Die humanitäre Krise in Syrien verliert an Aufmerksamkeit.
22.03.2024 - 11:17:48UN: Fehlende Hilfe für Syrien erhöht Migrationsdruck. Ein UN-Koordinator warnt vor den Folgen dieser Entwicklung.
Angesichts von Kriegen und Konflikten in der Ukraine, im Gazastreifen und anderswo gerät die humanitäre Krise in Syrien nach Angaben der Vereinten Nationen zu Unrecht aus dem Blickfeld. Das habe dramatische Folgen für die Menschen vor Ort, dürfte aber auch die Migration Richtung Europa anheizen, sagte der humanitäre UN-Koordinator in Syrien, Adam Abdelmoula.
«Die Migration wird deutlich steigen, wenn wir die Bedürfnisse der Menschen innerhalb des Landes nicht befriedigen können», sagte Abdelmoula. Es sei im nationalen Interesse der Geberländer, mehr Geld für die humanitäre Versorgung zur Verfügung zu stellen. Dies sei deutlich billiger als die Versorgung von Asylsuchenden. Die Zahl der syrischen Asylsuchenden in Europa sei 2023 im Jahresvergleich bereits um 38 Prozent auf rund 181.000 gestiegen.
Kämpfe, Klima und Armut
Der Gaza-Krieg belaste das Land nach 13 Jahren Bürgerkrieg mit anhaltenden Konflikten zusätzlich. Abdelmoula nannte unter anderem deutlich mehr Angriffe Israels auf syrisches Territorium und hohe Preissteigerungen. Das liege an der Umleitung von Frachtschiffen im Roten Meer wegen der Angriffe aus dem Jemen aufgrund des Gaza-Krieges. Abdelmoula sprach aus Damaskus über Videolink mit Reportern in Genf.
16,7 Millionen Menschen brauchten in Syrien humanitäre Unterstützung, deutlich mehr als im vergangenen Jahr und im Jahr davor (2022: 14,6 Millionen). Abgesehen von anhaltenden Kämpfen und dem verheerenden Erdbeben im Februar 2023 sei das Land von der Klimakrise schwer getroffen, mit Hitze über 40 Grad und schwindenden Regenfällen. Wegen der großen Armut müssten Familien Mahlzeiten ausfallen lassen oder auf Medikamente verzichten, um Essen für ihre Kinder zu kaufen.
Die Vereinten Nationen baten dringend um mehr Geld. Der Spendenaufruf im Umfang von 4,07 Milliarden Dollar (3,76 Mrd. Euro) für 2024 sei bis zum 1. März nur zu 0,02 Prozent gedeckt gewesen.