Die UN haben alle Beteiligten des blutigen Konflikts in Nahost zur Einhaltung des Völkerrechts aufgerufen.
10.10.2023 - 16:54:09UN fordern in Nahost Einhaltung des Völkerrechts. Große Sorge macht das Schicksal der von Hamas-Terroristen nach Gaza verschleppten Geiseln.
Angesichts des Angriffs von Hamas-Terroristen auf Israel und israelischer Gegenschläge im Gazastreifen haben die Vereinten Nationen die Einhaltung des humanitären Völkerrechts gefordert. Es gebe klare Anzeichen für Kriegsverbrechen, betonte eine Kommission des UN-Menschenrechtsrates in Genf. «Zivilisten als Geiseln zu nehmen und als menschliche Schilde zu benutzen sind Kriegsverbrechen.»
Nach Angaben der israelischen Armee hat die Hamas etwa 150 Menschen in den Gazastreifen entführt. Die Hamas ist von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestuft.
UN: Abriegelung des Gazastreifens Verstoß gegen Völkerrecht
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, sagte in Richtung der Regierung in Jerusalem, die von Israel angeordnete Abriegelung des dicht besiedelten Gazastreifens sei nicht mit dem Völkerrecht zu vereinbaren.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert, einen humanitären Korridor zur Versorgung der Zivilbevölkerung im Gazastreifen einzurichten. Der Küstenstreifen am Mittelmeer ist rund 40 Kilometer lang und zwischen sechs und zwölf Kilometer breit.
Bei den mehr als 900 von Hamas-Bewaffneten getöteten Israelis handelt es sich zum großen Teil um Zivilisten, zudem wurden mehr als 2800 Menschen in Israel verletzt.
Im Gazastreifen starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums durch israelische Luftangriffe 788 Menschen und rund 4100 wurden verletzt.
Israel reagiert empört auf UN-Kritik
Israel reagierte prompt und scharf auf die Kritik Türks. «Mehr als 900 unschuldige Israelis sind tot. Tausende sind verwundet. 260 wurden bei einem Musikfestival getötet. 100 wurden in einem einzigen Kibbuz ermordet. Und trotzdem kann der Hochkommissar sich nicht durchringen, diese barbarischen Taten als Terrorismus zu bezeichnen», teilte die Vertretung Israels in Genf mit.
Die Warnungen der UN verdeutlichen die enormen Probleme Israels bei der Bekämpfung der Hamas, die israelische Ortschaften immer wieder aus dem dicht besiedelten Gazastreifen mit Raketen beschießt. Israel wirft der Hamas vor, zivile Gebäude militärisch zu nutzen.
UN: Meiste Läden in Gaza in zwei Wochen ohne Nahrung
Dem Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen zufolge könnten die Vorräte im abgeriegelten Gazastreifen in den nächsten 14 Tagen auslaufen. «Unserer Meinung nach werden die Lebensmittelvorräte in den meisten Geschäften in Gaza in zwei Wochen aufgebraucht sein», sagte WFP-Sprecherin Shaza Moghraby der Deutschen Presse-Agentur.
Ein Drittel der Geschäfte für die insgesamt mehr als zwei Millionen Menschen hätten sogar nur Vorräte für weniger als eine Woche. «Wir benötigen dringend Zugang und Finanzmittel, um Menschen in Not erreichen zu können, da unsere eingelagerten Lebensmittelvorräte bald zur Neige gehen werden», sagte die Sprecherin.
Weiter vereinzelte Gefechte mit Hamas-Terroristen in Israel
Auch am Dienstag kam es laut Armee in Israel zu Gefechten mit bewaffneten Angreifern aus dem Gazastreifen. Vier Terroristen seien in der Nähe des Zikim-Strandes knapp zwei Kilometer nördlich des Gazastreifens entdeckt und bei einem Schusswechsel außer Gefecht gesetzt worden. Unklar war, ob sie getötet wurden.
Nach Angaben des Militärs führte die Armee zudem «weiterhin großangelegte Angriffe auf Terrorziele der Hamas-Terrororganisation im Gazastreifen durch.»
Auf die Küstenmetropole Tel Aviv und das Zentrum Israels wurden erneut Raketen abgefeuert. Es waren laute Explosionen des Raketenabwehrsystems Eisenkuppel (Iron Dome) zu hören. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
Berlin und Paris um Rettung ihrer Bürger nach Hamas-Angriff bemüht
Die Regierungen in Berlin und Paris arbeiten eng mit den Behörden in Israel zusammen, um den Verbleib vermisster Bürger und Bürgerinnen zu klären. Man müsse ermitteln, um wie viele Menschen es sich handele und was man tun könne, dass sie wieder in Freiheit kommen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Hamburg in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Unter den Geiseln der Hamas sollen Deutsche und Franzosen sein. Genaue Zahlen für deutsche Bürger gibt es nicht. Nach Auskunft des Außenministeriums in Paris wurden vier Franzosen getötet, 13 werden vermisst.
Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe leitete Ermittlungen gegen unbekannte Mitglieder der Hamas wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ein. Das sagte eine Sprecherin der Anklagebehörde in Karlsruhe. Hintergrund seien die Entführungen und mutmaßlichen Tötungen deutscher Staatsbürger.
Deutsche Schüler in Israel: Einige ausgereist, andere sitzen fest
Bei dem Großangriff waren auch deutsche Schülergruppen in Israel. Einige konnten bereits ausreisen, andere warten noch auf eine Möglichkeit, das Land zu verlassen. Wie viele Schülerinnen und Schüler sowie Betreuungspersonen sich genau in dem Land aufhielten, ist noch nicht bekannt.
Zentralrat der Juden: Alle Zahlungen an Palästinenser stoppen
Der Zentralrat der Juden forderte den sofortigen Stopp aller Zahlungen an palästinensische Organisationen. «Das gilt sowohl für staatliche Gelder als auch für finanzielle Unterstützungen aus Nichtregierungsorganisationen und kirchlichen Projekten», erklärte der Zentralrat in Berlin. Die Verwendung der Gelder könne nicht sicher überprüft werden.
USA: Weiter keine Beweise für direkte Beteiligung Irans an Angriffen
Die USA haben keine eindeutigen Beweise für eine direkte Beteiligung des Irans an den Angriffen der Hamas auf Israel. «Weder wir noch die Israelis haben bislang irgendwelche eindeutigen Beweise oder Geheimdienstinformationen, die belegen, dass der Iran direkt an diesen Anschlägen beteiligt war», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, dem Sender CNN.
Israel droht im Norden zweite Front
Israel wird nicht nur vom Gazastreifen aus angegriffen, sondern muss auch seine Nordgrenze zum Libanon im Auge behalten. Am Montag war es dort zu Gefechten mit Bewaffneten gekommen. Dabei sei der Vize-Kommandeur der 300. Brigade, Oberstleutnant Alim Abdallah, getötet worden, teilte die Armee mit. Die Sorge ist groß, dass dort eine zweite Front entstehen könne, wenn die ebenfalls mit dem Iran verbündete und hochgerüstete Schiitenorganisation Hisbollah Israel mit Raketen beschießen sollte.