Sorge, Ausweitung

An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es zu schweren Auseinandersetzungen.

27.12.2023 - 16:16:42

Sorge vor Ausweitung des Nahost-Konflikts auf Norden Israels. Auf beiden Seiten gibt es Opfer zu beklagen. Die Sorge vor einer Ausweitung des Konflikts wächst. Der Überblick.

  • Israelische Soldaten stehen auf gepanzerten Mannschaftstransportwagen (APC) in der Nähe der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen im Süden Israels. - Foto: Leo Correa/AP/dpa

    Leo Correa/AP/dpa

  • Ein libanesischer Mann in Bint Dschubail auf den Trümmern eines Hauses, welches durch einen israelischen Luftangriff zerstört worden ist. - Foto: Mohammad Zaatari/AP/dpa

    Mohammad Zaatari/AP/dpa

Israelische Soldaten stehen auf gepanzerten Mannschaftstransportwagen (APC) in der Nähe der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen im Süden Israels. - Foto: Leo Correa/AP/dpaEin libanesischer Mann in Bint Dschubail auf den Trümmern eines Hauses, welches durch einen israelischen Luftangriff zerstört worden ist. - Foto: Mohammad Zaatari/AP/dpa

Wachsende Spannungen zwischen Israel und der Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon erhöhen die Sorge vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Bei einem Angriff Israels auf einen libanesischen Grenzort wurden Medienberichten zufolge in der Nacht zum Mittwoch drei Menschen getötet.

Die mit dem Iran verbündete Hisbollah reklamierte neue Raketenangriffe auf Israel für sich. Im Gazastreifen stieg die Zahl der Todesopfer unterdessen weiter an. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bezeichnete den Gaza-Krieg als «Vernichtungskrieg» und machte den USA schwere Vorwürfe.

Grenzort im Libanon gilt als Hisbollah-Hochburg

Der den Berichten zufolge von israelischen Kampfflugzeugen angegriffene libanesische Grenzort Bint Dschubail gilt als Hochburg der Hisbollah. Unter den Toten war nach Hisbollah-Angaben einer ihrer Kämpfer. Das israelische Militär teilte mit, die Angaben zu prüfen.

Die von der Hisbollah auf Israel abgefeuerten Raketen galten der Miliz zufolge auch einem Marineziel. Nach israelischen Armeeangaben gab es Luftalarm im Grenzort Rosch Hanikra an der Mittelmeerküste. Die «Times of Israel» berichtete, mindestens 18 Raketen seien auf Rosch Hanikra abgefeuert worden. Etwa ein Drittel davon habe die Raketenabwehr abgefangen.

Israels hochgerüsteter Feind im Norden

Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober kommt es immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah in der Grenzregion. Dabei gab es auf beiden Seiten Tote und Verletzte. Die jüngsten Auseinandersetzungen gelten als die Schwersten seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahr 2006. Die proiranische Hisbollah gilt als weitaus mächtiger und stärker bewaffnet als die islamistische Hamas im Gazastreifen.

Hamas-Behörde: Zahl der Toten steigt auf 21.100

Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums in dem Küstenstreifen 21.110 Menschen getötet. Mehr als 55 200 Palästinenser seien verletzt worden. Allein innerhalb von 24 Stunden seien bei israelischen Angriffen im Gazastreifen 195 Menschen getötet worden, teilte ein Sprecher mit. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht. Auslöser des Gaza-Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas sowie anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.

Zahlreiche Tote bei Angriff nahe Klinik in Chan Junis

Bei einem mutmaßlichen israelischen Angriff auf ein Gebäude in der Nähe eines Krankenhauses in Chan Junis im südlichen Gazastreifen soll es viele Tote gegeben haben. Ein Sprecher der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sprach von 20 Toten und Dutzenden Verletzten. Auch der palästinensische Rettungsdienst Roter Halbmond schrieb auf der Plattform X, bei einem Angriff auf ein Wohngebäude nahe des Al-Amal-Krankenhauses habe es Dutzende Tote und Verletzte gegeben. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Israels Militär prüfte die Angaben.

Abbas: Krieg in Gaza ist «mehr als ein Vernichtungskrieg»

Der Gaza-Krieg ist nach Worten von Palästinenserpräsident Abbas «mehr als ein Vernichtungskrieg». In einem Interview mit dem ägyptischen Fernsehsender ON am Dienstagabend sagte er: «Unser Volk hat noch nie einen solchen Krieg erlebt, nicht einmal bei der Nakba-Katastrophe von 1948.»

Der Begriff Nakba (Katastrophe) bezieht sich auf die Flucht und Vertreibung von Palästinensern im ersten Nahost-Krieg 1948. Gleichzeitig machte Abbas die USA für die Fortsetzung des Kriegs verantwortlich: «Immer wenn die Welt, der (UN)-Sicherheitsrat und die Generalversammlung den Krieg stoppen wollen, legen die USA ihr Veto ein und weigern sich, den Krieg zu beenden.» Wenn die USA wollten, könnten sie Israel dazu bewegen, den Krieg zu beenden. Alles, was derzeit passiere, passiere mit der Unterstützung der USA.

Abbas: «Lage im Westjordanland kann jederzeit explodieren»

Abbas warnte weiterhin vor einer Ausweitung des Kriegs auf das Westjordanland. «Die israelische Armee und Siedler greifen täglich die Städte im Westjordanland und Jerusalem an. Die Lage im Westjordanland kann jederzeit explodieren», sagte er. Israel verfolgt seiner Meinung nach das Ziel, irgendwann alle Palästinenser aus Gaza und dem Westjordanland zu vertreiben.

Irans Verteidigungsminister droht Israel

Irans Verteidigungsminister drohte nach der Tötung eines hochrangigen Generals in Syrien mit Vergeltung. «Zur rechten Zeit am rechten Ort werden wir dem schwachen zionistischen Feind (Israel) eine mächtige Antwort geben», sagte Mohammed-Resa Aschtiani laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim.

Am Montag war der iranische General Sejed-Rasi Mussawi, ein ranghohes Mitglied der iranischen Revolutionswächter (IRGC), in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus durch einen mutmaßlich israelischen Luftangriff getötet worden.

@ dpa.de