WJC-Präsident: Auschwitz war der „Zenit des Bösen“. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz hat Ronald Lauder als Präsident des World Jewish Congress (WJC, Jüdischer Weltkongress) die Ereignisse im Lager als Zenit und Gipfel des Bösen bezeichnet. Er forderte Deutschland auf, stärker gegen antisemitische und rassistische Hetze vorzugehen.
Lauder bezog sich in seiner Rede vor allem auf den aufkeimenden Hass im Internet. Deutschland müsse seine Anstrengungen deutlich verstärken, so der WJC-Präsident. Rassistische und antisemitische Hasspostings dürften im Internet keinen Platz finden. Der BILD-Zeitung (Montagsausgabe) sagte Lauder, dass Deutschland deutlich mehr für die Aufklärung der Menschen tun müsse. Es gebe den größten Nachholbedarf im Kampf gegen Rassismus und Hass im Internet. Gegen die Hetze, die in sozialen Netzwerken verbreitet werden, könnte und müsste der deutsche Staat viel mehr unternehmen. Die Technik hindere die Behörden daran nicht, so Lauder. Vielmehr fehle es womöglich am deutlichen Willen, den Verbreitern von antisemitischem Hass das Handwerk zu legen. Immerhin sei Auschwitz schlechthin das Symbol für ein gigantisches Menschheitsverbrechen – den Holocaust. Es wurden hier eine Million Menschen ermordet, allein weil sie Juden waren. Das mache Auschwitz zum teuflische Zenit des Bösen. Der WJC-Präsident betonte, dass Antisemitismus und Hass nicht ausgerottet seien, sondern vielmehr weltweit wieder wachsen würden. Dagegen müsse man seine Stimme erheben.
Seit über 70 Jahren gehen nun die Schreckensbilder vom befreiten KZ Auschwitz mit den Leichenbergen um die Welt. Sie verfehlten nicht ihre Wirkung: In den vergangenen Jahrzehnten hatten sie durchaus dazu beigetragen, eine moralische Barriere aufzubauen. Die meisten Menschen der Nachkriegsgenerationen schreckten davor zurück, sich mit den Untaten der Nazis gemein zu machen. Allerdings sei die Welt nun drei Generationen weiter, wie Ronald Lauder warnend ausführte. Vor allem jüngere Menschen seien wieder empfänglich für Antisemitismus. Man müsse daher unermüdlich daran erinnern, wohin Hass, Rassismus und Antisemitismus einst geführt hatten. In der BILD-Zeitung bezog Lauder auch Stellung zu Sheindi Miller. Die Auschwitz-Überlebende hatte kürzlich ihr 54 Seiten starkes Tagebuch veröffentlicht, das 75 Jahre lang unzugänglich geblieben war. Lauder bezeichnete es als enorm wichtiges Dokument, vergleichbar mit dem Tagebuch von Anne Frank. Es sollte genauso aufmerksam gelesen werden, um die Erinnerung wachzuhalten. Gleichzeitig verwies der WJC-Präsident auf die Kampagne „#WeRemember“, die der WJC gemeinsam mit der BILD-Zeitung gestartet hatte. Sie erinnert an die sechs Millionen ermordeten Juden und an die weltweit 60 Millionen Opfer des Zweiten Weltkrieges, darunter auch an die vielen getöteten Deutschen. Sie verloren ihr Leben allein wegen der Besessenheit von Adolf Hitler, dem ein verirrtes Volk fast komplett gefolgt war. Das dürfe sich nicht wiederholen, so der WJC-Präsident Ronald Lauder.