Nach der Eroberung des Gebietes Berg-Karabach wurden gestern erste Flüchtlinge aus der armenischen Bevölkerung evakuiert.
25.09.2023 - 08:48:23Umkämpfte Region Berg-Karabach: Die Menschen fliehen. Das dürfte jedoch nur der Anfang gewesen sein. Derweil reist Erdogan zu Aliyev.
Nach der Eroberung des Gebiets Berg-Karabach im Südkaukasus durch Aserbaidschan haben sich bereits Tausende der dort lebenden Karabach-Armenier auf die Flucht begeben. Bis zum frühen Morgen seien 2906 Flüchtlinge in Armenien registriert worden, teilte die Regierung in Eriwan mit. Am Sonntagabend war noch von etwa 1000 Menschen die Rede gewesen.
Die Unterbringung der Flüchtlinge laufe. Derzeit seien etwa 1100 von der Regierung in Notunterkünfte gebracht worden, weitere 1000 hätten anderweitig eine Bleibe gefunden. Die Bedürfnisse der übrigen Menschen würden derzeit noch geprüft, hieß es.
Nach kurzen heftigen Angriffen des aserbaidschanischen Militärs vergangene Woche hatten die Verteidiger der international nicht anerkannten Republik Berg-Karabach vergangene Woche die Waffen strecken müssen. Aserbaidschan will das Gebiet wiedereingliedern. Die Karabach-Armenier befürchten eine Vertreibung oder nach Jahrzehnten des Konflikts die Rache des autoritär geführten Aserbaidschans.
In der Gebietshauptstadt Stepanakert drängen sich Medienangaben zufolge nach den Angriffen viele Flüchtlinge aus anderen Regionen Berg-Karabachs. Das verschärft die ohnehin katastrophale humanitäre Lage vor Ort. Nach der monatelangen Blockade der Region durch Aserbaidschan fehlen Lebensmittel und Medikamente.
Erdogan nennt Eroberung «historischen Erfolg»
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan gratulierte unterdessen dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev zu der Eroberung Berg-Karabachs. Der aserbaidschanischen Armee sei ein «historischer Erfolg» gelungen, sagte Erdogan heute in der aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan der Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. Mit der Unterstützung der Türkei leite man die regionalen Entwicklungen in die richtige Richtung, sagte Aliyev.
Die Türkei ist enger Verbündeter Aserbaidschans. Erdogan und Aliyev wollten am Nachmittag auch an der Grundsteinlegung für eine neue Erdgaspipeline zwischen der Türkei und der daran angrenzenden aserbaidschanischen Exklave Nachitschewan teilnehmen. Aserbaidschan macht zunehmend Druck auch auf Gebiete im Südosten Armeniens, um einen Korridor nach Nachitschewan zu schaffen, das zum Großteil von Armenien und dem Iran umschlossen wird.
Kremlsprecher äußert sich zu Treffen
Russland begrüßte das Treffen zwischen Erdogan und Aliyev. «Wir hoffen stets, dass alle Treffen, die der Präsident Aserbaidschans abhält, darunter auch die mit dem türkischen Präsidenten, der Normalisierung des Lebens in Karabach nach dem Vorgefallenen dienen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.
Die engen Beziehungen zwischen Baku und Ankara seien bekannt, aber auch Moskau unterhalte zu beiden Hauptstädten ein enges Verhältnis, betonte Peskow. Russland unterhält in Berg-Karabach ein militärisches Kontingent, das eigentlich einen 2020 zwischen Armenien und Aserbaidschan geschlossenen Waffenstillstand überwachen sollte.