Ausland, Auswärtiges Amt

Der Botschafter von Russland hat Vorwürfe gegen das Auswärtige Amt erhoben

08.10.2020 - 14:40:51

Der Ton zwischen Deutschland und Russland im Fall Alexej Nawalny hat sich verschärft.

Sergei Netschajew, der Botschafter von Russland in Berlin, hat in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" dem auswärtigen Amt eine undurchsichtige Agenda und Voreingenommenheit vorgeworfen. Der Diplomat sagte, die Versuche von Berlin, sich lediglich als Übermittler von schlechten Nachrichten in Szene zu setzen, würden nicht überzeugen. Die deutschen Politiker würden stattdessen die "rote Linie" überschreiten.

Als letztes forderte der Außenminister Heiko Maas von der SPD Russland auf, anstelle der Erhebung von absurden Vorwürfen, nach weiteren Indizien für den Anschlag auf den russischen Oppositionspolitiker Alexei Nawalny mit dem chemischen Kampfstoff an der Aufklärung mitzuwirken. Demgegenüber sagte Sergej Netschajew, dass der Fall enorm politisiert werde. Es würden sich nicht Fachleute, sondern Politiker zu Wort melden. Von Berlin seien die mehrfachen Vorschläge von Russland für eine Kooperation zwischen Medizinern, Experten, Toxikologen entweder unbeantwortet geblieben oder abgewiesen worden. Die Schlussfolgerungen würde er jedem einzelnen überlassen.

Der Botschafter von Russland hat die Darstellung, wie Alexei Nawalny in Sibirien vergiftet worden sein sollte, als unglaubwürdig bezeichnet und stellt die Fragen, ob es hier zumindest eine Prise an gesundem Menschenverständnis geben würde und – milde ausgedrückt – wie viel Naivität es brauchen würde, um so etwas ernst zu nehmen. Dafür wären alle restlichen möglichen Darstellungen des Falls in Deutschland im Vorfeld für absurd erklärt worden. Aus diesen Gründen würde darauf bestanden, dass die Behörden von Deutschland die Karten offenlegen würden, führte der Diplomat weiter aus. Der Botschafter sagte weiter, an dieser Stelle sei es aus Sicht von Russland wichtig, Drohungen, Ultimaten sowie gegenseitige Vorwürfe zu vermeiden, da es so nicht funktionieren würde. Das positive Potenzial von der Beziehung zwischen Deutschland und Russland, welches in der Vergangenheit einen sorgfältigen Aufbau erfahren habe, wolle behutsam behandelt werden. Es sei schade, dass er heute diesen Appell an einige deutsche Abgeordnete und Politiker richten müsse, welche bezüglich der antirussischen Rhetorik oft alle "roten Linien" überschreiten würden. Der Botschafter von Russland hat sein Unverständnis darüber bekräftigt, dass die Behörden von Deutschland bis anhin, entgegen den internationalen Gepflogenheiten, vier russische Gesuche zur Rechtshilfe nicht entsprochen hätten. Er würde nicht im Ansatz verstehen, warum sich Deutschland bei der praktischen Zusammenarbeit mit Russland in einem Fall verweigern würde, obschon sie auf die Aufklärung genauso bestehen würden, sodass sich die Frage stelle, ob die deutschen Partner an der objektiven Ermittlung des Falls interessiert wären.

 

Redaktion ad-hoc-news.de, Ever True Smile

@ ad-hoc-news.de