Russland, Ukraine

Das AKW in Sporischschja im Süden der Ukraine ist seit Kriegsbeginn unter russischer Kontrolle.

04.07.2023 - 21:34:11

Moskau und Kiew werfen sich geplanten Anschlag auf AKW vor. Mehrfach geriet die Anlage unter Beschuss. Nun werfen sich die Kriegsparteien geplante Provokationen vor.

Moskau und Kiew werfen sich gegenseitig einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag auf das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine vor. Bereits in der Nacht zum Mittwoch würden die ukrainischen Streitkräfte versuchen, das AKW mit Raketen und Drohnen anzugreifen, behauptete Renat Kartschaa, Berater des Chefs der russischen Atomenergiebehörde, Rosenergoatom, im Staatsfernsehen. Der ukrainische Generalstab wiederum schrieb in seinem täglichen Lagebericht über angebliche Sprengkörper auf dem Dach des AKW, deren Explosion den Eindruck eines Beschusses wecken solle.

Die Sprengsätze seien an den Dächern des dritten und vierten Reaktorblocks angebracht, sollen die Reaktoren selbst aber wohl nicht beschädigen, heißt es im Lagebericht des ukrainischen Generalstabs. Die Ukraine werde nicht gegen die Normen des Völkerrechts verstoßen, betonte die Militärführung in Kiew zugleich.

Genau das wirft Kartschaa den Ukrainern vor. Demnach soll nicht nur das AKW beschossen werden, sondern auch zeitgleich auch eine mit Atomabfällen bestückte Bombe abgeworfen werden. Beweise für die Anschuldigung brachte der hochrangige Moskauer Beamte nicht vor.

Selenskyj fordert internationalen Druck auf Moskau

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verdächtigt Russland einer bevorstehenden Provokation. «Wir haben jetzt von unserem Geheimdienst die Information, dass das russische Militär auf den Dächern mehrerer Reaktorblöcke des AKW Saporischschja Gegenstände platziert hat, die Sprengstoff ähneln», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Dies diene möglicherweise dazu, einen Anschlag auf die Anlage im Süden des Landes zu simulieren, mutmaßte der Staatschef. Er forderte internationalen Druck auf Moskau, um das zu verhindern.

«Leider gab es keine rechtzeitige und breite Reaktion auf den Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk Kachowka. Und das kann den Kreml zu neuen Übeltaten inspirieren», sagte Selenskyj. Im Juni hatte eine Explosion den Kachowka-Staudamm zerstört. Hunderte Ortschaften wurden überflutet. Die Ukraine und der Westen werfen Russland die Zerstörung vor. Moskau dementiert und beschuldigt seinerseits Kiew der Tat.

Russische Truppen halten das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine seit März 2022 besetzt. Die Nuklearanlage ist während der Gefechte mehrfach unter Beschuss geraten, was international die Sorge vor einer Atomkatastrophe weckte. Aus Sicherheitsgründen wurde die Anlage inzwischen heruntergefahren. Eine Beobachtermission der Internationalen Atomenergiebehörde ist vor Ort.

Beide Kriegsparteien werfen sich wiederholt geplante Provokationen rund um das Kraftwerk vor. Zuletzt haben sich diese Anschuldigungen stetig verschärft.

@ dpa.de

Weitere Meldungen

Putin kündigt Vergeltung nach Drohnenangriff auf Kasan an. Die Spirale der Gewalt reißt auch daher nicht ab, weil jede Seite Rache für Treffer üben will - wie nun der Kreml. Immer wieder überziehen sich Russland und die Ukraine mit Angriffen aus der Luft. (Ausland, 22.12.2024 - 12:43) weiterlesen...

Pistorius warnt vor hybrider Gefahr aus Moskau. Die Vereinten Nationen in New York bieten eine Bühne, auf der die Ukraine und Russland öffentlich streiten. Präsident Selenskyj schickt einen Diplomaten dorthin, der in Deutschland gut bekannt ist. Pistorius warnt vor hybrider Gefahr aus Moskau (Ausland, 22.12.2024 - 04:55) weiterlesen...

EU will am 24. Februar neue Sanktionen gegen Russland beschließen Die EU will zum dritten Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. (Politik, 22.12.2024 - 04:00) weiterlesen...

Wagenknecht glaubt nicht an russische Angriffe auf weitere Länder BSW-Chefin Sahra Wagenknecht glaubt nicht daran, dass Russland nach dem Angriffskrieg in der Ukraine weitere Länder in Europa angreifen würde. (Politik, 21.12.2024 - 08:00) weiterlesen...

Weihnachtsgrüße für Gefangene in Russland und der Ukraine. Nun aber treffen sich zwei ranghohe Vertreter öffentlich in einem Drittstaat. Kontakte zwischen Kiew und Moskau laufen derzeit - wenn überhaupt - verdeckt ab. (Ausland, 21.12.2024 - 04:55) weiterlesen...

Litauens Regierungschef warnt vor 'Appeasement-Falle' Bei seinem ersten Besuch in der von Russland angegriffenen Ukraine hat der neue litauische Regierungschef die weitere anhaltende Unterstützung seines Landes zugesichert. (Wirtschaft, 20.12.2024 - 18:50) weiterlesen...