Nahe der irakischen Botschaft in Dänemark wird mutmaßlich ein Koran verbrannt.
22.07.2023 - 13:33:00Nach Koran-Verunglimpfung Proteste im Irak und Iran. Ein weiterer Vorfall in Schweden hatte bereits zuvor in islamisch geprägten Ländern für Protest gesorgt.
Nach einer islamfeindlichen Aktion in Dänemark sind im Irak erneut Demonstranten auf die Straße gezogen. Hunderte Menschen versammelten sich in der Hauptstadt Bagdad nahe der dänischen Botschaft, wie Augenzeugen berichteten.
Sicherheitskräfte trieben sie mit Wasserwerfern auseinander und hinderten sie am Zugang zur sogenannten Grünen Zone, in der mehrere Botschaften liegen. Erneut handelte es sich vorwiegend um Anhänger des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr. Die Demonstranten hielten Fotos Al-Sadrs in die Höhe und forderten Vergeltung.
Koran-Verunglimpfungen gehen voraus
Die Kopenhagener Polizei bestätigte dänischen Medien, dass am Freitagnachmittag in der Nähe der dortigen irakischen Botschaft ein Buch verbrannt wurde. Ob es sich um einen Koran handelte, ließ sie offen.
Aufnahmen einer Gruppe namens «Danske Patrioter» (Dänische Patrioten) auf Facebook zeigen, wie ein Mann ein Buch anzündete, das einem Koran ähnelte. Dann legte er eine irakische Flagge über das qualmende Buch, die jedoch nicht Feuer fing. Daraufhin legte er die Flagge auf den Boden und ging mehrmals über sie hinweg.
Die dänische Regierung verurteilte das Verbrennen des Korans. «Das Verbrennen heiliger Texte und anderer religiöser Symbole ist eine schändliche Tat, die die Religion anderer missachtet», erklärte das Außenministerium. Viele Dänen seien Muslime und ein geschätzter Teil der Bevölkerung. Zugleich wies das Ministerium auf die Meinungsfreiheit hin.
Zuvor hatten bereits Verunglimpfungen von Koran-Exemplaren in Schweden zu Protesten in islamisch geprägten Ländern geführt. In Bagdad drangen Demonstranten vor wenigen Tagen in die schwedische Botschaft ein und legten Feuer. Der Irak wies die schwedische Botschafterin aus.
Saudi-Arabiens Außenministerium sprach von einer «systematischen Provokation gegen die Gefühle von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt». Im Iran und im Libanon schlossen sich Tausende Protesten an. Auch aus der Türkei kam Kritik.
Iran fordert «härteste Strafe»
Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei forderte nach der Verunglimpfung eines Korans in Schweden die Auslieferung des Verantwortlichen. «Muslimische Gelehrte sind sich einig, dass der Täter dieses Verbrechens die härteste Strafe erhalten muss», hieß es in einer Erklärung des Religionsführers, die von seinem Büro verbreitet wurde. Schweden ziehe den Hass der muslimischen Welt auf sich.
Der 84-Jährige äußerte sich nicht ausdrücklich dazu, was genau mit «härtester Strafe» gemeint ist. Mutwillige Koranschändungen gelten im Iran als Blasphemie. Im Extremfall kann dort für Gotteslästerung die Todesstrafe verhängt werden.