Nach heftigen aserbaidschanischen Angriffen haben sich die militärisch unterlegenen Armenier in Berg-Karabach ergeben.
21.09.2023 - 11:59:33Treffen mit Siegern: Karabach-Armenier besiegeln Niederlage. In Aserbaidschan werden die Bedingungen der Niederlage ausgehandelt.
Nach den jüngsten Kämpfen um die Region Berg-Karabach im Südkaukasus haben die aserbaidschanischen Sieger und die unterlegenen Armenier eine erste Verhandlungsrunde beendet. In der Stadt Yevlax seien unter anderem «Fragen der Wiedereingliederung der armenischen Bevölkerung Karabachs» besprochen worden, teilte die Präsidialverwaltung des autoritär geführten Aserbaidschans heute mit. In Kürze solle es ein weiteres Treffen geben.
Furcht vor Vertreibung
Aserbaidschan hatte die zwar auf seinem Staatsgebiet gelegene, aber mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region Berg-Karabach seit Dienstagmorgen mit Raketen und Artillerie angegriffen, um sie zu erobern. Gestern gaben die militärisch unterlegenen Armenier auf. Viele von ihnen befürchten nun, aus ihrer Heimat vertrieben oder - wenn sie bleiben - zum Ziel aserbaidschanischer Gewalt zu werden. Durch die Kämpfe der vergangenen Tage wurden laut armenischen Medien mindestens 200 Menschen getötet und mehr als 400 verletzt.
An den Verhandlungen zwischen Aserbaidschanern und Karabach-Armeniern nahmen auch russische Soldaten teil, die in der Region stationiert sind und eigentlich eine 2020 vereinbarte Waffenruhe überwachen sollten. Viele Armenier werfen ihrer traditionellen Schutzmacht Russland, die ihre Kräfte derzeit vor allem für ihren eigenen Angriffskrieg gegen die Ukraine braucht, vor, sie nun angesichts der jüngsten aserbaidschanischen Aggression im Stich gelassen zu haben.
Humanitäre Lage katastrophal
Kremlsprecher Dmitri Peskow teilte mit, es sei noch nicht abzusehen, wann ein Friedensvertrag zwischen Armenien und Aserbaidschan unterschrieben werden könne. Er sprach aber von «erheblichen Fortschritten» bei den Verhandlungen. Zugleich seien aber derzeit noch keine Gespräche zu einer möglichen Auflösung der aserbaidschanischen Blockade der einzigen armenischen Zufahrtsstraße nach Berg-Karabach geplant.
Diese Straße, der Latschin-Korridor, wird bereits seit Monaten von Aserbaidschanern abgeriegelt, weshalb die humanitäre Lage in Berg-Karabach schon vor Beginn der jüngsten Angriffe als katastrophal galt. Bei den Verhandlungen in Yevlax sicherte die aserbaidschanische Seite nun eigenen Angaben zufolge immerhin zu, dringend benötigten Treibstoff in die Region zu liefern.