CNN, Gaza

Soll auch Treibstoff in den Gazastreifen geliefert werden? Israels Armee ist dagegen - und verweist auf einen Vorrat der Hamas.

24.10.2023 - 08:55:10

CNN: Klinik in Gaza könnte bald zu «Massengrab» werden. Unterdessen schlägt die WHO angesichts der Wasserversorgung Alarm. Die News.

  • Israelische Männer beten in Tel Aviv für die von der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln. - Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa

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  • Eine bei israelischen Angriffen verletzte Palästinenserin wartet im Schifa-Krankenhaus auf ihre Behandlung. - Foto: Mohammad Abu Elsebah/dpa

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  • Trauernde versammeln sich um die Gräber von Yam Goldstein und ihrem Vater Nadav, die am 7. Oktober in ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza von Hamas-Mitgliedern ermordet wurden. Der Rest der Familie wird vermutlich in Gaza als Geiseln gehalten. - Foto: Ariel Schalit/AP/dpa

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  • Die Al-Rashid-Hauptstraße in Gaza-Stadt nach israelischem Beschuss. - Foto: Abed Khaled/AP/dpa

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  • Ein palästinensischer Junge trauert in Rafah um seine Verwandten, die bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden. - Foto: Hatem Ali/AP/dpa

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  • Eine der befreiten Geiseln kommt in einem Helikopter des israelischen Militärs auf dem Dach eines Krankenhauses in Tel Aviv an. - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

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  • Ein Arbeiter beobachtet die von der Weltgesundheitsorganisation gesandten medizinischen Hilfsgüter im Nasser-Krankenhaus. - Foto: Mohammed Talatene/dpa

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Israelische Männer beten in Tel Aviv für die von der islamistischen Hamas verschleppten Geiseln. - Foto: Petros Giannakouris/AP/dpaEine bei israelischen Angriffen verletzte Palästinenserin wartet im Schifa-Krankenhaus auf ihre Behandlung. - Foto: Mohammad Abu Elsebah/dpaTrauernde versammeln sich um die Gräber von Yam Goldstein und ihrem Vater Nadav, die am 7. Oktober in ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza von Hamas-Mitgliedern ermordet wurden. Der Rest der Familie wird vermutlich in Gaza als Geiseln gehalten. - Foto: Ariel Schalit/AP/dpaDie Al-Rashid-Hauptstraße in Gaza-Stadt nach israelischem Beschuss. - Foto: Abed Khaled/AP/dpaEin palästinensischer Junge trauert in Rafah um seine Verwandten, die bei einem israelischen Luftangriff getötet wurden. - Foto: Hatem Ali/AP/dpaEine der befreiten Geiseln kommt in einem Helikopter des israelischen Militärs auf dem Dach eines Krankenhauses in Tel Aviv an. - Foto: Ilia Yefimovich/dpaEin Arbeiter beobachtet die von der Weltgesundheitsorganisation gesandten medizinischen Hilfsgüter im Nasser-Krankenhaus. - Foto: Mohammed Talatene/dpa

Angestellte im größten Krankenhaus im Gazastreifen fürchten angesichts versiegender Treibstoffreserven eine Katastrophe. «Unter dem Strich wird das Schifa-Krankenhaus ein Massengrab werden, wenn ihm der Strom ausgeht», sagte Ghassan Abu-Sittah, Arzt in der Klinik in Gaza, dem US-Sender CNN am Montagabend (Ortszeit).

Bereits jetzt mangele es an grundlegendem medizinischem Material wie etwa Spezialverbänden für Brandwunden, es komme schon zu Stromausfällen und der Wasserdruck reiche nicht mehr für den Betrieb der Sterilisierungsmaschinen für das Operationsbesteck, sagte er.

Das Schlimmste aber sei der Platzmangel, so der Arzt. Das Krankenhaus mit einer eigentlichen Kapazität von bis zu 700 Betten versorge gerade 1700 Menschen, die mit Matratzen in den Fluren lägen. «Die Situation ist entsetzlich, und wir sind einfach ganz am Ende des Systems, das langsam zusammenbricht», so Abu-Sittah.

Terroristen im Auftrag der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten am 7. Oktober in Israel ein Massaker unter Zivilisten angerichtet. Mehr als 1400 Menschen kamen dabei und in den folgenden Tagen ums Leben. Mindestens 222 weitere wurden laut Israels Armee gewaltsam in den Gazastreifen verschleppt, darunter mehrere Deutsche. Seither bombardiert Israels Armee Ziele im Gazastreifen und bereitet eine Bodenoffensive in dem abgeriegelten Küstengebiet vor. Mehrere Einheiten trainieren laut Angaben der Armee derzeit dafür.

Armeesprecher: Hamas verwehrt Gaza-Kliniken gehorteten Treibstoff

Die islamistische Hamas verwehrt nach Darstellung des israelischen Militärs Krankenhäusern im Gazastreifen von ihr gehorteten Treibstoff. Die Hamas habe «mehr als» eine Million Liter Treibstoff gelagert, «gibt diesen aber nicht an bedürftige Krankenhäuser ab», erklärte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus in der Nacht auf der Plattform X (vormals Twitter). «Die Hamas ist für das Leid in Gaza verantwortlich, nicht Israel», sagte der Sprecher. Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen beklagen, dass mit den ersten Hilfslieferungen in den Gazastreifen bislang kein Treibstoff in das Gebiet gelangte.

«Der Treibstoff, den wir reinbringen wollen, ist der Treibstoff, den (das Palästinenserhilfswerk) UNRWA braucht. Es wird für unsere Operationen sein. Und natürlich muss auch Treibstoff für die Krankenhäuser und so weiter vorhanden sein», sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Montag in New York. Die Nachfrage, ob es Israel sei, das die Erlaubnis bisher verweigere, beantwortete er nicht.

In den vergangenen Tagen passierten einige Dutzend Lastwagen die Grenze von Ägypten in den Gazastreifen. Nach UN-Angaben sind seit Samstag 54 Lastwagen mit Hilfsgütern eingetroffen - ein Tropfen auf den heißen Stein, wie Tamara Alrifai, die Kommunikationschefin des UN-Hilfswerks für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) berichtete. Zudem sei nicht der dringend benötigte Treibstoff für Generatoren dabei. Stattdessen seien Reis und Linsen geliefert worden. Dafür brauchten die Menschen aber Wasser und Gas zum Kochen - diese Lieferungen seien nicht hilfreich, sagte Alrifai.

WHO: nur noch drei statt 15 Liter Wasser pro Person

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlug ebenfalls Alarm. Besonders prekär sei der Wassermangel, sagte Rick Brennan, der WHO-Regionaldirektor für die östliche Mittelmeerregion. Die WHO schätzt, dass pro Person nur noch drei Liter Wasser pro Tag zur Verfügung stehen - der minimale Bedarf pro Person sei aber 15 Liter, für das Trinken, Kochen und die Körperhygiene, sagte Brennan.

Die zuständige Cogat-Behörde in Israel warf der Hamas unterdessen vor, die von ihr gelagerten rund eine Million Liter Treibstoff dafür zu nutzen, um «ihre Terror-Tunnel zu beleuchten, Raketen abzufeuern und für ihre eigenen Häuser» statt der Zivilbevölkerung bereitzustellen. Am Morgen verbreitete Cogat zudem Aufnahmen auf X, die ein Dutzend Treibstofftanks der Hamas im südlichen Gazastreifen zeigen sollen. Sie sollen demnach «Hundertausende Liter Treibstoff» enthalten. Unabhängig waren die Angaben zunächst nicht zu überprüfen. Der Inhalt der Tanks sowie ein möglicher Füllstand waren auf den Aufnahmen nicht zu erkennen.

Feuerpause oder Waffenstillstand? Debatte geht weiter

Die Vereinten Nationen fordern unterdessen einen humanitären Waffenstillstand, was aber umstritten ist. «Jeder Waffenstillstand würde der Hamas die Möglichkeit geben, sich auszuruhen, aufzurüsten und sich darauf vorzubereiten, weitere terroristische Angriffe gegen Israel zu verüben», gab der Sprecher des US-Außenministeriums Matthew Miller in Washington zu Bedenken. Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte zuvor auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Forderungen nach einer humanitären Feuerpause (Englisch: humanitarian pause) und den Forderungen nach einem humanitären Waffenstillstand (humanitarian ceasefire) erklärt, dass für ihn ein Waffenstillstand weit mehr sei als eine Feuerpause.

Bei einem Waffenstillstand brauche es eine Vereinbarung zwischen den Parteien, erklärte Borrell in Luxemburg. Eine Feuerpause sei dagegen schneller umzusetzen. Gleichzeitig gebe es lediglich eine zeitlich begrenzte Einstellung von Angriffen. So etwas brauche man, um humanitäre Hilfe sicher in den Gazastreifen bringen zu können. Borrell geht davon aus, dass sich die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten bei ihrem nächsten Gipfeltreffen geschlossen hinter Aufrufe zu einer begrenzten Feuerpause für Hilfslieferungen stellen.

China rief die Konfliktparteien zu Friedensgesprächen auf. Es müsse verhindert werden, dass die Situation weiter eskaliere und es zu einer noch größeren humanitären Katastrophe komme, sagte Chinas Außenminister Wang Yi in einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Eli Cohen, so das Pekinger Außenministerium.

Israel setzt sich weiter für Geiseln ein

Israel ist unterdessen im Kampf gegen die Hamas-Angreifer im Gazastreifen bereit zur Bodenoffensive und treibt zugleich die Bemühungen um Freilassung der Geiseln voran. Der Auftrag laute: «die Hamas zu eliminieren, ihre Infrastruktur als Militär, als Organisation, als Regierung. Und: Die Entführten zu befreien», sagte Israels Energieminister Israel Katz der «Bild»-Zeitung. Derweil ließ die Hamas zwei weitere Frauen frei.

Israel bleibt hart: Wir gehen rein

«Die Hamas möchte, dass wir uns mit den Entführten beschäftigen und unser Militär nicht reingeht, um ihre Infrastruktur zu eliminieren. Das wird nicht passieren», sagte Katz. Seine Regierung bedankte sich bei Ägypten und dem Internationalen Roten Kreuz für ihren Beitrag bei der Freilassung zwei weiterer Geiseln. Die 79 und 85 Jahre alten Frauen seien an Israels Armee übergeben worden, teilte das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu in der Nacht mit. Am vergangenen Freitag hatte die Hamas auf Vermittlung Katars bereits überraschend eine US-amerikanische Mutter und ihre Tochter freigelassen.

«Wir handeln mit jedem Akteur, um die Entführten freizubekommen», sagte Israels Energieminister Katz. «Wir tun alles, um sie nach Hause zu bekommen.» Israel versuche außerdem, «trotz des grausamen Feindes zwischen der Hamas und der Zivilbevölkerung zu unterscheiden». Im Süden von Gaza gebe es genug Raum, der nicht bombardiert werde: «Wer sich dort aufhält, bleibt unversehrt». Ein BBC-Reporter im Süden berichtete jedoch in der Nacht von Angriffen auch dort.

Israel bombardiert erneut Hunderte Ziele im Gazastreifen

Die israelische Luftwaffe bombardierte nach eigenen Angaben erneut Hunderte Ziele im Gazastreifen und tötete dabei mehrere Kommandeure der islamistischen Hamas. Wie das israelische Militär am Morgen auf Telegram bekanntgab, seien im Verlaufe des vergangenen Tages mehr als 400 «Terrorziele» getroffen worden. In einer «großangelegten Operation zur Zerschlagung der terroristischen Kapazitäten der Hamas» habe man Dutzende Hamas-Kämpfer getroffen, die sich darauf vorbereitet hätten, Raketen abzufeuern und Terroranschläge gegen Israel zu verüben.

Die Angriffe dauerten tagsüber weiter an. Bei einem kombinierten Angriff mit Panzern, Hubschraubern und Artillerie seien Hamas-Panzerabwehrraketen sowie Beobachtungsposten zerstört worden, teilte die Armee am Mittag mit.

Außerdem gab es im israelischen Grenzgebiet zum Gazastreifen am Vormittag wieder Raketenalarm, nachdem Raketen aus dem Gazastreifen abgefeuert worden waren. Davor hatte mehrere Stunden lang Pause geherrscht.

Weiter Gefechte auch an Israels Nordgrenze

Derweil kommt es auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon weiter zu gewaltsamen Zwischenfällen. Israel hat den Libanon eindringlich davor gewarnt, in den Krieg mit der Hamas einzusteigen. Israels Armee teilte mit, sie habe «Terrorzellen» angegriffen, die Raketen vom Libanon abfeuern wollten. Die pro-iranische Hisbollah bestätigte, sie habe gestern israelische Truppen angegriffen. Israel habe daraufhin Ziele im Süden des Libanon beschossen.

Macron zu Besuch in Israel

Mehr als zwei Wochen nach Kriegsbeginn ist der französische Präsident Emmanuel Macron nach Israel gereist. «Ich bin hier, um unsere Solidarität auszudrücken, heute und morgen», sagte Macron bei einem Treffen mit Israels Präsident Izchak Herzog. Man stehe an der Seite Israels und werde alles Mögliche tun, um Frieden und Stabilität für Israel und die Region zurückzubringen. Es sei eine Verpflichtung, gegen die Terrorgruppen zu kämpfen, ohne dabei aber den Konflikt zu vergrößern.

Bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu rief er Israel zur Einhaltung des Kriegsrechts und humanitärer Grundsätze auf. «Der Kampf muss gnadenlos sein, aber nicht ohne Regeln, denn wir sind Demokratien, die gegen Terroristen kämpfen, Demokratien also, die das Kriegsrecht respektieren und den humanitären Zugang gewährleisten», sagte Macron.

@ dpa.de