Iran, Staatstrauer

Nach den verheerenden Explosionen am Todestag des iranischen Generals Ghassem Soleimani sind viele Fragen ungeklärt.

04.01.2024 - 17:14:49

Iran: Staatstrauer nach Anschlag. Die Regierung ruft Staatstrauer aus. Der IS reklamiert den Anschlag für sich.

  • Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat eine entschiedene Reaktion angekündigt. Die Staatsführung verurteilte die Attacke aufs Schärfste, vermied aber Schuldzuweisungen. - Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

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  • Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen 84 Menschen in den Tod gerissen worden. - Foto: Uncredited/Tasnim News Agency/AP/dpa

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Der iranische Präsident Ebrahim Raisi hat eine entschiedene Reaktion angekündigt. Die Staatsführung verurteilte die Attacke aufs Schärfste, vermied aber Schuldzuweisungen. - Foto: Vahid Salemi/AP/dpaAm Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani sind in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen 84 Menschen in den Tod gerissen worden. - Foto: Uncredited/Tasnim News Agency/AP/dpa

Nach den verheerenden Explosionen im Iran mit mehr als 80 Toten fahnden die Behörden nach den Tätern und wollen die Hintergründe aufdecken. Die Regierung in Teheran sprach von einer Terrorattacke, ebenso die Bundesregierung und die EU. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Anschlag für sich reklamiert. Das erklärte die Gruppe über ihre üblichen Propaganda-Kanäle.

Die US-Regierung wies Unterstellungen zurück, in die Attacke verwickelt zu sein. Und man habe auch keinen Grund zur Annahme, dass Israel beteiligt war, hieß es.

Der Anschlag erfolgte inmitten gefährlicher Spannungen im Nahen Osten: Irans Erzfeind Israel führt Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen und ist mit vom Iran unterstützten Milizen wie der Hisbollah im Libanon konfrontiert.

Über 80 Tote und mehr als 280 Verletzte

Es war der Anschlag mit den meisten Opfern in der rund 45-jährigen Geschichte der Islamischen Republik. Am Todestag des mächtigen iranischen Generals Ghassem Soleimani waren am Mittwoch in dessen Heimatstadt Kerman bei zwei Explosionen mehr als 80 Menschen getötet und 284 verletzt worden.

Behördenvertreter hatten die Zahl der Todesopfer von zunächst 105 zweimal nach unten korrigiert. Dschafar Miadfar, Chef des Rettungsdienstes, begründete die Verwirrung um die Opferzahlen mit dem verheerenden Zustand einiger Leichen.

In dem Land mit fast 90 Millionen Einwohnern gilt Staatstrauer. Irans diplomatische Vertretungen im Ausland ließen die Flaggen auf Halbmast hissen, so auch die Botschaft in Berlin.

Die Beisetzung der Todesopfer soll Freitag sein, auf einem Märtyrerfriedhof. Rund zwei Drittel der Opfer seien inzwischen identifiziert, sagte der Gouverneur der Provinz laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.

Wer steckt hinter dem Anschlag?

Irans Staatsführung verurteilte die Attacke aufs Schärfste, vermied aber Schuldzuweisungen. Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Ebrahim Raisi kündigten eine entschiedene Reaktion an. Innenminister Ahmad Wahidi veröffentlichte Erkenntnisse der ersten Ermittlungen, nachdem er die Anschlagsorte besucht hatte. Unter anderem seien die Überreste der beiden Sprengsätze untersucht worden, die im Abstand von 20 Minuten detoniert waren.

Schon in der Vergangenheit hatten die sunnitischen Extremisten der IS-Miliz Anschläge im Iran für sich reklamiert. Der IS betrachtet die im Iran vorherrschende schiitische Bevölkerungsmehrheit als Abtrünnige des Islam und verachtet sie. Die Schia, die kleinere der beiden großen Strömungen im Islam, ist Staatsreligion der Islamischen Republik. Ein regionaler Ableger des IS ist im Nachbarland Afghanistan aktiv.

Staatsagentur: Eine Explosion im Iran war Selbstmordattacke

Eine der zwei verheerenden Explosionen im Iran ist laut einem Bericht staatlicher Medien durch einen Selbstmordattentäter verursacht worden. Dies habe unter anderem die Auswertung von Videoüberwachung ergeben, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna auf Telegram unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle aus der Stadt Kerman. Die Hintergründe der zweiten Explosion seien noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird auch ein Selbstmordanschlag.

Hardliner beschuldigen Israel

Kerman ist die Heimat Soleimanis, des früheren Kommandeurs der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionswächter (IRGC). Die USA hatten ihn am 3. Januar 2020 im Irak durch einen Drohnenangriff getötet. Von systemtreuen Regierungsanhängern wird er als Märtyrer verehrt. Die Explosionen gestern ereigneten sich, als Menschenmassen durch die Straßen der Provinzhauptstadt zu Soleimanis Grabstätte pilgerten.

Einflussreiche Hardliner machen unterdessen Israel für die Explosionen verantwortlich. Es gebe viele Gründe anzunehmen, «dass die Zionisten (Israel) in die terroristischen Explosionen verwickelt waren», hieß es in einem am Donnerstag publizierten Leitartikel der erzkonservativen Zeitung «Keyhan». Die Autoren fordern schnelle Rache für die Attacke. Andernfalls könnte sich ein Anschlag in der Hauptstadt Teheran wiederholen, lautete eine Warnung in dem Artikel.

@ dpa.de