Black, Finanzmarkt

Black box Finanzmarkt = Marktwirtschaft adé!?

+++Schieflagen im Bankensektor nehmen zu+++Ackermann-Modell wirft Fragen auf+++Dividendensaison wirkt als Puffer+++

Die Fast-Pleite der fünftgrößten US-Investmentbank Bear Stearns hat die Banken weltweit in Panik versetzt. JP Morgan hat bei einem Übernahmepreis von nur 236 Mio. USD ein „Schnäppchen“ gemacht. Angeblich hat sogar die Deutsche Bank überlegt, Bear Stearns zu übernehmen, sich dann aber zurückgezogen. Die besser als erwarteten Quartalsberichte von Goldman Sachs, Lehman Brothers und vor allem Morgan Stanley beruhigten dann aber ein wenig die Gemüter. Die Nerven liegen aber im Moment blank bei den Anlegern. „Helikotper-Ben“ konnte mit seiner Zinssenkung um 0,75 Basispunkte auf 2.25% wieder einen Crash erfolgreich abwehren. Das „Plunge Protection Team“, das die USA von einem Finanz- und mithin Börsen-Crash vermeiden will, scheint ganze Arbeit zu leisten. Nach wie vor hängt aber die Wall Street am „seidnen Faden“. Die offensichtlich falsch verstandene bzw. falsch interpretiertet Hilferuf von Josef Ackermann beim Staat spricht bereits Bände. Wenn der Staat und damit der Steuerzahler die Fehlentscheidungen von Bankvorständen sanktionieren, hat sich die Marktwirtschaft verabschiedet. Bei der IKB und einigen Landesbanken muss schon jetzt der Steuerzahler bluten, jetzt sogar mehr denn je. Wesentlich wichtiger und auch vernünftiger wäre es, mehr Transparenz zu schaffen und die Übeltäter zu bestrafen und nicht die Allgemeinheit. FBI ermittelt in den USA bei 21 Banken mit dem Verdacht auf Betrug. Auch werden sich einige Banken gegenseitig verklagen. Weitere Zwangsübernahmen im Bankensektor sind wahrscheinlich. Der Anleger muss schon jetzt die Fehlentscheidungen von Bankvorständen ausbaden, was schmerzlich genug ist. Dass einige Bankenvorstände trotz des Versagens beim Risikomanagement Millionen an Abfindungen erhalten, ist nicht hinnehmbar. Auch die Gehaltsdiskussion bei den Top-Managern bekommt dadurch neue Nahrung. Immerhin wurden die Gehälter der UBS-Vorstände um 90% reduziert, was ein erster Schritt in die richtige Richtung ist. Zunächst darf der Anleger darauf vertrauen, dass die US-Notenbank auch bei der nächsten Schieflage mit Garantien die Bank retten wird. Dies darf aber nicht so verstanden werden, dass Banken ihr Risikomanagement vernachlässigen können. In der Not hat der Staat schon oft Banken geholfen sei es in Skandinavien, in Japan (teils auch durch Verstaatlichungen), in Indonesien, in der Türkei etc. Staatshilfe im Bankensektor ist also nicht neu. Nach der Konsolidierung trennt sich die Spreu vom Weizen und hernach werden auch Bankaktien wieder stark steigen. Ich rechne aber weiterhin mit Hiobsbotschaften auf dem Bankensektor, wobei auch englische und spanische Bank gefährdet sind. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass die Unternehmen so finanz- und ertragsstark sind, dass sie auch aus eigenem Cash Flow gut wachsen können. Die Anleger sind weltweit weiterhin sehr nervös und reagieren auf jede schlechte und gute Nachricht im Moment sehr stark mit Kursübertreibungen, was die Volatilität erhöht. Tagesschwankungen von über 2% bei Indices nach oben und unten sind jetzt eher die Regel als die Ausnahme. Aus dem Bankensektor muss der Anleger weiter mit Hiobsbotschaften rechnen. Wenn dann noch Gewinnwarnungen wie bei Siemens und Deutsche Telekom hinzukommen, sind die Kursverluste aufgrund der Nervosität jetzt oft im zweistelligen Prozentbereich. Kopfzerbrechen bereitet immer noch die Höhe der mutmaßlichen und tatsächlichen Verluste im Bankensektor. Der IWF erhöhte seine Schätzung für den weltweiten Abschreibungsbedarf mittlerweile auf 800 Mrd. USD. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Schätzung noch einmal auf 1 Billion USD erhöht wird – eine wahrhaft „runde Sache“. Das Problem ist, dass die Banken im Moment keine aussagekräftigen Ergebnisprognosen machen können. Die Allianz kann jetzt zum Beispiel nicht sagen wie sich das Ergebnis der Dresdner Bank entwickeln wird. Der zusätzliche Abschreibungsbedarf wird auf 500 Mio. USD bis 1 Mrd. USD geschätzt. Das Investmentbanking-Geschäft soll jetzt von Privatkundengeschäft und der Vermögensverwaltung abgetrennt werden. Auch die Credit Suisse rechnet mit höheren Abschreibungen und einem Quartalsverlust. Der Bankenmarkt bleibt also eine nicht kalkulierbare „Black box“ im Moment. Der Anleger sollte aber alle Pros und Contras abwägen. In der Krise liegt auch immer wieder die Chance, alles hernach besser zu machen und aus gemachten Fehlern zu lernen. Was für deutsche und auch osteuropäische Aktien spricht ist die hohe Dividendenrendite von 3,5 bis 4% bei DAX-Werten und die niedrigen Bewertungen (KGV12-13). In den nächsten Wochen werden die Rekorddividenden von in der Summe 27 Mrd. USD dem Markt neue Liquidität zuführen, was sogar eine Frühjahrsrallye auslösen könnte. Außerdem ist noch nicht erkennbar, dass die US-Finanzkrise auf die Realwirtschaft weltweit übergegriffen hat. Sicherlich werden die USA weiterhin mit dem Thema „Stagflation“ sorgsam umzugehen haben. Inflation ist auch ein weltweites Problem – auch in Emerging Markets. Diese beruht aber auf hohen Lohnsteigerungen und hohen Rohstoffpreise. Einige Industriezweige werden die steigende Kosten bei abnehmender Nachfrage nicht umsetzen können, was vereinzelt zu deflationären Tendenzen führen wird. Dies dürfte die Gewinne in 2008 verringern. Daher werden wir demnächst öfters von Umsatz- und Gewinnwarnungen hören. Nach Siemens, Deutsche Telekom, Credit Suisse und Allianz werden also weitere Unternehmen mit (verkappten) Gewinnwarnungen die Aktienmärkte beunruhigen. Die Glaubwürdigkeit der Vorstände steht auf dem Spiel. Nach Gewinnwarnungen von 900 Mio. USD wurde bei Siemens ein Verlust des Wertes der Aktien an der Börse von 12 Mrd. €. Hier gibt es deutliche Übertreibungen. Ebenso brach der Kurs der Deutsche Telekom in Relation zu dem geringeren Gewinn zu stark ein. Jetzt locken hohe Dividendenrenditen im T-Sektor. Es wurden weltweit übrigens schon mehr Geld verloren als nach der Dot.com-Blase, nämlich 4,5 Billionen USD. Darauf entfallen alleine bei den 30 größten Banken 1,1 Billionen USD, die verbrannt wurden. Aber auch Öl/Gaswerte verloren erheblich an Wert, obwohl in diesem Jahr weitere Rekordgewinne zu erwarten sind. Hier besteht also wieder Aufholpotential, insbesondere bei Öl/Gaswerten aus Osteuropa. Aber jede kleine Enttäuschung wird im Moment brutal abgestraft. Es wird weiterhin ein Bereinigungsprozess und Konsolidierungsprozess stattfinden Die Situation ist ganz anders als 2000-2003. Die Unternehmen sind nicht überbewertet und wesentlich finanzstärker als in 2000. Insbesondere osteuropäische Blue Chips weisen weiter gute Fundamentaldaten auf. Fazit: Es wird weiterhin volatil bleiben – auch an den Ostbörsen. Ich bleibe dabei: Bei einem Dow Jones von unter 11700 oder einem S&P von unter 1250 gehen Sie bitte auch an den Ostbörsen kurzfristig in Liquidität bzw. beachten sie knappe Stopp-loss-Marken, falls Sie meiner ersten Verkaufsempfehlung bei einem Dow Jones von unter 12800 Indexpunkten verpasst haben sollten und nicht wie von mir empfohlen bereits in Liquidität gegangen sind. Falls die genannten Chartmarken unterschritten werden, droht eine weitere „Monsterwelle“, der in einem Finanz-Crash münden kann. Die FED ist darüber besser als wir informiert und wird alles unternehmen, dass es nicht zu einen „Crash“ kommt. Denn ein Aktien-Crash könnte auch eine Rezession in den USA beschleunigen, weil dann der Konsum einbricht, und das wollen Bush&Co mit aller Macht vermeiden. Obama &Clinton sind übrigens in keinster Weise auf eine Rezession vorbereitet und sparen daher brisante Wirtschaftstehmen im Wahlkampf ganz bewusst aus. Nutzen Sie aber auch die Kursschwäche bei soliden osteuropäischen Werten weiterhin mit gestaffelten Zukäufen. Ich rechne noch mit großen Reboundchancen in diesem Jahr, vielleicht sogar schon mit einer Frühjahrsrallye. Liquidität ist jetzt genug da, um den Markt sehr schnell um 10% nach oben zu bringen. Es darf aber keine weiteren Hiobsbotschaften aus dem Finanzsektor geben. Mein Motto wiederhole ich gerne, dass auch 1998 für Russland zutraf: „In der Krise liegt die Chance!“. Welche Aktien jetzt ge- und verkauft werden sollten, können Sie täglich der Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86€/Min) entnehmen. Hinweise: Der Autor wird am 11.4.08 um 21.30 Uhr in der 3SATBörse ein Interview über das Baltikum geben. Melden Sie sich schon jetzt an für das nächste ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ am 22. April 2008 in Frankfurt/M (siehe www.eaststock.de) an, wo auch wieder das Szenario an den Weltbörsen für 2008 besprochen wird.
@ ad-hoc-news.de | 22.03.08 10:50 Uhr