Berichte, Israelische

Israels Armee setzt ihre Kämpfe gegen die Hamas unegachtet von weltweiten Massenprotesten fort.

05.11.2023 - 10:06:54

Berichte: Israelische Bomben auf Haus in Flüchtlingsviertel. Jordaniens Außenminister warnt indes mit drastischen Worten vor Langzeitfolgen. Die News im Überblick.

  • Die Kämpfe zwischen Israels Armee und der Hamas gingen in der Nacht weiter. - Foto: Abed Khaled/AP/dpa

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  • Palästinenser durchsuchen die Trümmer nach einem israelischen Bombardement im Flüchtlingslager Al-Magasi im Gazastreifen. - Foto: Hatem Moussa/AP/dpa

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  • US-Außenminister Antony Blinken vor seiner Abreise am Flughafen. Blinken traf Außenminister mehrerer arabischer Staaten und einen Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation für Gespräche zur Lage im Gaza-Krieg. - Foto: Jonathan Ernst/Reuters Pool/AP/dpa

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Die Kämpfe zwischen Israels Armee und der Hamas gingen in der Nacht weiter. - Foto: Abed Khaled/AP/dpaPalästinenser durchsuchen die Trümmer nach einem israelischen Bombardement im Flüchtlingslager Al-Magasi im Gazastreifen. - Foto: Hatem Moussa/AP/dpaUS-Außenminister Antony Blinken vor seiner Abreise am Flughafen. Blinken traf Außenminister mehrerer arabischer Staaten und einen Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation für Gespräche zur Lage im Gaza-Krieg. - Foto: Jonathan Ernst/Reuters Pool/AP/dpa

Trotz weltweiter Proteste und Forderungen nach einer Waffenruhe im Gazastreifen setzt Israel seine Militäroffensive gegen die islamistische Hamas fort. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas forderte in Ramallah bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken, dass im Gazastreifen umgehend eine Waffenruhe gelten müsse.

Hunderttausende Menschen hatten am Wochenende bei Demonstrationen in Washington, London, Paris, Berlin, Istanbul, Sydney und Jakarta unter anderem verlangt, das Blutvergießen im Gaza-Krieg zu beenden.

Fast 10.000 tote Palästinenser seit Kriegsbeginn

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn am 7. Oktober nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde vom Sonntag auf 9770 gestiegen. Rund 25.000 Menschen seien verletzt worden. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen. Den Angaben zufolge handelt es sich um die mit Abstand größte Zahl von Toten unter Palästinensern während eines Krieges in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts.

Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober im Grenzgebiet verübt hatten. Auf israelischer Seite sind dabei und in den Tagen darauf mehr als 1400 Tote zu beklagen, darunter auch viele Frauen, Kinder und Jugendliche. Als Reaktion will Israel die militärischen Fähigkeiten der Hamas komplett zerstören und ihre Herrschaft im Gazastreifen beenden.

Waffenruhe vs. Feuerpause: Blinken und arabische Kollegen uneins

Vor Palästinenserpräsident Abbas hatten die Außenminister der arabischen US-Verbündeten Jordanien und Ägypten, Aiman al-Safadi und Samih Schukri, Blinken gesagt: «Die arabischen Länder, die arabische Welt fordern einen sofortigen Waffenstillstand, der diesen Krieg beendet und das Töten von Unschuldigen und die Zerstörung, die er verursacht, beendet. Wir akzeptieren nicht, dass es sich um Selbstverteidigung handelt», wie Al-Safadi zitiert wurde.

Er warnte Blinken: «Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Krieg alles untergräbt, was getan wurde, um der Region einen gerechten Frieden zu bringen. Mit jeder Rakete, die auf den Gazastreifen abgefeuert wird, mit jedem getöteten palästinensischen Kind (...) versinkt die gesamte Region in einem Meer des Hasses, das die kommenden Generationen bestimmen wird.»

Blinken spricht von humanitärer Feuerpause

Blinken setzt sich für eine vorübergehende humanitäre Feuerpause ein, lehnt aber einen Waffenstillstand ab: «Ein vollständiger Waffenstillstand würde jetzt nur dazu führen, dass die Hamas an der Macht bleibt, sich neu gruppieren könnte und wiederholen könnte, was sie am 7. Oktober getan hat.»

Eine kurze Feuerpause ermögliche es aber aus Sicht der USA, humanitäre Unterstützung nach Gaza zu bringen, und verbessere die Bedingungen für mögliche Freilassungen von Geiseln in der Gewalt der Hamas, sagte Blinken.

Gespräche über Zukunft des Gazastreifens nach Kriegsende

Abbas äußerte im Gespräch mit Blinken die Bereitschaft, «volle Verantwortung» für den Gazastreifen zu übernehmen, aber nur als Teil eines «Pakets» mit einer umfassenden politischen Lösung auch für das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen eigenen Staat.

Blinken hat sich dafür ausgesprochen, dass die palästinensische Autonomiebehörde von Abbas wieder die Kontrolle im Gazastreifen übernimmt. Diese Vision sehen aber die meisten Mitgliedern der gegenwärtigen Regierung in Israel als Gefahr für den jüdischen Staat und lehnen sie daher ab. Die Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Kontrolle des Gazastreifens an sich gerissen.

Minister nennt Atombombe «Option»: Regierung weist zurück

Die israelische Regierungsspitze distanzierte sich derweil klar von Äußerungen eines rechtsextremen Ministers zum Vorgehen im Gazastreifen. Kulturerbeminister Amichai Elijahu hatte auf die Frage während eines Radiointerviews, ob man eine Atombombe auf den Gazastreifen werfen sollte, geantwortet: «Das ist eine der Optionen.»

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte daraufhin, Elijahus Äußerungen hätten «keine Basis in der Realität» und suspendierte den Minister Medienberichten zufolge bis auf Weiteres von Kabinettssitzungen. Auch Verteidigungsminister Joav Galant verurteilte die «haltlosen und unverantwortlichen Äußerungen» Elijahus.

Ausreisen aus dem Gazastreifen gestoppt

Nach einem israelischen Angriff auf einen Krankenwagen sind Ausreisen aus dem Gazastreifen vorerst gestoppt worden. Betroffen sind verletzte Palästinenser ebenso wie Ausländer und Palästinenser mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Aus Sicherheitskreisen in Gaza hieß es, dass Ausländer den Gazastreifen nicht verlassen könnten, ehe nicht die Verwundeten nach Ägypten gebracht werden können. Es müssten zunächst sichere Wege für die Durchfahrten von Krankenwagen aus dem Gazastreifen zum Grenzübergang Rafah zu Ägypten geschaffen werden.

Kommunikationsdienste im Gazastreifen erneut unterbrochen

Im Gazastreifen sind nach Angaben der Palästinensischen Telekommunikationsgesellschaft erneut alle Kommunikations- und Internetdienste ausgefallen. «Wir bedauern, mitteilen zu müssen, dass alle Internet- und Kommunikationsdienste mit dem Gazastreifen unterbrochen wurden», teilte das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel.

Grund seien Hauptleitungen, die von israelischer Seite abgeschaltet worden sein sollen. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Medienberichten zufolge soll das israelische Militär Luftschläge auf den dicht besiedelten Küstenstreifen intensiviert haben. Von der Armee gab es zunächst keine Reaktion.

Die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X (früher Twitter) den Ausfall. «Live-Netzdaten zeigen einen erneuten Zusammenbruch der Konnektivität im Gazastreifen mit starken Auswirkungen auf Paltel, den letzten verbliebenen großen Betreiber, der das Gebiet versorgt».

Berichte: Tote bei Beschuss eines Wohnhauses

Das israelische Militär hat bei seiner Bodenoffensive gegen die Hamas Berichten zufolge auch ein Haus in einem Flüchtlingsviertel angegriffen. Bei dem Bombardement im Viertel Al-Magasi im Zentrum des Küstengebiets seien mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen, teilte die unter der Kontrolle der Hamas stehende Gesundheitsbehörde in Gaza mit. Auch diese Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee teilte mit, sie prüfe die Berichte.

UN fordern mehr humanitäre Hilfe für Palästinenser

Das UN-Welternährungsprogramms (WFP) hat einen sicheren und erweiterten Zugang für humanitäre Hilfe zum Gazastreifen gefordert. Der Bedarf an humanitären Hilfsgütern sei sprunghaft angestiegen und die kritischen Nahrungsmittelvorräte hätten einen gefährlichen Tiefstand erreicht, sagte WFP-Exekutivdirektorin Cindy McCain nach einem Besuch am Grenzübergang Rafah am Sonntag. «Heute spreche ich einen dringenden Appell für die Millionen von Menschen aus, deren Leben durch diese Krise zerstört wird.»

Die Zahl der bisher getöteten Mitarbeiter der Vereinten Nationen steigt indes auf 79 an. Fünf Mitarbeiter seien innerhalb der vergangenen 48 Stunden getötet worden, teilte das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA mit. Mindestens 24 weitere seien verletzt worden. Wie die meisten Bewohner des Küstenstreifens seien auch UN-Mitarbeiter gemeinsam mit ihren Familien vertrieben worden. «Sie arbeiten weiterhin unermüdlich, um humanitäre Hilfe zu leisten.»

@ dpa.de