Grüne, Annalena Baerbock

Außenministerin Annalena Baerbock besucht Israel, das nach den Terrorangriffen der Hamas-Islamisten unter Schock steht.

13.10.2023 - 10:36:02

Baerbock in Israel gelandet - «Terror beim Namen nennen». Sie will ein Zeichen der Solidarität setzen - und auch mit Deutschen sprechen.

  • «Der Terror der Hamas birgt die Gefahr, eine ganze Region zu destabilisieren», warnt Außenministerin Annalena Baerbock. - Foto: Michael Kappeler/dpa

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  • Außenministerin Annalena Baerbock hat Israel und seiner Bevölkerung nach dem blutigen Angriff der islamistischen Hamas die deutsche Solidarität versichert. - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

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«Der Terror der Hamas birgt die Gefahr, eine ganze Region zu destabilisieren», warnt Außenministerin Annalena Baerbock. - Foto: Michael Kappeler/dpaAußenministerin Annalena Baerbock hat Israel und seiner Bevölkerung nach dem blutigen Angriff der islamistischen Hamas die deutsche Solidarität versichert. - Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Außenministerin Annalena Baerbock ist nach Angaben aus dem Auswärtigen Amt zu ihrem Solidaritätsbesuch in Israel gelandet. Neben politischen Gesprächen standen für die Grünen-Politikerin am Freitag auch Treffen mit deutschen Staatsangehörigen auf dem Programm.

Vor ihrem Abflug am frühen Morgen in Berlin hatte Baerbock den Angriff der islamistischen Hamas auf Israel erneut scharf verurteilt. «Die Hamas hat in den vergangenen Tagen schreckliche Gräueltaten verübt», erklärte sie. Die Terrorangriffe seien eine brutale Zäsur. Für die Menschen in Israel habe eine neue Zeitrechnung begonnen. «Es gilt, hinzusehen, und diesen Terror beim Namen zu nennen.»

Baerbock will sich nach Informationen der Familie der mutmaßlich in den Gazastreifen verschleppten deutschen Staatsbürgerin Shani Louk auch mit deren Mutter treffen. Die Familie der 22-Jährigen teilte im baden-württembergischen Sulz am Neckar mit, das Treffen solle am Nachmittag an einem geheimen Ort stattfinden. Shani Louk soll bei einem Musikfestival in der israelischen Negev-Wüste von der islamistischen Hamas als Geisel genommen worden sein.

Ihre aus Ravensburg stammende Mutter hatte am Dienstag in einer Videobotschaft erneut um Hilfe für ihre Tochter gebeten. Die junge Frau sei schwer verletzt, aber am Leben. Die Familie geht davon aus, dass sich Shani Louk im Gazastreifen befindet.

Furcht vor einem Flächenbrand

Bei ihrem Besuch setzt die Grünen-Politikerin auch auf Partner und Nachbarstaaten des angegriffenen Landes. «Der Terror der Hamas birgt die Gefahr, eine ganze Region zu destabilisieren», warnte Baerbock. «Es gilt jetzt zu verhindern, dass weitere Akteure in der Region Öl ins Feuer gießen», mahnte Baerbock.

Wo es zuletzt vorsichtige Annäherungsschritte gegeben habe, wolle die Islamistenorganisation Hamas einen Flächenbrand auslösen, sagte die Ministerin. Hintergrund ist die jüngste Annäherung Israels mit Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die in der arabischen Welt hoch umstritten ist. Gemutmaßt wird, dass die Hamas diese Entwicklung mit ihrer Terrorattacke gezielt sabotieren wollte.

Bei einer Gesprächsreihe der Frauenzeitschrift «Brigitte» sagte Baerbock gestern Abend in Berlin: «Jetzt sind alle gefragt. Die engsten Freunde Israels, wir Europäer, wir Deutsche, die Amerikaner, aber natürlich auch die direkten Nachbarn» wie etwa Ägypten. Es sei ein «Funken Hoffnung in dieser furchtbaren Zeit», dass es in den vergangenen Monaten Annäherungen zwischen Israel und anderen Ländern gegeben habe, insbesondere Golfstaaten und allen voran Saudi-Arabien.

Baerbock trifft Israels Außenminister Cohen

Bei einem Treffen mit ihrem Amtskollegen Eli Cohen versicherte Baerbock Israel und seiner Bevölkerung die deutsche Solidarität. «In diesen schrecklichen Tagen stehen wir an Ihrer Seite und fühlen mit Ihnen. In diesen Tagen sind wir alle Israelis», sagte die Grünen-Politikerin in Netivot in der Nähe der Grenze zum Gaza-Streifen. Sie ergänzte: «Ich möchte unsere tiefste Solidarität seitens der deutschen Regierung, aber auch der deutschen Bevölkerung zum Ausdruck bringen.»

Baerbock sprach im Krisenzentrum der Stadt auch mit Angehörigen von verschleppten deutschen Staatsangehörigen. Die gemeinsame Pressekonferenz mit Cohen fand in Anwesenheit der Angehörigen statt. Auf Wunsch von Cohen besuchten beide im Anschluss ein Wohnhaus, das von einer Hamas-Rakete getroffen worden war. Bei dem Terrorangriff wurden nach Informationen des Auswärtigen Amts in dem Haus Großvater, Vater und Sohn getötet.

Auch von der Leyen besucht Israel

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist zu einem Solidaritätsbesuch in Israel eingetroffen. Von der Leyen wird von EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola begleitet. Die Politikerinnen wollen die israelische Führung treffen, teilt von der Leyen auf der Onlineplattform X (früher Twitter) mit. Metsola schrieb auf X, der Terror werde nicht siegen. «Wir können - wir müssen - die Hamas stoppen».

Kritik an Ausreise-Orga: Warnung vor «absolutem Chaos»

In der ZDF-Sendung «Maybrit Illner» hatte Baerbock Vorwürfe zurückgewiesen, ihr Ministerium habe nicht genug für eine schnelle Ausreise von Deutschen aus Israel getan. Sie verwies auf die schwierige Situation vor Ort und die relativ hohe Zahl von rund 100.000 Deutschen und Doppelstaatlern in Israel. Wenn man alle Ausreisewilligen zum Flughafen gebeten hätte, wäre das «absolute Chaos» entstanden, sagte Baerbock.

Gestern gab es vier Sonderflüge der Lufthansa von Israel nach Deutschland. Damit seien mehr als 1000 Menschen zurückgeholt worden, sagte Baerbock. Für heute sind vier Sonderflüge angekündigt. Zudem bereitet sich die Bundeswehr darauf vor, notfalls ebenfalls deutsche Staatsbürger aus Israel nach Deutschland bringen zu können.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) kritisierte allerdings die geplanten Rückholflüge durch zivile Fluggesellschaften. Wegen des «unkalkulierbaren Risikos» müssten derartige Flüge von der Luftwaffe durchgeführt werden, erklärte die VC in Frankfurt. Militär-Crews seien für derartige Operationen geschult und ihre Flugzeuge verfügten über entsprechende Ausrüstung.

@ dpa.de