Hamas-Terroristen haben 150 Geiseln in ihrer Gewalt, vermutlich auch Deutsche.
10.10.2023 - 20:49:36Deutsche in Gewalt von Hamas? - UN: Völkerrecht einhalten. Eine offizielle Bestätigung für die Umstände gibt es in Berlin noch nicht. Die Angriffe auf Israel gehen weiter.
Hamas-Terroristen haben nach Informationen des ZDF beim Überfall auf Israel mindestens fünf Deutsche entführt. Wie der Sender berichtete, wurde eine Deutsche getötet. Von Seiten des Auswärtigen Amtes in Berlin gab es für diese Informationen keine Bestätigung. Wegen Entführungen und mutmaßlicher Tötungen Deutscher nahm der Generalbundesanwalt Ermittlungen gegen die Hamas auf.
Nach Angaben der israelischen Armee entführte die Hamas etwa 150 Menschen in den Gazastreifen. Die islamistische Hamas ist von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.
Die Regierungen in Berlin und Paris arbeiten eng mit den Behörden in Israel zusammen, um den Verbleib ihrer Bürger und Bürgerinnen zu klären, wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Hamburg in einer Pressekonferenz mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron betonte. Nach Auskunft des Außenministeriums in Paris wurden acht Franzosen getötet, 20 werden vermisst.
Die israelische Armee hat inzwischen rund 300.000 Reservisten einberufen und plant offensichtlich eine großangelege Militäroperation. Der Küstenstreifen am Mittelmeer ist rund 40 Kilometer lang und zwischen sechs und zwölf Kilometer breit. Dort leben etwa zwei Millionen Menschen.
Der Angriff hatte Israel am jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) am Samstag unvorbereitet getroffen. Bislang zählte das Gesundheitsministerium auf israelischer Seite etwa 900 Tote und 2901 Verletzte.
Israel reagierte mit Luftangriffen auf den Gazastreifen, bei denen laut Gesundheitsministerium dort 830 Menschen starben, 4250 Menschen wurden verletzt. Nach Angaben des israelischen Militärs führen die Streitkräfte «weiterhin großangelegte Angriffe auf Terrorziele der Hamas-Terrororganisation im Gazastreifen durch.»
Wieder Raketenalarm in Tel Aviv
Auch am Dienstag feuerte die Hamas wieder Raketen auf die Küstenmetropole Tel Aviv und das Zentrum des Landes. Es waren Explosionen des Raketenabwehrsystems Eisenkuppel (Iron Dome) zu hören. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Laut Armee gab es wieder Gefechte mit bewaffneten Angreifern aus dem Gazastreifen. Vier Terroristen seien in der Nähe des Zikim-Strandes knapp zwei Kilometer nördlich des Gazastreifens entdeckt und außer Gefecht gesetzt worden.
Israel droht im Norden zweite Front
Israel wurde nicht nur vom Gazastreifen aus angegriffen, sondern auch aus dem Süden des Libanons. Schon am Montag war es dort zu Gefechten mit Bewaffneten gekommen. Dabei seien der Vize-Kommandeur der 300. Brigade, Oberstleutnant Alim Abdallah, sowie zwei israelische Soldaten getötet worden, teilte die Armee mit. Die Sorge ist groß, dass dort eine zweite Front entstehen könne, wenn die ebenfalls mit dem Iran verbündete und hochgerüstete Schiitenorganisation Hisbollah Israel aus dem Libanon mit Raketen beschießen sollte.
Militante schossen am Dienstag nach Informationen aus libanesischen Sicherheitskreisen erneut Raketen aus dem Südlibanon in Richtung Israel. Die israelische Armee reagierte mit Artilleriefeuer. Nach Angaben der israelischen Armee wurden rund 15 Raketen abgefeuert, vier seien abgefangen und zehn auf offenem Gelände gelandet.
Israel tötet hochrangige Hamas-Mitglieder in Gaza
Bei den Gegenschlägen auf den Gazastreifen tötete Israel nach Armee-Angaben weitere ranghohe Hamas-Mitglieder: Den Wirtschaftsminister Dschawad Abu Schamala sowie ein weiteres wichtiges Hamas-Mitglied, das den Angaben nach an Planungen zahlreicher Terroraktivitäten gegen Israel beteiligt war.
Britische Hilfsorganisationen: Lage im Gazastreifen fürchterlich
Die britischen Hilfsorganisationen Save the Children und Islamic Relief forderten eine Entschärfung in dem Konflikt. Die Situation im Gazastreifen sei «fürchterlich», sagte ein Sprecher von Islamic Relief der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Die Krankenhäuser seien überfordert mit den vielen Verletzten. Ein Sprecher von Save the Children verurteilte die Gewalt gegen Kinder in dem Konflikt.
Vereinte Nationen fordern, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten
Es gebe klare Anzeichen für Kriegsverbrechen, betonte eine Kommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf. «Zivilisten als Geiseln zu nehmen und als menschliche Schilde zu benutzen, sind Kriegsverbrechen.»
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sagte in Richtung der Regierung in Jerusalem, die angeordnete Abriegelung des Gazastreifens sei nicht mit dem Völkerrecht zu vereinbaren.
Israel reagierte scharf auf die Kritik Türks. Angesichts der vielen Opfer könne sich der Hochkommissar nicht durchringen, «diese barbarischen Taten als Terrorismus zu bezeichnen», teilte die Vertretung Israels in Genf mit.
Baerbock fordert Distanzierung von Führung der Palästinenser
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) forderte die Führung der Palästinenser auf, sich von den Angriffen der Hamas zu distanzieren.
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, warb für Solidarität mit der militärischen Antwort Israels. Die Armee werde zurückschlagen, sagte er nach einem Auftritt in der Sitzung der Unionsfraktion im Bundestag. Er bedankte sich für die Solidarität und hofft, dass diese erhalten bleibe, «wenn sie wahrscheinlich auch andere Bilder sehen (..), wenn wir zurückschlagen».
«Washington Post»: Angriff mit Unterstützung des Irans vorbereitet
Laut einem Bericht der «Washington Post» wurde der Angriff seit mindestens einem Jahr und mit Unterstützung des Irans vorbereitet. Die Planungen hätten mindestens schon Mitte 2022 begonnen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Erkenntnisse von Geheimdienst-Analysten aus dem Westen und dem Nahen Osten. Iranische Verbündete hätten militärisches Training, logistische Hilfe und Dutzende Millionen Dollar für Waffen bereitgestellt.
Die USA haben keine eindeutigen Beweise für eine direkte Beteiligung des Irans an den Angriffen der Hamas auf Israel, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem Sender CNN.