Nahost, Benjamin Netanjahu

Folgt auf die Hamas-Terrorangriffe eine Bodenoffensive der Israelis? Darauf deutet eine gewaltige Mobilmachung des Militärs hin.

10.10.2023 - 05:00:41

Israel mobilisiert 300.000 Soldaten - Gazastreifen abgeriegelt. Was die Hamas erleben werde, werde «fürchterlich» sein, sagt Netanjahu.

  • Ein palästinensisches Mädchen geht nach israelischen Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Shati in Gaza durch die Trümmer. - Foto: Mohammed Talatene/dpa

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  • Israelische Soldaten auf ihrer Stellung in Aschkelon, nahe der Grenze zum Gazastreifen. - Foto: Tsafrir Abayov/AP/dpa

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  • Eine pro-palästinensische Demonstration vor dem israelischen Konsulat in Atlanta. - Foto: John Arthur Brown/ZUMA Press Wire/dpa

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  • Menschen nehmen in London an einer Mahnwache der Jüdischen Gemeinde teil. - Foto: Kin Cheung/AP/dpa

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  • Freunde und Verwandte trauern in Tel Aviv um einen Getöteten. - Foto: Erik Marmor/AP/dpa

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Ein palästinensisches Mädchen geht nach israelischen Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Shati in Gaza durch die Trümmer. - Foto: Mohammed Talatene/dpaIsraelische Soldaten auf ihrer Stellung in Aschkelon, nahe der Grenze zum Gazastreifen. - Foto: Tsafrir Abayov/AP/dpaEine pro-palästinensische Demonstration vor dem israelischen Konsulat in Atlanta. - Foto: John Arthur Brown/ZUMA Press Wire/dpaMenschen nehmen in London an einer Mahnwache der Jüdischen Gemeinde teil. - Foto: Kin Cheung/AP/dpaFreunde und Verwandte trauern in Tel Aviv um einen Getöteten. - Foto: Erik Marmor/AP/dpa

Nach den verheerenden Angriffen von Hamas-Terroristen auf Israel mehren sich Anzeichen für eine bevorstehende Bodenoffensive Israels im Gazastreifen. Israel ordnete die komplette Abriegelung des nur 40 Kilometer langen und sechs bis zwölf Kilometer breiten Gebietes an, während die Armee 300.000 Reservisten mobilisiert. «Was die Hamas erleben wird, wird hart und fürchterlich sein. Wir sind erst am Anfang», hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gesagt und Rache geschworen.

Die Menschen in Israel wurden angewiesen, sich mit ausreichend Nahrung, Wasser und Medikamenten einzudecken. Die Vorräte sollten mindestens 72 Stunden reichen, teilte das Militär mit. Deutschland, die USA, Großbritannien, Frankreich und Italien versicherten dem angegriffenen Land gemeinsam ihre Solidarität. Zusammen würden «unsere unerschütterliche und vereinte Unterstützung» für Israel zum Ausdruck gebracht «und die Hamas und ihre schrecklichen Terrorakte unmissverständlich» verurteilt, hieß es in einer in der Nacht veröffentlichten Mitteilung der Bundesregierung.

150 israelische Geiseln verschleppt

Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X (ehemals Twitter): «Unsere 5 Länder werden sicherstellen, dass Israel sich und seine Bürger gegen die abscheulichen Angriffe verteidigen kann.» Die Hamas drohte unterdessen, für jeden von Israel ausgeführten Angriff eine zivile Geisel hinzurichten, wie ein Sprecher sagte. Sie hatte rund 150 israelische Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Darunter sind auch Bürger mehrerer westlicher Staaten, darunter eine Deutsche.

Israels Armee nahm eigenen Angaben zufolge Hunderte Hamas-Mitglieder in Gefangenschaft. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas teilte dem arabischen Sender Al-Dschasira mit, die Gruppe sei offen für Vermittlungen. Schon zuvor hatte die islamistische Organisation einen Gefangenenaustausch sowie die Freilassung von 36 inhaftierten Palästinenserinnen in Israel für die Übergabe von älteren entführten Israelinnen gefordert.

Beim am Wochenende begonnenen Angriff der Hamas-Terroristen wurden mindestens 900 Menschen getötet und 2600 Menschen verletzt. Unter den Toten befänden sich auch mindestens elf amerikanische Staatsbürger, erklärte US-Präsident Joe Biden auf der Plattform X.

Die Terroristen waren in israelische Orte eingedrungen und erschossen Männer, Frauen und Kinder und verschleppten andere in den Gazastreifen. Bei den massiven israelischen Gegenschlägen wurden im Gazastreifen nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums mindestens 687 Menschen getötet und mehr als 3800 verletzt. Unbestätigten Medienberichten zufolge sollen sich die Leichen von rund 1500 palästinensischen Terroristen auf israelischem Gebiet befinden. Derzeit dringen keine Terroristen mehr in Israel ein, wie es unter Berufung auf einen israelischen Militärsprecher hieß.

Für die rund zwei Millionen überwiegend armen Bewohner des äußerst dicht besiedelten Gazastreifens dürfte sich die Lage mit der kompletten Abriegelung durch Israel nun weiter verschlechtern. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte: «Es wird keinen Strom, keine Lebensmittel und keinen Treibstoff geben.» Deutschland, die EU und andere Staaten teilten mit, sie setzten Hilfen für die palästinensische Bevölkerung angesichts des Hamas-Terrors zunächst aus. Die deutschen Programme würden umfassend und mit offenem Ausgang überprüft, sagte eine Sprecherin des Entwicklungsministeriums in Berlin.

Ziele im Gazastreifen unter Beschuss

Israels Armee griff derweil im Gazastreifen weiterhin Ziele militanter Palästinenser an. Die Stellungen seien aus der Luft und von Schiffen aus attackiert worden, teilte die Armee gestern am späten Abend mit. Das Militär habe unter anderem Waffenlager, Tunnel und eine Hamas-Kommandozentrale in einer Moschee bombardiert.

Währenddessen gab es auch im Westjordanland wieder Auseinandersetzungen mit Toten. Auch an Israels Nordgrenze zum Libanon gab es Gefechte, was die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts verstärkte. Israelische Soldaten hätten mehrere Bewaffnete erschossen, die nach Israel vorgedrungen waren, teilte das israelische Militär mit. Die wie die Hamas mit dem Iran verbündete Schiitenorganisation Hisbollah dementierte eine Beteiligung.

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), forderte eine härtere Gangart gegenüber dem Iran. «Der größte Unterstützer des Terrors der Hamas ist der Iran», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Deshalb müsse Deutschland gemeinsam mit den Partnern in der Europäischen Union und den USA die Sanktionen gegen das Land ausweiten.

@ dpa.de