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Infineon Analyse: Eine Etage tiefer bitte!

Technologietitel und insbesondere Chiphersteller trotzen dem weltweiten Abschwung, noch immer sind zu wenig Halbleiter auf dem Markt, um die Nachfrage zu bedienen.

MÜNCHEN/BERLIN - Zum vierten Mal in Folge verdirbt die spanische Windkrafttochter Gamesa dem Energietechnik-Konzern Siemens Energy das Quartalsergebnis. Nach roten Zahlen wird das Unternehmen für das Geschäftsjahr (per Ende September) vorsichtiger. Umsatz und operatives Ergebnis dürften nun am unteren Ende der bisher angegebenen Prognosespannen ausfallen. Und unter dem Strich erwartet das Management um Konzernchef Christian Bruch nun anhaltend hohe Verluste.

An der Börse kamen die Nachrichten von Siemens Energy schlecht an. Die im Mittelwertesegment MDax notierte Aktie gehört zu den größten Verlierern und brach zu Börsenbeginn um rund sechs Prozent ein und stürzte auf ein neues Rekordtief. Danach reduzierte das Papier die Verluste wieder etwas, lag aber mit über fünf Prozent weiter tief im Minus und ist inzwischen nicht einmal halb so viel wert wie am bisherigen Kurshöhepunkt Anfang vergangenen Jahres.

Die endgültigen Resultate des Energietechnikkonzerns zum zweiten Geschäftsquartal hätten nicht überrascht, kommentierte Analyst Simon Toennessen von Jefferies. Gleichwohl peilten das Geschäftsfeld Gas and Power (GP) und auch der Konzern insgesamt nunmehr nur das untere Ende der Prognosespannen für das Gesamtjahr an. Die Markterwartung für das operative Ergebnis von GP könnte deutlich sinken.

"Die Situation bei Gamesa hat sich seit der letzten Gewinnwarnung weiter verschärft", sagte Siemens-Energy-Chef Bruch. Man arbeite eng zusammen, um die Situation zu verbessern. Das hat auch personell einen immer stärkeren Niederschlag. Nachdem Anfang März mit Jochen Eickholt ein ehemaliger Vorstand aus München den Chefsessel bei Gamesa übernahm, gibt es dort seit vergangener Woche mit dem neuen Chief Operating Officer Tim Dawidowsky einen weiteren Topmanager, der von Siemens Energy kommt.

Eickholt zufolge sei die Lage schwieriger als gedacht, sagte Bruch in einer Telefonkonferenz. Dennoch bekannte er sich zum Windkraftgeschäft als wichtigem Wachstumsmarkt - und zwar sowohl zum solide laufenden Geschäft mit Anlagen auf dem Meer als auch zum problematischen Bereich mit Windrädern an Land. "Alles, was wir im Moment sehen, sind Probleme, die man lösen kann", betonte er.

Siemens Energy wird nun für das Gesamtjahr vorsichtiger: Für Umsatz und Gewinnmarge erwartet der Konzern nur noch Ergebnisse am unteren Rand seiner bisherigen vorhergesagten Spannen. Siemens Energy hat bislang eine vergleichbare Umsatzentwicklung von minus zwei bis plus drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht gestellt, dazu eine bereinigte operative Marge (Ebita) von zwei bis vier Prozent. Und unter dem Strich haben sich die Aussichten klar verschlechtert: Vor drei Monaten hatte Siemens Energy noch auf eine deutliche Verbesserung gehofft. Nun erwartet das Unternehmen einen Verlust auf Vorjahresniveau - also im Bereich um 560 Millionen Euro.

Die auf Energieübertragung sowie Technik und Service für konventionelle Kraftwerke ausgerichtete Sparte Gas and Power lieferte dagegen erneut solide Zahlen ab. Dies sei trotz heftigen Gegenwinds gelungen, lobte Bruch. Dabei legte die Sparte bei allen Kennziffern zu. Allerdings bekommt der Bereich die Auswirkungen des Krieges Russlands in der Ukraine zu spüren. Gas and Power hat sein Neugeschäft in Russland zu Beginn des Krieges gestoppt. Für das Gesamtjahr rechnet Siemens Energy mit Umsatzverlusten von etwa 300 Millionen bis 400 Millionen Euro. Den fehlenden Ergebnisbeitrag sieht Bruch im hohen zweistelligen bis gering dreistelligen Millionenbereich.

Die bereits im April vorgelegten vorläufigen Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal des laufenden Geschäftsjahres (Ende September) für den Konzern bestätigte Siemens Energy. So sank der Umsatz auf vergleichbarer Basis, also ohne Währungs- und Portfolioeffekte, um 1,7 Prozent und belief sich auf knapp 6,6 Milliarden Euro. Nominal erreichte der Konzern ein leichtes Plus. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) rutschte mit einem Fehlbetrag von 77 Millionen Euro in den roten Bereich, nachdem im Vorjahresquartal noch ein operativer Gewinn von 197 Millionen Euro zu Buche gestanden hatte. Unter dem Strich stand ein Verlust von 252 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch 31 Millionen Euro betragen. Dabei habe es "erste geringfügige" negative Auswirkungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg gegeben, hieß es.

@ ad-hoc-news.de , Rafael S. Müller | 11.05.22 11:35 Uhr