Ausland, Kinder

Fälle von Vernachlässigung und Kindesmisshandlung im Jahr 2019 auf neuem Höchststand

27.08.2020 - 11:28:34

Jugendämter griffen im Jahr 2019 im Bundesgebiet in über 55.000 Fällen von sogenannter Kindeswohlgefährdung ein.

Vergehen gegen das Kindeswohl verzeichneten im Jahr 2019 einen erheblichen Anstieg. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte wurden von den Jugendämtern insgesamt 55.500 Verfahren wegen Verdachts auf Kindeswohlgefährdung eingeleitet, was einem Anstieg von etwa 10 Prozent entspricht. Die Zahl der überprüften Verdachtsfälle stieg im gleichen Zeitraum um 15.800 auf aktuell mehr als 173.000.
Ein Blick auf die Altersstruktur der gefährdeten Kinder ergibt ein nach Geschlecht differenziertes Bild. Während bei Jungen die Gefährdung im Alter bis zu 13 Jahren im Vordergrund stand, zeigt sich bei Mädchen ein Schwerpunkt bei Kindeswohlgefährdungen ab 14 Jahren. In fast der Hälfte der Fälle waren Kinder unter acht Jahren betroffen. Die Familienverhältnisse spielten ebenfalls eine große Rolle bei den Verdachtsfällen. Bei 42 Prozent der Haushalte handelte es sich um Alleinerziehende, während Haushalte mit beiden Elternteilen 38 Prozent der Überprüfungen ausmachten. In 11 Prozent gab es die Konstellationen mit neuen Partnern. In 50 Prozent der Fälle gab es von Seiten der Jugendämter bereits Interventionen, so dass hier von einer Eskalation der Gefährdung ausgegangen werden kann.
In jedem fünften Fall wurden die Jugendämter von Behörden auf die Gefährdungen aufmerksam gemacht. Hierbei spielten die Polizei und Justiz die Hauptrolle. Bildungseinrichtungen wie Kitas und Schulen meldeten 17 Prozent der Verdachtsfälle, gefolgt von Hinweisen, die anonym an die Ämter ergingen. Die Kinder selbst waren nur in vier Prozent Ursache der Überprüfungen.
Als Hauptdelikt führen die Jugendämter grobe Vernachlässigung an. In 58 Prozent der Fälle wurden die Jugendschützer aus diesem Grund tätig. Psychische Misshandlungen folgen mit 32 Prozent. Körperliche Übergriffe standen bei 27 Prozent im Mittelpunkt der Ermittlungen. Bei rund 3000 Überprüfungen richtete sich das Augenmerk auf Sexualdelikte. Allerdings ermittelten die Statistiker bei sexuellen Übergriffen einen alarmierenden Trend. Gegenüber dem Vorjahr stieg Anzahl der gemeldeten Fälle um 22 Prozent. Die Aktualität des Themas zeigt auch der Blick in das Jahr 2018, als ein bereits ein Anstieg der sexuellen Gewaltdelikte um über 20 Prozent festgestellt werden musste. Die Zahlen sprechen für eine neue Kultur des Hinsehens und eine deutliche Sensibilisierung für diesen Aspekt der Kindeswohlgefährdung. Mädchen waren am häufigsten Opfer sexueller Gewalt. Bei 67 Prozent der betroffenen Kinder handelte es sich um Mädchen. Allerdings zeigt sich ein Trend zur Annäherung der geschlechterspezifischen Fallzahlen. Jungen stellten zwar „nur“ ein Drittel der Opfer, allerdings zeigte sich beim sexuellen Missbrauch von Jungen die stärkste Wachstumsrate, nämlich 30 Prozent.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, NeoMatrix

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