Israel, US-Plan

Die erste Phase der Waffenruhe ist beendet.

02.03.2025 - 00:40:23

Israel für US-Plan zur Verlängerung der Gaza-Waffenruhe. Israel will jedoch vorerst nichts unternehmen und billigt stattdessen einen Vorschlag, den die USA vorgelegt hätten.

  • Trotz der Zerstörungen versuchen viele Menschen in Gaza, den muslimischen Fastenmonat Ramadan einigermaßen würdig zu feiern. - Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpa

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  • Israels Regierungschef Netanjahu will, dass die Hamas weitere Geiseln freilässt. (Archivbild)  - Foto: Evelyn Hockstein/Pool Reuters/dpa

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  • Noch befinden sich 59 Geiseln im Gazastreifen.   - Foto: Leo Correa/AP/dpa

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Trotz der Zerstörungen versuchen viele Menschen in Gaza, den muslimischen Fastenmonat Ramadan einigermaßen würdig zu feiern. - Foto: Abdel Kareem Hana/AP/dpaIsraels Regierungschef Netanjahu will, dass die Hamas weitere Geiseln freilässt. (Archivbild)  - Foto: Evelyn Hockstein/Pool Reuters/dpaNoch befinden sich 59 Geiseln im Gazastreifen.   - Foto: Leo Correa/AP/dpa

Die Waffenruhe im Gaza-Krieg hängt nach dem Ablauf der ersten Phase seit dem frühen Morgen in der Schwebe. Vor einem möglichen Wiederaufflammen des Krieges will Israel Verhandlungen mit der islamistischen Hamas anscheinend noch eine letzte Chance geben: In der Nacht billigte Israel laut eigenen Angaben einen US-Vorschlag zur Fortsetzung der Waffenruhe bis Mitte April im Gegenzug für die Übergabe potenziell aller verbliebenen Geiseln. 

Der Plan sehe vor, dass die Waffen während des muslimischen Fastenmonats Ramadan und des jüdischen Pessach-Festes weiter schweigen, hieß es in einer Mitteilung des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Darin wird nicht direkt mit einer Rückkehr zum Krieg gedroht. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass das Abkommen Israel erlaube, nach dem 42. Tag der Waffenruhe - was Samstag war - jederzeit die Kämpfe wieder aufzunehmen, wenn Israel den Eindruck gewinne, dass die Verhandlungen erfolglos blieben. 

Israel: Hamas lehnt Vorschlag bisher ab 

Die Hälfte der verbliebenen Geiseln - lebende und tote - würde demnach am ersten Tag der verlängerten Waffenruhe freikommen. Die restlichen würden am Ende des Zeitraums übergeben, wenn ein dauerhafter Waffenstillstand erreicht werde. Die Hamas lehne den vom US-Sondergesandten Steve Witkoff vorgeschlagenen Plan bislang ab, hieß es. Sollte sie ihre Position ändern, werde Israel unverzüglich Verhandlungen über alle Einzelheiten des Plans aufnehmen. 

Tausende Demonstranten fordern Fortsetzung der Waffenruhe

Der Ramadan begann am Samstag mit Ablauf der ersten Phase der Waffenruhe und endet am 29. März. Das Pessach-Fest dauert vom 12. bis 20. April. In zahlreichen israelischen Städten forderten Tausende Demonstranten eine Fortsetzung der Waffenruhe und die Freilassung weiterer Geiseln. In der Küstenmetropole Tel Aviv saßen Aktivisten mit Eisenketten auf einer Straße und trugen dabei Masken mit den Gesichtern von Geiseln, die seit Oktober 2023 im Gazastreifen festgehalten werden. Auf dem Boden stand auf Hebräisch die Forderung nach einer Freilassung der verbliebenen Geiseln: «Alle von ihnen».

Noch 59 Geiseln im Gazastreifen

Derzeit befinden sich noch 59 Geiseln in der Gewalt von Islamisten im Gazastreifen. Davon sollen nur noch 24 Männer am Leben sein. Der US-Sondergesandte Witkoff habe den Rahmen für eine Verlängerung der Waffenruhe vorgeschlagen, nachdem er den Eindruck gewonnen habe, dass es derzeit keine Möglichkeit gebe, eine Brücke zwischen den Positionen der beiden Seiten zur Beendigung des Krieges zu schlagen, heißt es in der Mitteilung des Büros von Regierungschef Netanjahu weiter. Es sei zusätzliche Zeit für Gespräche über einen dauerhaften Waffenstillstand notwendig.

Eine von Israel angestrebte Verlängerung der abgelaufenen ersten Phase des Abkommens mit der Freilassung weiterer Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge hat die Hamas bisher abgelehnt. Sie forderte, mit der zweiten Phase weiterzumachen, die ein endgültiges Ende des Krieges vorsieht. Israel beharrt jedoch seit langem auf dem Kriegsziel der vollständigen Zerstörung der Hamas. Laut israelischen Medienberichten trainiert die Armee des Landes bereits intensiv für einen möglichen Wiederbeginn des Krieges. 

Der vor zwei Wochen aus der Geiselhaft freigekommene russisch-israelische Staatsbürger Alexander (Sascha) Trufanov sagte in einer Videobotschaft: «Lasst nicht zu, dass die Gefühle von Rache, Wut und Zorn über den Werten der Einheit, Brüderlichkeit und der Heiligkeit des menschlichen Lebens stehen.» Er denke jeden Tag an die noch in Gaza verbliebenen Geiseln. Der Gedanke lasse ihn nicht los. «Er begleitet mich jede Stunde, jede Minute des Tages.» 

Ramadan im Gazastreifen zwischen Trümmern

Derweil begehen die Palästinenser im weitgehend zerstörten Gazastreifen trotz widriger Lebensumstände den Ramadan. In Chan Junis im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens saßen Menschen an einem langen Tisch für das Frühstück vor dem Morgengrauen (Suhur). Die Mahlzeit für Kinder sei als Widerstand gegen die israelische Blockade des Gazastreifens gedacht, sagte eine Organisatorin. «Israel hat Gaza zerstört, kein Haus ist unversehrt.» 

Mit ihrer Initiative wolle sie ihrem Volk Hoffnung bringen. «Wir werden unser Leben weiterleben, bis eine politische Lösung gefunden wird, um diesen Krieg zu beenden und unser Heimatland wieder aufzubauen», sagte sie. Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober 2023 in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. 

Auf israelischer Seite wurden dabei mehr als 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere in den Gazastreifen verschleppt. Seit Beginn des Krieges wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 48.300 Menschen im Gazastreifen getötet. Die Zahlen unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten und lassen sich unabhängig nicht bestätigen, werden von den Vereinten Nationen aber als ziemlich glaubwürdig eingestuft.

@ dpa.de