Sorgen, Papst

Zehn Tage liegt Franziskus nun schon im Krankenhaus.

23.02.2025 - 10:47:32

Noch größere Sorgen um den Papst. Es gibt neue Komplikationen. Die Ärzte halten sich mit einer Prognose zurück.

Die Sorgen um Papst Franziskus sind noch einmal größer geworden. Das an einer Lungenentzündung erkrankte Oberhaupt der katholischen Kirche musste am Wochenende mit Sauerstoff und mit Blutkonserven versorgt werden. Die Ärzte im Gemelli-Krankenhaus in Rom, wo der 88-Jährige nun bereits zehn Tage liegt, nannten seinen Zustand weiterhin kritisch. Erstmals sprachen sie von einer «zurückhaltenden Prognose». Die Nacht zum Sonntag sei dann aber ruhig verlaufen.

Dem ärztlichen Bulletin zufolge gab es am Samstag gleich zwei Probleme: Am Morgen hatte Franziskus eine «anhaltende asthmatische Atemkrise», was die Verabreichung von Sauerstoff erforderlich machte. Zudem bekam er eine Bluttransfusion, weil ein Mangel an Blutplättchen festgestellt wurde. Die Ärzte sprachen von Anämie: zu wenig rote Blutkörperchen. Rund um die Welt wurde in Sonntagsgottesdiensten für den Pontifex gebetet.

Schon zehn Tagen im Krankenhaus

Franziskus wird seit Mitte des Monats in der Gemelli-Klinik behandelt, einem Universitätskrankenhaus. Der 88-Jährige - inzwischen zweitältester Papst der Geschichte - hat schon seit der Zeit vor Weihnachten Probleme mit den Atemwegen. In der Klinik stellten die Ärzte eine Lungenentzündung fest, die beide Lungenflügel erfasst hat. Die Infektion hat demnach verschiedene Erreger. Die Ärzte nennen das Krankheitsbild «komplex». In einem so hohen Alter gilt eine Lungenentzündung als sehr gefährlich.

Der Argentinier hat nach Angaben der Klinik Anweisung gegeben, aus seinem Gesundheitszustand kein Geheimnis zu machen. Morgens und abends wird schriftlich darüber informiert. Zudem gaben die Ärzte am Freitag eine Pressekonferenz, in der sie davon sprachen, dass das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken «nicht außer Gefahr» sei. Ein namentlich nicht genannter Kardinal sagte der Zeitung «La Repubblica»: «Jetzt können wir nur noch beten.»

Sonntagsgebet muss wieder ausfallen

Inzwischen gehen die meisten davon aus, dass sich der Klinikaufenthalt noch länger hinziehen wird. Manche spekulieren auch darüber, dass Franziskus das Krankenhaus nicht mehr verlassen wird. Bereits zum zweiten Mal hintereinander musste der Pontifex das große Sonntagsgebet ausfallen lassen, zu dem er sich normalerweise von einem Fenster im Apostolischen Palast Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz zeigt.

Zwischenzeitlich war überlegt worden, das Gebet aus der Klinik zu übertragen. Dazu kam es aber nicht. Seit der Einlieferung hat sich der Papst nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt. Die Ärzte haben ihm absolute Ruhe verordnet. Nur die engsten Mitarbeiter dürfen zu ihm. Prominenteste sonstige Besucherin war Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni.

Kardinäle weisen Spekulationen über Rücktritt zurück

Inzwischen ist auch eine Diskussion aufgekommen, ob Franziskus wie sein deutscher Vorgänger Benedikt XVI. zurücktreten könnte. Die Nummer zwei des Vatikans, Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, bezeichnete solche Spekulationen jedoch als «unnötig». Der 70 Jahre alte Italiener wird als einer der möglichen Nachfolger gehandelt. 

Franziskus selbst hatte solche Gerüchte bei früheren gesundheitlichen Problemen immer zurückgewiesen. Der Gedanke an einen Rücktritt sei ihm niemals gekommen. Allerdings hat er nach eigenen Angaben im Vatikan einen unterschriebenen Rücktrittsbrief hinterlegt - aber nur für den Fall, dass er krankheitsbedingt handlungsunfähig wäre.

Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller trat den Spekulationen ebenfalls entgegen. Eine Abdankung sei «keine Option», sagte der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation der Zeitung «Il Messaggero». «Man steigt nicht vom Kreuz herab.» Er habe auch Benedikts Gründe nie verstanden. «Ich bin skeptisch gegenüber jedem päpstlichen Verzicht, nur weil man sich erschöpft fühlt und nicht mehr zurechtkommt. Dies untergräbt das Prinzip der sichtbaren Einheit der Kirche.»

@ dpa.de