Ausland, Öltanks

Ölpreis-Rückgang: Ölproduzenten können Preis wohl nicht alleine stabilisieren

02.04.2020 - 19:04:27

Nach der Einschätzung des Exekutivdirektors der Internationalen Energieagentur befindet sich der Ölmarkt in einer Jahrhundertkrise.

Fatih Birol, der Exekutivdirektor der Internationalen Energieagentur (IEA) der OECD erklärt in der Freitagsausgabe der Wirtschafts- und Finanzzeitung „Handelsblatt“, dass er eine rasche Besserung auf dem Ölmarkt nicht erwarte, wenngleich sich die Ölpreise zuletzt ein wenig erholt hätten. Den aktuellen Rückgang der Nachfrage nach Öl hält Birol für derart einschneidend, dass sogar ein – unerwartetes - Übereinkommen zwischen Russland und Saudi-Arabien, das den Preiskampf zwischen den beiden Staaten beendete, keinen entscheidenden Durchbruch bewirken würde.

Der IEA-Exekutivdirektor geht zwar von einer Stabilisierung der Weltwirtschaft aus, falls sich die bedeutendsten Ölproduzenten auf eine gemeinsame Preis- und Förderpolitik verständigen. Eine solche Vereinbarung werde aber für sich genommen nicht ausreichen, um den grundsätzlichen Abwärtstrend auf dem globalen Ölmarkt umzukehren.

Eine Stabilisierung der Ölpreise setze vielmehr voraus, dass sich die Corona-Pandemie schnell beenden lasse. Dies erst würde den Verbrauchern die Möglichkeit zu wieder verstärkter Mobilität eröffnen und die Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Aufholprozess schaffen.

Das derzeitige Krisenszenario sei mit früheren Problemsituationen nicht vergleichbar. Birol weist darauf hin, dass in der momentanen Situation des ökonomischen Stillstands weltweit etwa drei Millionen Menschen nahezu eingesperrt seien. Auf die Transportbranche entfielen inklusive Automobil-, Bus- und Flugverkehr ungefähr 60 Prozent der globalen Ölnachfrage. Es dürfe niemanden verwundern, meint der Exekutivdirektor der IEA, wenn die Ölnachfrage weiterhin außerordentlich stark fallen werde, wenn die Mobilität von mehr als drei Milliarden Menschen größtenteils unterbunden sei.

Fatih Birol weist warnend auf die dramatischen politischen und ökonomischen Konsequenzen des Ölpreis-Zusammenbruchs hin, die Staaten wie der Irak befürchten müssen. Das momentane Ölpreis-Niveau reiche im Irak gerade einmal aus, um jeden zweiten Regierungsangestellten zu entlohnen. Angesichts einer derartig desolaten Finanzsituation verfüge der Irak über keinerlei Spielraum mehr, um seine Wirtschaft oder das Gesundheits- und Bildungswesen zu unterstützen. Gleiches gelte für Staaten wie Algerien, Ecuador und Algerien.

Der IEA-Direktor ist davon überzeugt, dass es in dem aktuell auf dem Ölmarkt tobenden Preiskrieg letztendlich keinen Gewinner geben dürfte. Die am Preiskampf Beteiligten warnt Birol vor einer Unterschätzung der Öl-Produzenten in den USA. Er erwartet eine zügige Erholung der US-Wirtschaft. Zudem seien die US-Produzenten in der Lage, bei steigenden Preisen besonders schnell zu reagieren. Daher werde die Strategie derjenigen Länder wohl kaum aufgehen, die den Ruin der US-amerikanischen Schieferölindustrie anstreben, prognostiziert Birol.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, A. Camus

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