Seit Wochen wird mit einem Vergeltungsschlag Israels gegen den Iran als Antwort auf einen massiven Raketenangriff gerechnet.
26.10.2024 - 03:13:54Israel startet Vergeltung gegen den Iran - Was wir wissen. Nun greift der jüdische Staat Ziele in der Islamischen Republik an.
Israel hat seinen seit Wochen erwarteten Vergeltungsschlag auf den Iran gestartet. Die aktuelle Lage im Überblick.
Warum schlägt Israel zu?
Die iranischen Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, hatten am 1. Oktober rund 200 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Der Angriff erfolgte nach einer Reihe von gezielten Tötungen durch Israel, die sich gegen zentrale Akteure in Irans Netzwerk nichtstaatlicher Verbündeter wie der libanesischen Hisbollah-Miliz und der islamistischen Hamas richteten. Israel hatte daraufhin Vergeltung angekündigt. «Wie jedes andere souveräne Land der Welt hat der Staat Israel das Recht und die Pflicht zu reagieren», erklärte das israelische Militär.
Wie schlägt Israel zu?
Laut der israelischen Nachrichtenseite «ynet» sind «Hunderte Kampfflugzeuge und Flugkörper» an dem Angriff beteiligt. Iranische Medien berichteten von Explosionen nahe der iranischen Hauptstadt Teheran. Die Luftabwehr des Landes sei aktiviert worden. Genauere Details waren zunächst unklar.
Was wurde getroffen?
Laut dem israelischen Militär handelt es sich um «präzise Angriffe auf militärische Ziele im Iran». Der Angriff wird in den iranischen Medien heruntergespielt, er sei begrenzt. Es gibt bislang keine Berichte über Opfer. Laut der israelischen Zeitung «Haaretz» sind Militärbasen im Westiran Ziel. Ein israelischer Beamter erklärte dem US-Sender NBC News, Israel greife keine Atomanlagen oder Ölfelder im Iran an. «Wir zielen auf Dinge, die uns in der Vergangenheit bedroht haben oder in der Zukunft bedrohen könnten», sagte ein Beamter dem Sender.
Ist der Verbündete USA beteiligt?
Laut US-Medien sind die amerikanischen Streitkräfte in der Region nicht an dem Angriff beteiligt. Israel habe aber den wichtigsten Verbündeten vorab informiert. Es sei aber nicht bekannt, wie weit im Voraus die USA wussten, dass der Angriff bevorstand. Auch die Frage, ob Israel die beabsichtigten Ziele weitergegeben hatte, sei unklar. Das Kabinett hatte den Vergeltungsschlag israelischen Medienberichten zufolge kurz vor dem Angriff autorisiert.
Eine entsprechende Telefonkonferenz mit Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungminister Joav Galant habe am Freitagabend stattgefunden, berichtete die Zeitung «Haaretz». Die Minister seien in den vergangenen Tagen über den Rahmen des offensichtlichen Angriffsplans informiert worden, hieß es.
Wie ist die Lage in Israel?
Laut eines israelischen Armeesprechers gibt es derzeit keine besonderen Anweisungen des Zivilschutzes. Die defensiven und offensiven Fähigkeiten seien voll mobilisiert, erklärte das Militär. «Wir werden alles Notwendige tun, um den Staat Israel und das israelische Volk zu verteidigen.»
Was könnten die Folgen des Gegenschlags sein?
Irans Revolutionsgarden hatten in den vergangenen Tagen immer wieder betont, entschieden auf einen israelischen Angriff reagieren zu wollen. Das iranische Militär arbeitete einem Medienbericht zufolge an mehreren möglichen Antwortszenarien. Sollten die israelischen Streitkräfte den Iran massiv angreifen und beispielsweise auch die Öl- und Nuklearanlagen des Landes ins Visier nehmen, werde die Reaktion heftig ausfallen, berichtete die US-Zeitung «The New York Times» unter Berufung auf vier iranische Beamte, darunter zwei Mitglieder der Revolutionsgarden.
In einem solchen Fall könnte der Iran bis zu 1.000 ballistische Raketen auf Israel abfeuern, die Angriffe verbündeter Milizen in der Region ausweiten und den Schiffsverkehr im Persischen Golf und der Straße von Hormus stören. Sollte Israel allerdings nur begrenzte Angriffe auf wenige Militäreinrichtungen und Waffenlager fliegen, würde der Iran möglicherweise auf eine Reaktion verzichten.
Die USA stationierten vor diesem Hintergrund eine Batterie des Raketenabwehrsystems THAAD in Israel. Bereits im vergangenen Jahr hatten die USA eine Batterie des THAAD-Systems in die Region verlegt.