der schlimmste Tag in seinem Leben, schlimmer als der Crash im Jahr 1987 wegen der „ätzenden Folgewirkungen“. George Soros sah das Ende Europas herbeikommen und wettete im großen Stil auf fallende Kurse in den USA, China und in Europa. Er setze vor allem auf fallende Kurse bei der Deutschen Bank AG. Der IWF bezeichnete jüngst das mangelnde Kontrollsystem bei der Deutschen Bank AG als das größte Risiko für die globalen Finanzmärkte. So war es klar, dass bei so einer negativen  Nachrichtenlage viele Anleger am 24. Juni oder am 27. Juni  ihre Aktien verkauften, was bis zum Wochenschluss im Nachhinein eine falsche Entscheidung war.

 

Bankaktien nach Brexit in freien Fall

 

Vor allem  Bankaktien fielen auf neue Jahrestiefs und blieben auch unten. Der Kurs der Deutschen Bank AG fiel im Tief auf 12,1 € und erholten sich am Freitag um 1,87 Prozent auf 12,55 €. Vor dem Brexit stieg die Aktie der Deutschen Bank AG schon einmal von 12,8 auf 15,5 €.  Der Kurs der Commerzbank AG fiel auf das Jahrestief von 5,8 € und war vor dem Brexit am 23. Juni noch bei 7,1 €. Aber auch britische Bankaktien kamen unter Druck. So gab die Lloyds Aktie vor allem am 24. und 27. Juni von 0,91 auf 0,62 € und die Barclays Bankaktie von 2,5 auf 1,5 € nach und erholten sich bis jetzt nur marginal.  

 

Short-Seller waren nur am 24. Juni und 27. Juni erfolgreich

 

Crash-Tage wie am 24. Juni erwiesen sich aber auch schon oft für die „hartgesottenen Trader“ als Kaufgelegenheiten. Wer frühmorgens am 24. Juni oder auch noch am 27. Juni Abstauberlimits in den Markt legte, steht jetzt weit besser da als diejenigen, die am 24. Juni morgens voller Panik „bestens“  verkauften, denn der Handel begann mit einem riesigen Gap in Europa, nachdem der japanische Nikkei 225-Index schon zuvor über 7 Prozent an Wert verlor.

 

Die asiatischen Märkte waren auch die ersten, die in der Nacht von 23. auf den 24. Juni unter der Brexit-Entscheidung litten, obwohl die direkten Folgen für asiatische Länder sehr begrenzt sind. Verantwortlich für den Crash waren wieder einmal die Flash boys, also die Hochfrequenzhändler an den Terminmärkten. Aber auch solche Short-Seller, also die Käufer von Verkaufs-Optionen, wie Georg Soros waren die großen Gewinner am 24. Juni. Es kann aber auch gut sein, dass George Soros, der sogar 100 Mio. € auf fallende Kurse bei der Deutschen Bank AG setzte, einen Großteil der Gewinne am 24. Juni 2016 morgens schon glattgestellt hat.

 

Short-Squeeze und Short-Covering seit dem 28. Juni: FTSE + 8 Prozent!

 

Was wir dann in der letzten Woche seit dem 27. Juni 2016 erlebten, war ein sogenanntes Short-Squeeze oder auch Short-Covering, also das Eindecken von Short-Postionen vor allem in England (London) und in den USA (New York). Dies führte dazu, dass der Englische FSTS-100 Index jetzt zum Wochenschluss mit über 6500 Indexpunkten, sogar ein neues 10-Monats-Hoch erreichte und damit höher steht als vor dem Brexit. Der FTSE-Index gab am 24. Juni nur von 6350 auf 6000 Indexpunkte, um nach den ersten Panikverkäufen sogar um etwa 8 Prozent auf über 6500 Indexpunkte anzusteigen.

 

DJI steigt um 5 Prozent in einer Woche

 

Ähnlich war die Kursentwicklung in den USA. Der Dow Jones Industrial Index (DJI)  gab m 24. Juni nur um etwa 3 Prozent nach, stieg aber seit den 27. Juni um etwa 5 Prozent von 17.100 auf fast 18.000 Indexpunkte, also sogar etwas mehr als die Kursverluste am 24. Juni waren.

 

DAX + 5,8 Prozent seit dem Tief am 27. Juni

 

In Europa waren die Kursverluste am 24. Juni wesentlich höher und die Kurserholung etwas moderater, was auch daran liegt, dass die Zukunft Europas nach wie vor unsicher ist. So fiel der DAX am 24. Juni von 10.300 auf 9400 Indexpunkte und am 27. Juni noch einmal im Tief auf 9230 Indexpunkte, um dann um 5,6 Prozent auf 9750 (im Hoch 9800 Indexpunkte) anzusteigen.

 

EuroStoxx + 6,4 Prozent seit dem Tief am 27. Juni

 

Der EuroStoxx litt am 24. Juni und 27. Juni  am meisten unter den Weltbörsen-Index mit einem Kursverlust von über 10 Prozent an einem Tag. Der EuroStoxx brach am 24. Juni von 3050 auf 2750 Indexpunkte und am 27. Juni im Tief  sogar auf 2700 Indexpunkte ein, um sich letzte Woche dann bis Freitag wieder um 6,4 Prozent  auf 2873 Indexpunkte zu erholen.

 

Nikkei 225 Index +10 Prozent seit dem Tief am 27. Juni

 

Der japanische Nikkei 225-Index, der am 24. Juni als erster großer Aktienmarkt unter der Brexit-Entscheidung litt und um 7 Prozent von 16.200 auf 14.900 Indexpunkte einbrach stieg seit dem 27. Juni bis Ende letzter Woche wieder um etwa 10 Prozent  auf 15.682 Indexpunkte. Hier will die japanische Regierung mit einem großen Konjunkturprogramm der Wirtschaft wieder auf die Sprünge helfen.

 

Crash-Tage sind oft Kauftage

 

Es kam damit nicht zu der von erwarteten zweiten Verkaufswelle Mitte letzter Woche, sondern zu Kursreaktionen von 5 bis 10 Prozent nach oben.  Dies führte dazu, dass der englische FTSE 100 Index und auch der Dow Jones Industrial Index sogar über dem Stand steht wie vor dem Brexit am 23. Juni. Fazit: Crash-Tage sind oft Kauftage für hartgesottene Trader, so auch diesmal.

 

US-Präsidentschaftswahl als gutes Omen?

 

Wie es nun aber im Sommer weiter geht, ist ungewiss. Bei US-Präsidentschaftswahlen gibt es oft eine Sommerrally in den USA und dann auch an den Weltbörsen. Was in Großbritannien und in Italien  passierte, kann auch in den USA passieren, nämlich eine Abwahl des Establishments und der politischen Elite. Dies würde aber bedeuten, dass Donald Trump die Wahl vor Hillary Clinton gewinnen würde. Beide Kandidaten sind nicht gerade ein Grant für den Weltfrieden. Unklar ist auch, ob die amerikanische Notenbank FED nach dem Brexit noch einmal die Zinsen erhöhen wird oder gar zu einem weiteren „QE“ übergeht, also wieder Geld drucken wird.

 

Ungewissheit über die Zukunft Europas hält an

 

Auf der anderen Seite ist es noch sehr ungewiss, wie es nun in Europa weiter gehen wird. Eine Reihe von weiteren Referenden würde die Unsicherheit in Europa wieder erhöhen. Die nächste Wahl, die eine Richtung vorgeben wird, ist die Präsidentschaftswahl in Österreich, die wegen falscher Stimmen-Auszählung nach dem Beschluss des österreichischen Bundesverfassungsgerichts nun wiederholt werden muss. In Spanien wiederholte sich nach den Neuwahlen am 26. Juni die Pattsituation, was die Schwächen einer Demokratie aufzeigt, wenn keine klaren Mehrheiten entstehen. Eine ähnliche Situation gibt es in Portugal. In Italien besetzen jetzt EU-Skeptiker sogar Bürgermeisterposten wie in der Hauptstadt Rom.

 

Letzter Weckruf für die EU-Bürokraten

 

Die EU- und Euro-Skeptiker werden in ganz Europa den Rückenwind nutzen, um Wählerstimmen anzuziehen, was ihnen möglicherweise sogar gelingen wird.  Schottland hat mehrheitlich für ein „Remain“ gestimmt und wird möglicherweise auch ein Referendum anstreben. Jedes neue Referendum ist aber ein Unsicherheitsfaktor für Europa und damit auch für die  die Anleger in Europa. Für die EU-Bürokraten ist dies wohl der letzte Weckruf, wieder bürgernäher, unbürokratischer und vor allem transparenter zu werden.

 

Gefahr von Dominoeffekten in Europa

 

Der Alleingang von Juncker war ein Eigentor und  der von Angela Merkel bei der Bewältigung die Flüchtlingsproblematik auch. Nun versucht die EU wieder mehr Einigkeit auszustrahlen, was mit der Abstimmung der Sanktionen gegen Russland aber an der falschen Stelle geschah. Es besteht aber immer noch die Gefahr von Dominoeffekten in Europa, worauf auch George Soros hinwies.

 

Politisches Chaos in Großbritannien

 

In Großbritannien besteht auch große Unsicherheit, wer der neue Premier im Oktober  wird und was Schottland nun machen wird. Es herrscht das politische Chaos in England. Zudem muss jetzt genau analysiert werden, wie groß die Folgenwirkungen für die europäischen Banken sein werden. Hier kann es sein, das Draghi in Zukunft mehr Bankanleihen aufkaufen wird, um die Märkte zu beruhigen. Dabei handelt es sich aber um die größte Marktmanipulation in der Nachkriegszeit.

 

Der EZB-Chef Mario Draghi sorgte dafür, dass 10-jährige italienische Anleihen in der Rendite auf 1,4 Prozent fielen, was unter dem Niveau in den USA ist. Dadurch verdienten italienische  Banken in den letzten Jahre über 300 Mrd € während deutsche Sparer mehr als 300 Mrd. € an Sparzinsen entgangen. Dadurch konnte es auch vermieden werden, dass die Non-Performing Loans  im Volumen von über 300 Mrd. € in Italien  zum Kollaps führten. Draghi hat also in erster Linie die europäischen Sparer quasi enteignet, um Italien zu retten. Man darf sich aber fragen, was passiert wäre, wenn er das nicht gemacht hätte. In Italien gibt es viele EU- und Euro-Skeptiker. Rom wird jetzt zum ersten Mal durch  eine EU- und Euro-Skeptikerin der 5 Sterne-Partei als Bürgermeistrein angeführt.

 

Notenbanken versuchen zu retten, spielen aber auch nur auf Zeit

 

Die englische Notenbank hat angekündigt, dass sie die Zinsen im Sommer wieder senken wird. Was nun die amerikanische Notenbank FED im Sommer machen wird ist ungewiss. Es ist aber auch ganz klar, dass es die Notenbanken zu verantworten haben, dass Blasen im Anleihen- und Immobilienmarkt entstehen, die sich dann crashartig auflösen werden und in Zukunft zu einem Systemschock führen können. Spannend wird es schon jetzt wie sich der englische und hier insbesondere der Londoner Immobilienmarkt nach dem Brexit in Zukunft entwickeln wird. Die Notenanken spielen bisher erfolgreich auf Zeit, lösen aber strukturelle Problem nicht. Die Zeitbomben ticken zwar weiter, aber dennoch kann es eine Sommerally an den globalen Aktienmärkten geben. Der Anleger sollte also auf alles gefasst sein, auch auf steigende Kurse nach dem Brexit-Schock, wie schon letzte Woche.

 

Moskauer Börse als „Oase der Stabilität“

 

Eine „Oase der Stabilität“ war übrigens - man höre und staune -  die Moskauer  Börse vor und auch nach dem Brexit. Der RDX-Index gab zwar am 24.  Juni in Euro nur um etwa über 1 Prozent nach und der RTS-Index um 3 Prozent in US-Dollar (wegen dem schwachen Euro); er war damit aber ein relativer Oupterformer unter den Weltbörsen. Der RDX-Index  stieg nun wieder auf 1090 Indexpunkte, was nahe dem Jahreshoch ist. Damit tendiert die Moskauer Börse seit Mai stabil seitwärts. Der RDX-Index in Euro und auch der RTS-Index in US-Dollar bleiben mit einem Plus jeweils weiter über 20 Prozent nach Peru (+38 Prozent) die am zweitbesten performende Börse der Welt. Der Rubel stieg sowohl zum Euro auf 71,05 EUR/RUB als auch zum US-Dollar auf 63,77 USD/RUB in der letzten Woche an und ist damit seit Mitte Februar zusammen mit dem neben dem Yen einer der stärksten Währungen der Welt. Der Brentölpreis stieg am Freitag um 1,84 Prozent auf 50,63 US-Dollar/Barrel während der WTI-Ölpreis um1,13 Prozent auf 48,51 USD nachgab.

 

Einige Aktien wie LUkoil konnten selbst nach dem Brexit am 24. Juni sogar im Kurs leicht zulegen, Auch die Aktien des Muster-Depots des EAST STOCK TRENDS stiegen weiter an, die schon bis Ende Mai um 42 Prozent zulegen konnten.

 

 

Erst informieren, dann investieren.

Nach der Korrektur  im August/September 2015,  in der ersten Dezemberhälfte 2015 und  auch in den ersten  Handelswochen im neuen Jahr  (bis 12. Februar) bleibt auch die Moskauer Börse eine attraktive und stark unterbewertete Trading-Börse, die vom 21. bis 29. Januar 2016 sogar um 25 Prozent und vom 11. Februar  bis Ende Juni   2016 um über 45 Prozent anstieg, was die großen Trading-Chancen selbst in einem Bärmarkt aufzeigt.  Die Moskauer Börse tendierte zuletzt stabil seitwärts. 6 Börsen aus Osteuropa konnten auch in 2016 den DAX klar outperformen und sind immer noch im Plus.

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Interview-Hinweise: Andreas Männicke wurde am  29./30. Juni  2016 im Aktionärs Online über aussichtsreiche Aktien in Russland nach dem Brexit befragt. Sie können sich das Interview jetzt bei www.eaststock.de, dort unter der Rubrik „Interviews“ runterladen, ebenso wie das gleichnamige EastStockTV-Video, Folge 110.

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@ ad-hoc-news.de | 03.07.16 12:57 Uhr