Bisher wurde der Grenzübergang Rafah vor allem für die Lieferung von Hilfsgütern geöffnet.
01.11.2023 - 08:55:00Krankenwagen warten am Grenzübergang zum Gazastreifen. Jetzt werden wohl bald verletzte Palästineneser die Genze überqueren können, um in Ägypten behandelt zu werden.
Die Behandlung palästinensischer Verletzter aus dem Gazastreifen in Ägypten rückt offensichtlich näher. Am Mittwochmorgen fuhren mehr als ein Dutzend ägyptische Krankenwagen zu einem Tor am Grenzübergang Rafah, wie auf Bildern des staatsnahen Fernsehsenders Al-Kahira News zu sehen war.
Laut dem Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, Raed Abdel Nasser, standen 40 Krankenwagen bereit. Al-Kahira News zufolge warteten diese im Transitbereich des Grenzübergangs auf der ägyptischen Seite.
Die Grenzbehörde in Gaza wurde am Dienstagabend von ägyptischer Seite über den geplanten Schritt informiert. 81 Schwerverletzte würden die Grenze in Rafah am Mittwoch überqueren können, um in ägyptischen Krankenhäusern behandelt zu werden, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Auch Mitarbeiter des Ägyptischen Roten Halbmondes wurden am Dienstag informiert, sich für die Öffnung bereitzuhalten.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs war bisher keine Behandlung von Verletzten in Ägypten möglich. Die Öffnung des Übergangs Rafah und wer ihn passieren darf, wird streng reguliert. Der Übergang wurde bisher vor allem zur Lieferung von Hilfsgütern genutzt.
Feldlazarett in Ägypten
Ägypten hat zur Behandlung palästinensischer Verwundeter bereits ein Feldlazarett errichten lassen. Es liegt hinter einem staatlichen Krankenhaus im Ort Scheich Suwaid, etwa 15 Kilometer vom Übergang Rafah entfernt. Laut Berichten verfügt es über mindestens 300 Betten.
Al-Kaira News berichtete, Ägypten sei zum Empfang von etwa 80 Verwundeten bereit, die Scheich Suwaid sowie im Küstenort Al-Arisch behandelt werden sollen. Abdel Nasser vom Ägyptischen Roten Halbmond sagte, auch Transfers in andere Spezialkrankenhäuser seien möglich, darunter in Kairo.
Ausländische Staatsangehörige wohl kurz vor Ausreise
Erstmals seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober steht eine Gruppe ausländischer Staatsangehöriger und Palästinenser mit Zweitpass wohl kurz vor der Ausreise aus dem Gazastreifen nach Ägypten. Eine erste Gruppe von ihnen befinde sich im Transitbereich des Grenzübergangs Rafah, sagte Raed Abdel Nasser, Generalsekretär des Ägyptischen Roten Halbmonds im Nord-Sinai, der Deutschen Presse-Agentur. Sie warteten im palästinensischen Teil des Übergangs darauf, ihre Formalien für die Einreise nach Ägypten zu erledigen.
Geplant sei die Ausreise von mehr als 500 Ausländern und Palästinensern mit weiterer Staatsangehörigkeit. Unter den ausreisenden Menschen sind keine Geiseln, die beim Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober nach israelischen Armeeangaben aus Israel in den Gazastreifen verschleppt wurden. Unter den Verschleppten befinden sich auch mehrere Deutsche.
An der Grenze versammelten sich am Mittwoch laut Augenzeugen etwa 50 ausländische Staatsangehörige, darunter US-Amerikaner und Kanadier. Es würden auch Menschen mit ägyptischer, jordanischer und algerischer Staatsangehörigkeit auf Ausreise warten. Nach dpa-Informationen sollen die ausländischen Staatsangehörigen nach Überquerung der Grenze zum Flughafen Kairo gebracht werden und von dort weiterreisen.
Eine offizielle Bestätigung über eine mögliche Grenzöffnung für Zivilisten gab es zunächst nicht. Unklar blieb auch, wann die Grenze im Fall einer Öffnung wieder schließt.