104 Personen haben das Bootsunglück auf dem Mittelmeer überlegt - neun davon werden verdächtigt, Schleuser zu sein.
16.06.2023 - 10:00:03Griechische Küstenwache weitet Suche nach Bootsunglück aus. Für Hunderte wird eine Rettung immer unwahrscheinlicher.
Nach dem schweren Bootsunglück mit vermutlich Hunderten Toten Migranten im Mittelmeer gibt es praktisch keine Hoffnung mehr, noch Überlebende zu finden. Das Suchgebiet in den Gewässern südwestlich von Griechenland wurde nochmals ausgeweitet, wie die Küstenwache mitteilte.
Nach Medienberichten soll die Suche im Lauf des Tages aber eingestellt werden. Am Donnerstagabend waren von den 104 Überlebenden neun Verdächtige in der Hafenstadt Kalamata festgenommen worden. Die Ägypter gelten als mutmaßliche Schleuser und Organisatoren der Unglücksfahrt.
Der mit schätzungsweise 500 bis 700 Menschen besetzte Fischkutter war in der Nacht zum Mittwoch rund 50 Seemeilen südwestlich der Halbinsel Peloponnes in internationalen Gewässern gesunken. Zuvor soll an Bord eine Massenpanik ausgebrochen sein, die das übervolle Schiff zum Kentern brachte. Seither wurden 78 Todesopfer geborgen. Die Behörden vermuten, dass das Boot sehr schnell sank. Deshalb sei es den Menschen unter Deck vermutlich nicht gelungen, sich ins Freie zu retten.
Unglücksort an tiefster Stelle
Am Freitag begannen die Behörden, die Überlebenden in ein Auffanglager nördlich von Athen zu bringen, wo die Migranten registriert werden und Asylanträge stellen können. Lediglich die neun mutmaßlichen Schleuser blieben in Kalamata in Polizeigewahrsam. Dabei handelt sich nach Angaben der Küstenwache um Ägypter im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Ihnen werden fahrlässige Tötung, Menschenhandel und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen.
Der Unglücksort befindet sich in der Region der tiefsten Stelle des Mittelmeers, dem bis zu 5267 Meter tiefen Calypsotief. Eine Bergung des Wracks ist deshalb kaum wahrscheinlich. Experten halten einen solchen Versuch für sehr aufwendig und teuer.