Ausland, Türkische Flagge

Migragionsforscher: den Syerern in der Türkei droht Verschärfung ihrerSituation

27.04.2020 - 17:58:27

Der Migrationsexperte Gerald Knaus warnt, die Lage der in der Tükei lebenden syrischen Flüchtlinge könne sich innerhalb der nächsten Monate dramatisch zuspitzen.

Knaus erklärte der Redaktion von RTL und N-TV, etwa anderhalb Millionen Syrischer Staatsbürger in der Türkei erhielten noch keine Unterstützung durch die EU, etwa in Form von Sozialhilfe oder medizinischer Versorgung. Durch die Corona-Epidemie drohe ihnen jetzt ein vollständiger Einkommensverlust, so Knaus.

Viele dieser Menschen seien bisher einer inoffiziellen Arbeit nachgegangen. Wenn dies jetzt wegfalle, eil die Fabriken wegen Corona geschlossen seien, "dann haben wir eine sehr große Zahl an Menschen, die kein Einkommen mehr haben". Wenn die EU-Hilfe und damit auch die Unterstützung des türkischen Gesundheitssystems und also auch die medizinische Versorgung für die Syrer jetzt auslaufe, dann werde das System dort unter erheblichem Druck stehen, und dies könne dann auch große Flüchtlingsströne zur Folge haben.

Der Migrationsforscher kritisierte auch "fehlendes Engagement der EU" insgesamt in Bezug auf die Flüchtlingspolitik. Nach fünf Jahren zunehmender Krisen in der Ägäis gebe es nun eine Situation, in der Politik gar nicht mehr stattfinde. "Wir haben keine Einigung mit der Türkei, wir haben keine Lösung für das gravierende Problem von Zehntausenden, die nicht human untergebracht sind. Wir haben ein großes Schweigen, was Konzepte betrifft", klagte Knaus.
Er ergänzte, dass trotz der gegenwärtig niedrigen Flüchtlingszahlen die EU anscheinend mit der Situation überfordert sei. "Viele Leute haben immer noch das Gefühl, dass es an der EU-Außengrenze einen Druck gibt". Im letzten Jahr seien nur 12.000 Menschen überhaupt nach Italien gekommen, das entspreche einem "schlecht besuchten Zweitligaspiel", verglich Knaus.

Hoffnung hegt Knaus hinsichtlich der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. "Meine Hoffnung ist, dass es der deutschen Politik gelingt, gerade mit der EU-Ratspräsidentschaft, Vorschläge zu machen". Er glaube daran, dass die Probleme an Europas Grenzen lösbar seien, betonte er.

Gerald Knaus, 1970 geboren, ist ein österreichischer Soziologe und Migrationsforscher und Mitbegründer sowie Vorsitzender des 1999 ins leben gerufenen Think Tanks "European Stabilit Initiative" in Sarajevo. Der sogenannte "Flüchtlingsdeal" zwischen der Europäischen Union und der Türkei geht in erster Linie auf seine Initiative zurück.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, RSM

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