Ausland, Donald Trump

Sicherheitsexperte stellt Scheitern der US-Außenpolitik im Koreakonflikt fest

19.06.2020 - 13:31:04

Trumps außenpolitisches Konzept nach dem Wiederaufleben des Konflikts zwischen Nord- und Südkorea vor dem Aus.

Die neueste Eskalation im Konflikt zwischen Nord- und Südkorea stellt die Annäherung, welche beide Länder in den letzten Monaten erarbeitet hatten, vehement infrage. Die Zerstörung des Verbindungsbüros in der Grenzstadt Kaesong durch Nordkorea muss als demonstrativer Akt gewertet werden, betont der Sicherheitsexperte Christian Hacke gegenüber dem Nachrichtenportal Watson. Der nordkoreanische Führer Kim Jong-un hat ein Zeichen für seine Enttäuschung über die erfolglose US-Diplomatie in Südkorea gesetzt. Die Gespräche zwischen den USA und Südkorea über eine Annäherung der beiden koreanischen Staaten, treten seit einigen Monaten auf der Stelle. Nordkorea hat sich eine baldige Aufhebung der geltenden Sanktionen erhofft, um vor allem die katastrophale wirtschaftliche Lage im eigenen Land in den Griff zu bekommen. Die Aufhebung ist aktuell durch die unterschiedlichen Einschätzungen der Lage zwischen der US-Regierung und Südkorea in weite Ferne gerückt. Auf der anderen Seite bedeutet die derzeitige Eskalation, dass Kim Jong-un sein Prestigeprojekt einer nuklearen Aufrüstung der nordkoreanischen Streitkräfte weiter vorantreiben kann.
Der Politologe bewertet unabhängig vom letztendlichen Erfolg der Annäherungsoffensive die Aufnahme von Gesprächen der US-Regierung mit dem Machthaber in Pjönjang als Achtungserfolg des nordkoreanischen Regimes ersten Grades. Allein die Tatsache, dass der US-Präsident sich bereits erklärt hat direkt mit Kim zu sprechen, bedeutet eine erhebliche Aufwertung für das Regime. Hacke wirft Trump eine „Fake-Diplomacy“ vor, die von vorneherein nur auf den medialen Effekt berechnet gewesen sei, ohne substanzielle neue Ansätze zu liefern. Der zweijährige Friedensprozess und die Erleichterungen für die Menschen in Korea sind jetzt mit der Sprengung des Verbindungsbüros abrupt beendet und ich rechne nicht mit einer Wiederaufnahme der Gespräche. Die Initiative von Trump hat zum Gegenteil dessen geführt, was er öffentlich angekündigt hat, beklagt der Experte gegenüber dem Nachrichtenportal Watson.
Gespräche mit Diktaturen sind für demokratische Regierungen immer ein heikles Thema. Aber es gibt auch Beispiele für erfolgreiche Strategien, wie zum Beispiel die Ostpolitik der Regierung Brandt. Mit der Aufnahme von diplomatischen Beziehungen mit der DDR hat Brandt die Voraussetzungen für die Wiedervereinigung geschaffen. Das war ein langfristiger Prozess der kleinen Schritte, die eine Basis des Vertrauens geschaffen haben. Die Ostpolitik hat auch zu einer Entspannung des Verhältnisses zur Sowjetunion und Polen beigetragen, die durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs stark belastet war. Diese Strategie der Annäherung ist völlig konträr zu der Hauruck-Diplomatie von US-Präsident Trump, der nur einen kurzfristigen Erfolg im eigenen Land gesucht hat und der letzten Endes keine Ahnung von der Dimension des Korea-Konfliktes hat, beklagt der Sicherheitsexperte.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

@ ad-hoc-news.de